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VW-Werk: Neues Angebot aus Bulgarien

16. Oktober 2019

Nach dem vorläufigen Planungsstopp für ein VW-Werk in der Türkei wittert Bulgarien eine neue Chance. Um sich den Zuschlag zu sichern, ist das Land bereit, die von ihm angebotenen Subventionen zu verdoppeln.

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Volkswagen
Bild: picture-alliance/dpa/J. Stratenschulte

"Wir haben einen Weg gefunden, dem Volkswagen-Konzern statt 135 Millionen Euro 250 bis 260 Millionen Euro anzubieten", sagte der ehemalige Staatschef Rossen Plewneliew der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Er ist gegenwärtig der Präsident des bulgarischen Automobilclusters in Sofia.

VW sei ein entsprechendes Angebot unterbreitet worden, eine Antwort stehe noch aus, ergänzte er. Rechne man die Infrastruktur hinzu, etwa die Anbindung an die Schiene, an die Autobahn und die U-Bahn, biete Sofia 800 Millionen Euro an, damit sich VW für Bulgarien statt für die Türkei entscheide.

VW spielt auf Zeit

Wegen der türkischen Militäroffensive im angrenzenden Syrien hatte Volkswagen am Dienstag erklärt, die Entscheidung über eine neue Autofabrik in dem Land verschoben zu haben. Der Ministerpräsident des an VW beteiligten Landes Niedersachsen, Stephan Weil, sagte zudem: "So lange die Verhältnisse so sind, wie sie jetzt sind, kann ich mir nicht vorstellen, dass Volkswagen mit erheblichem Engagement in der Türkei investieren wird."

Sofia spielt fair, Ankara aber foul

Doch nicht nur der Präsident des bulgarischen Automobilverbandes verspricht dem Autobauer eine Aufstockung des ursprünglichen Angebotes. So sagte der Chef der staatlichen Agentur für Investitionen (AI), Stamen Janew, am Mittwoch dem bulgarischen Staatsradio: "Sollte es eine Möglichkeit nach der europäischen Gesetzgebung geben, könnten wir unser finanzielles Angebot überdenken und überprüfen". Die Regierung in Sofia halte sich, so Janew, strikt an die Regeln der Europäischen Union.

Das könne man von Ankara nicht sagen, schob Ex-Staatschef Plewneliew nach: Die Türken hätten die Regeln verletzt. So biete Ankara 400 Millionen Euro an direkten Subventionen und wolle statt der zunächst angebotenen 40. 000 Dienstwagen jetzt 100.000 Staatskarossen von VW kaufen. Das entspreche, einen Einkaufspreis von 25 000 Euro pro Passat kalkuliert, einer zusätzlichen Subvention von 2,5 Milliarden Euro.

"Bulgarien hingegen spielt nach den Regeln", sagte Plewneliew und warb: "Wir sind ein stabiler, demokratischer Rechtsstaat in der EU, in dem VW zu günstigen Konditionen mit hervorragend ausgebildeten Arbeitskräften produzieren kann." Die Verhandlungen mit Wolfsburg seien nie abgerissen, auch nicht nach der Gründung einer Tochtergesellschaft im türkischen Manisa durch VW. "Solange VW den Vertrag mit der Türkei nicht unterschreibt, sind wir Tag und Nacht erreichbar, damit es in Bulgarien klappt."

Interessante Angebote aus Sofia - und aus Bukarest

Bulgarien könnte die Zusammenarbeit mit Volkswagen auch noch um weitere Bereiche erweitern, sagte Plewneliew außerdem. Das südosteuropäische Land wolle eine Infrastruktur für Elektroautos aufbauen. "Zudem haben wir Ideen darüber, wie wir mit zusätzlichen Infrastruktur- und Ausbildungsmaßnahmen Volkswagen unterstützen könnten."

Aus Bulgariens Nachbarland ist gleichzeitig ein weiteres Angebot an Wolfsburg ergangen: "Wir haben neue Gespräche mit dem Volkswagen-Konzern angestoßen", zitierte die rumänische Tageszeitung "Ziarul Financiar" Handelsminister Stefan Radu Oprea. Rumänien verfüge über "sehr gute" technische Voraussetzungen und habe kein Problem, Arbeitskräfte zu bekommen. In Rumänien wird bereits der zu Renault gehörende Dacia produziert.

dk/hb (dpa, rtr, FAZ)