Das kommt auf der #rp14
4. Mai 2014Früher nannte man die re:publica noch "Klassentreffen". Es fing ja auch klein an, mit ein paar Hundert Leuten, die sich für das Internet und das, was man damit machen kann, interessierten. Sie trafen sich unter dem Motto "Leben im Netz" im April 2007 erstmals in einer kleinen Berliner Location und tauschten sich aus. Schon bald platzte diese kleine Location aus den Nähten. Die re:publica zog in die "Station" im Berliner Stadtteil Kreuzberg - ein ehemaliges Industriegelände mit viel Platz für elf Bühnen, 250 Veranstaltungen und gut 5000 Besucher.
In diesem Jahr steht die Konferenz unter dem Motto "Into the wild" und soll, so die Veranstalter: "den Blick öffnen für verschiedene Ansätze, um das Internet und die Gesellschaft der nahen Zukunft zu verstehen und zu verbessern." Mit anderen Worten: Ins unentdeckte Land vordringen, austesten, was im Netz noch geht, vor dem Hintergrund von Spähaffäre, Datenklau und Überwachungswahn. So macht sich die re:publica auf "die Suche nach unerwarteten technischen Lösungen, überraschenden Impulsen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik." Die Macher freuen sich auf eine "neue, ungezähmte Netzkultur". Unter dem Hashtag "#rp14" werden viele Teilnehmer und Beobachter wieder ihre Eindrücke während der drei digitalen Tage twittern und posten. Auch wir berichten in einem Storify-Blog live von der Konferenz - mit Fotos, Videos und Interviews.
Diesmal mit Glamourfaktor
Viele spannende Gäste sind eingeladen. Sie kommen aus Politik und Wirtschaft, aus der internationalen Blogosphäre, von Universitäten und NGOs. Mindestens ein "echter" Promi ist jedes Jahr dabei. So hat 2012 Steffen Seibert, Regierungssprecher und persönlicher Berater der Bundeskanzlerin über seine Erfahrungen mit Twitter gesprochen. 2013 diskutierte Daimler-Chef Dieter Zetsche über das vernetzte Auto.
Für die #rp14 hat sich nun der finnische Security-Guru Mikko Hyppönen angekündigt und wird über "Digitale Freiheit" sprechen. Den Vortrag wird er nicht alleine halten. Mit ihm kommt einer, den man zunächst eher nicht mit Internetkultur oder -aktivismus in Verbindung bringt: der US-Schauspieler David Hasselhoff, bekannt aus TV-Serien wie "Nightrider" oder "Baywatch". Und für einen Nummer 1-Hit, der 1989 zum Soundtrack des Mauerfalls wurde. "Looking for Freedom" ist die Schlagzeile, unter der Hyppönen und Hasselhoff ein Manifest für digitale Freiheit verkünden wollen. Dass dahinter der große finnische IT-Sicherheitskonzern F-Secure steht, macht die Sache zwar zu einer PR-Veranstaltung, allerdings mit garantiertem Glamourfaktor. Immerhin verspricht F-Secure eine "Diskussion, die das Thema der digitalen Freiheit auf ein neues Level heben wird."
Von Aktivismus bis Satire
Den Auftakt der #rp14 gestalten die Medienaktivisten "The Yes Men", die dafür bekannt sind, dass sie mit ihren Aktionen ganze Veranstaltungen sprengen können: Sie schlüpfen in Rollen von Firmenbossen oder Journalisten und mischen Konferenzen und sogar Fernsehshows auf. Für das re:publica-Team die beste Wahl für das diesjährige "Into the Wild"-Motto.
Atmosphäre wie auf einem Pop-Festival
Das endgültige Programm steht in der Regel erst ganz kurz vor Beginn der re:publica fest. Für die Besucher gibt es eine App, mit der sie planen können, welche Sessions oder Keynotes sie besuchen.
Wer Pause macht, setzt sich in der Mitte der Eingangshalle auf die Sitzinsel, bei schönem Wetter ist man draußen im Hof, trinkt Kaffee, Biolimonade, raucht entspannt in der Sonne und trifft sich mit Bekannten. Ohne Laptop, Tablet oder Smartphone geht hier gar nichts, W-LAN ist für alle da, und per Twitter können sich die "re:publicaner" über den Verlauf der Veranstaltungen in den Hallen informieren. In einer Bar läuft Elektrosound, manchmal werden die Lautsprecher schon nachmittags auf den Hof gestellt, einige Leute tanzen. Eine Stimmung wie auf einem Festival. So bunt das alles auch manchmal wirkt: Ein Klassentreffen irgendwelcher Internet-Nerds ist die re:publica schon lange nicht mehr.