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Politik

VW beurlaubt Cheflobbyist nach Affenskandal

30. Januar 2018

Die VW-Konzernspitze versucht mit Macht, den Imageschaden zu begrenzen, der durch die aufgeflogenen Tierexperimente entstanden ist. Jetzt trifft es einen Mann, der ursprünglich aus der Politik kam.

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Thomas Steg VW
Bild: imago/W.P. Prange

Nach Bekanntwerden der Abgasversuche an Affen hat Volkswagen seinen Cheflobbyisten Thomas Steg (Archivbild) beurlaubt. Steg habe erklärt, die volle Verantwortung für die "Vorgänge" zu übernehmen, schrieb der Autokonzern in einer Mitteilung. Der frühere stellvertretende Sprecher der Bundesregierung war vor fünf Jahren als Generalbevollmächtigter für Außen- und Regierungsbeziehungen nach Wolfsburg gekommen.

Zuvor hatte Steg selbst noch angekündigt, VW werde künftig keine derartigen Experimente mehr in Auftrag geben oder fördern. "Wir wollen Tierversuche für die Zukunft absolut ausschließen", hatte er der "Bild"-Zeitung gesagt. VW lasse prüfen, was nach den Versuchen mit den Affen geschehen sei, in welchem Zustand sie übergeben wurden und wie es ihnen heute gehe. "Was geschehen ist, hätte nicht passieren dürfen." Weder mit Menschen noch mit Affen hätten solche Studien stattfinden dürfen, erklärte Steg.

"Unethisch und abstoßend"

Der VW-Vorstandsvorsitzende Matthias Müller hatte am Montagabend erklärt: Die von der Europäischen Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor (EUGT) in den USA praktizierten Methoden "waren falsch, sie waren unethisch und abstoßend. Mit Interessensvertretung oder wissenschaftlicher Aufklärung hatte das nichts, gar nichts zu tun". Ihm tue es leid, "dass Volkswagen als einer der Träger der EUGT an diesen Vorgängen beteiligt war. (...) Es gibt Dinge, die tut man schlicht nicht", so Müller.

VW Matthias Müller
"Es gibt Dinge, die tut man einfach nicht": Konzernchef Matthias Müller (Archivbild)Bild: picture alliance/dpa/U. Deck

Nun müssten "alle nötigen Konsequenzen" gezogen werden, forderte der VW-Chef. Sein Konzern hatte sich am Wochenende bereits für die in den USA durchgeführten Versuche entschuldigt, bei denen Affen gezielt Schadstoffen ausgesetzt worden waren. Die Tests waren Teil einer Studie, die beweisen sollte, dass die Diesel-Schadstoffbelastung dank moderner Abgasreinigung erheblich abgenommen hat.

Die im Sommer 2017 aufgelöste EUGT - eine von VW, Daimler, BMW und Bosch finanzierte Lobby-Initiative - hatte die Studie zu diesem Zweck beim US-amerikanischen "Lovelace Respiratory Research Institute" in Auftrag gegeben. Volkswagen soll dabei federführend gewesen sein. 

Nach Befürchtung von Bosch-Chef Volkmar Denner untergraben die Abgastests den Kampf um die Zukunft der Dieseltechnologie. Nur mit Transparenz und einer sachlichen Diskussion könne die Branche das mit dem Abgasskandal verloren gegangene Vertrauen zurückgewinnen, erklärte Denner in Ludwigsburg. Die Enthüllungen über das EUGT, an dem Bosch bis 2013 und damit in der Zeit vor den Tierversuchen beteiligt war, könnten einen "erheblichen Rückschlag" bedeuten. Bosch hatte Forschungsinstitut 2007 mit Daimler und Volkswagen zusammen gegründet - Denner zufolge mit dem Ziel, die Auswirkungen von Schadstoffen zu erforschen. Bosch sei unzufrieden mit dem Fortgang der Arbeiten gewesen und deshalb 2013 ausgeschieden.

Uni Aachen dementiert 

Jüngste Medienberichte, es habe in diesem Zusammenhang Schadstofftests nicht nur mit Affen, sondern auch mit Menschen gegeben, wurden von der Universität Aachen zurückgewiesen. Der zuständige Institutsleiter Thomas Kraus sagte, in der Aachener Studie von 2013 - lange vor Bekanntwerden des VW-Dieselskandals - sei es um den Stickstoffdioxid-Grenzwert am Arbeitsplatz gegangen. 25 gesunde Menschen seien damals für drei Stunden Konzentrationen vergleichbar mit der in der Umwelt ausgesetzt worden. Gesundheitliche Effekte habe es nicht gegeben, so Kraus. Die Ethikkommission der Uniklinik Aachen habe die Studie, die erst 2016 veröffentlicht worden sei, geprüft und genehmigt.

Uniklinik Aachen
Forscher der Uniklinik Aachen führten Versuche mit Stickstoffdioxid durchBild: picture-alliance/dpa/Marius Becker

Volkswagen bestritt ebenfalls einen Zusammenhang mit der Dieselaffäre. Unklar blieb, warum auch die Aachener Studie von der EUGT gefördert wurde. Die Forscher seien jedenfalls "in keinster Weise" beeinflusst worden, versicherte Kraus. Stickstoffdioxid (NO2) ist der Schadstoff, dessen Messwerte von VW in den USA jahrelang manipuliert worden waren, um die gesetzlichen Grenzwerte für Dieselfahrzeuge offiziell einzuhalten.

wa/jj/se (dpa, afp, kna, epd)