VW und die brailianische Militärdiktatur
2. November 2015Volkswagen will mit der brasilianischen Justiz über eine Form der Wiedergutmachung für seine mutmaßliche Zusammenarbeit mit der Militärdiktatur (1964-1985) verhandeln. In einer E-Mail an die brasilianische Zeitung "O Estado de São Paulo" erklärte der Leiter der Historischen Kommunikation bei VW, Manfred Grieger, er habe mit Justizvertretern über mögliche Lösungen gesprochen, wie das Blatt berichtete. "Eine Idee könnte es sein, gemeinsam mit brasilianischen Institutionen wie etwa den Gewerkschaften eine Gedenkschrift zu entwickeln". Wichtig seien weitere Gespräche mit Opfern, auch eine offizielle Entschuldigung durch VW-Repräsentanten sei denkbar.
Festnahmen und Folterungen von VW-Mitarbeitern
Ehemalige Beschäftigte sowie Aktivisten hatten im September Anzeige gegen den deutschen Konzern erstattet, weil er die Verfolgung und Folterung von Gegnern der Diktatur erlaubt habe. So soll der Konzern zugelassen haben, dass zwölf Arbeiter einer Fabrik am Rand von São Paulo festgenommen und gefoltert wurden. Zudem sollen Mitarbeiter von Volkswagen "schwarze Listen" von Oppositionellen erstellt haben. Die Kläger verlangen von Volkswagen Schadensersatzzahlungen.
Die Staatsanwaltschaft muss die Vorwürfe nun prüfen, eine außergerichtliche Einigung ist möglich. Spätestens Anfang 2016 seien weitere Gespräche geplant. Die von Staatspräsidentin Dilma Rousseff eingesetzte Wahrheitskommission sieht klare Indizien für eine Kollaboration der VW-Tochter "Volkswagen do Brasil" mit dem Regime. Rousseff war Anfang der 70er Jahre als Mitglied einer linken Guerillagruppe selbst in Haft genommen und dort gefoltert worden. Gegen Volkswagen war bei der Bundesstaatsanwaltschaft in São Paulo Anzeige erstattet worden.
Volkswagen do Brasil ist seit 1953 im fünftgrößten Land der Welt aktiv und beschäftigt hier rund 20.000 Menschen.
Die Anzeige fällt mit dem Skandal um manipulierte Abgaswerte zusammen: VW hatte Anfang Oktober eingeräumt, Abgaswerte von Dieselfahrzeugen durch eine Software manipuliert zu haben. Bei Tests auf dem Prüfstand führte das Programm zu einem niedrigeren Schadstoffausstoß als im Normalbetrieb. Weltweit wurde die Software in bis zu elf Millionen Autos eingebaut. Dem Konzern droht nun eine Prozesslawine.
as/sc (dpa, afp)