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VW verkündet große Würfe

14. Mai 2019

Als erster deutscher Autobauer steigt Volkswagen in die Fertigung von Batteriezellen für Elektroautos ein. Außerdem will der Konzern seine Lkw-Sparte bis zum Sommer an die Börse bringen.

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Deutschland Elektro-VW
Bild: picture-alliance/dpa/A. Arnold

Volkswagen treibt den Umstieg in die Elektromobilität mit großen Schritten voran. Am Vorabend der heutigen Hauptversammlung beschloss der Aufsichtsrat am Montag, knapp eine Milliarde Euro in eine eigene Batteriezellfertigung zu investieren und bestätigte damit Informationen der Nachrichtenagentur Reuters. Es sei geplant, eine solche Batteriezellfertigung in Niedersachsen (Salzgitter) anzusiedeln, wo VW bereits über eine Pilotanlage für Batteriezellen unterhält. Das Projekt soll im Rahmen einer Partnerschaft in Europa umgesetzt werden.

Zudem beschloss der Aufsichtsrat, in konkrete Verhandlungen über ein neues Mehrmarken-Werk in Europa mit den verbliebenen potenziellen Standorten einzutreten. Insidern zufolge handelt es sich dabei um Bulgarien und die Türkei. Die Lkw-Tochter Traton soll nun doch möglichst noch vor der Sommerpause an die Börse gebracht werden. Diesen Schritt hatte Volkswagen erst vor wenigen Wochen wegen des schwachen Marktumfelds auf Eis gelegt. Für die Töchter MAN Energy Solutions wird nach Lösungen gesucht, dabei ist auch ein Verkauf denkbar.

Strategische Partnerschaften für mehr Batteriekapazität

Im Rahmen der Elektro-Offensive wolle der Konzern seine Batteriekapazitäten durch strategische Partnerschaften absichern, erklärte Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch. Zudem wolle Volkswagen seine Produktionskapazitäten in Europa ausweiten, um weiter zu wachsen. Mit der Suche nach Alternativen für die frühere MAN-Tochter Energy Solutions und den Getriebehersteller Renk schlägt der Konzern die von Analysten erhoffte Trennung von Randbereichen ein.

Der Konzern mit seinen zwölf Marken gilt beim Wechsel in die von IT und Software dominierte Elektromobilität als schwer steuerbar. Zudem benötigt Volkswagen Liquidität, weil bei der Aufarbeitung des Dieselskandals bereits viele Milliarden Euro abgeflossen sind. "Es geht darum, den Volkswagen Konzern so auszurichten, dass wir die umfassende Transformation unserer Industrie an entscheidender Stelle mitgestalten", erklärte Vorstandschef Herbert Diess. Die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat begrüßten die Entscheidungen und unterstützten sie den Angaben zufolge. "Es handelt sich um Weichenstellungen, mit denen wir sowohl Beschäftigungssicherung als auch Wirtschaftlichkeit nachhaltig weiterentwickeln können", sagte Betriebsratschef Bernd Osterloh.

Volkswagen will mit der eigenen Batteriezellfertigung unabhängiger von asiatischen Herstellern werden, die auf diesem Feld bislang dominieren. Für die E-Autos der neuen ID-Familie, deren Produktion mit dem ID.3 Ende 2019 in Zwickau anlaufen soll, bezieht VW Batteriezellen aus dem neuen Werk des koreanischen Herstellers LG Chem in Polen.

Partnerschaft mit Northvolt

Die Wolfsburger hatten sich vor wenigen Wochen mit schwedischen Akku-Hersteller Northvolt zusammengetan, um den Aufbau einer Produktion von Batteriezellen in Europa voranzutreiben. Dafür schloss man sich mit weiteren Partnern aus insgesamt sieben EU-Ländern zu einem Konsortium mit dem Namen "European Battery Union" (EBU) zusammen. Die Allianz soll sich auf die gesamte Wertschöpfungskette von Rohstoffen über die Zelltechnologie bis hin zum Recycling enstrecken. Geführt wird der Verbund, der sich um staatliche Fördermittel bewirbt, von Volkswagen und Northvolt.

Northvolt bewirbt sich bereits um Fördergelder des Bundes für die Massenproduktion von Batteriezellen, die in Elektroautos zum Einsatz kommen sollen. Volkswagen hatte dies angekündigt. Insgesamt haben sich mehr als 30 Unternehmen nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums um die milliardenschwere Förderung beworben. Zu den Interessenten gehören auch der deutsche Batteriehersteller Varta und der Münchner Autobauer BMW.
Volkswagen forciert den Einstieg in die Elektromobilität derzeit, um die schärferen EU-Klimavorgaben zu erfüllen. Der Konzern will die Produktion batteriegetriebener Fahrzeuge bis 2025 auf drei Millionen Stück im Jahr hochfahren. Für die Lieferung der dafür nötigen enormen Mengen an Batteriezellen hat der Konzern bereits Vereinbarungen mit mehreren Zulieferern aus Südkorea und China geschlossen. 

hb/ar (rtr)