Warnungen ignoriert
3. August 2007Der Einsturz einer Autobahnbrücke in Minneapolis hat wohl doch weniger Menschen das Leben gekostet als zunächst befürchtet. Bis Freitagmorgen (3.8.2007) wurden fünf Menschen tot geborgen. Die Behörden reduzierten inzwischen aber die Zahl der noch Vermissten von 30 auf acht. Taucher bargen in der Nacht ein fünftes Todesopfer, wie die Behörden mitteilten.
"Nicht akzeptabel"
Einen Tag nach dem katastrophalen Brückeneinsturz in Minneapolis sind Bedenken über die Einhaltung der notwendigen Sicherheitsvorkehrungen laut geworden. Wie am Donnerstag bekannt wurde, gab es schon 1990 Bedenken hinsichtlich der großen Spannweite der Brücke über den Mississippi. Eine Untersuchung wies damals zudem auf eine massive Verrostung von Brückenlagern hin - dabei handelt es sich um zentrale tragende Teile des Bauwerks. Die von der Bundesregierung in Washington vorgenommene Untersuchung stufte die Brücke über den Mississippi als mangelhaft ein.
Das US-Verkehrsministerium empfahl unterdessen umgehende Inspektionen vor allem jener rund 750 Brücken, die eine ähnliche Konstruktion haben wie die eingestürzte Brücke zwischen Minneapolis und St. Paul. Verkehrsministerin Mary Peters unterzeichnete eine entsprechende Anweisung an die zuständigen Behörden der einzelnen US-Staaten. "Was in Minnesota passiert ist, ist einfach nicht akzeptabel", sagte Peters. Notwendig sei nun eine grundsätzliche Überprüfung des US-Brücken-Inspektionsprogramms, "damit sich eine solche Tragödie nicht mehr wiederholen kann".
Zehntausende mangelhafte Brücken
Die Bundesbehörde für die Verwaltung von Schnellstraßen kam in einem Bericht aus dem Jahre 2006 allerdings zu dem Schluss, dass von den rund 600.000 Brücken im ganzen Land 75.422 gewisse Strukturmängel aufwiesen. Auf einer Skala von 1 bis 100 landete die nunmehr eingestürzte Brücke in puncto strukturelle Stabilität auf Platz 50. Laut Ministerin Peters bedeutet dies allerdings nicht, dass die Brücke als grundsätzlich unsicher galt und nicht mehr hätte befahren werden sollen.
Der Sprecher des Weißen Hauses, Tony Snow, betonte allerdings, dass der Staat Minnesota für eine Behebung der bei der Inspektion festgestellten Mängel verpflichtet gewesen sei. Der Einsturz ging nach ersten Einschätzungen von Experten aller Wahrscheinlichkeit nach auf Material-Ermüdung zurück.
Laura Bush besucht Unglücksort
Beobachtern zufolge wird nunmehr zu klären sein, ob man hätte voraussehen können, dass diese Mängel letztlich zur Katastrophe führen würden. Die achtspurige Autobrücke der Schnellstraße Interstate 35W wurde täglich von etwa 141.000 Autos befahren. Zum Zeitpunkt des Einsturzes waren wegen Reparaturarbeiten nicht alle Spuren benutzbar, was das Verkehrsaufkommen erheblich reduzierte.
US-Präsident George W. Bush kündigte für Samstag einen Besuch am Unglücksort an. Er stellte Finanzhilfe für den schnellen Wiederaufbau der Brücke in Aussicht. Seine Ehefrau Laura Bush wird bereits am Freitag in Minneapolis erwartet. (stu)