VW will weltgrößter Autokonzern werden
22. Februar 2013Bei Volkswagen ist Dynamik Trumpf: Der Konzern ist auch im letzten Jahr zweistellig gewachsen. Der Umsatz sogar um 20 Prozent, die Stückzahlen um gut zehn Prozent. In fast allen Regionen der Welt werden Zuwächse verzeichnet. Inzwischen liegt der weltweite Marktanteil zwischen 12 und 13 Prozent. "Es ist insgesamt weiterhin ein sehr erfolgreicher, sehr expansiver Kurs", sagt der Autoexperte Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler im Gespräch mit der Deutschen Welle.
Die Entwicklung bei VW ist insofern nachhaltig, als sie sich auf gute Umsätze in verschiedenen Regionen in der Welt stützt. Die massiven Probleme in Europa tangieren Volkswagen deswegen nicht mehr so stark, weil die Wolfsburger inzwischen ein wirklicher globaler Anbieter geworden sind - noch stärker als Daimler und BMW.
Nachhaltige Perspektiven
"Sie haben einen sehr großen Marktanteil in China", weiß Pieper, "sie haben einen großen Marktanteil in Südamerika und in Osteuropa - sind also auch dort vertreten, wo man vermeintlich auch die nächsten zehn Jahre noch Wachstum sehen wird." Diese breite Präsenz gerade in Wachstumsregionen schaffe weiterhin gute Perspektiven für Volkswagen.
Der Konzern vereint mittlerweile ein rundes Dutzend Marken unter seinem Dach - neben VW selbst unter anderem Audi, Skoda und Seat, aber auch legendäre Namen wie Porsche, Bentley, Bugatti und Lamborghini.
Diese Markenvielfalt schafft natürlich zum einen Komplexität und komplizierte Verhältnisse. "Sicherlich ist es inzwischen alles andere als einfach, diesen Konzern noch im Griff zu haben, zu steuern", glaubt Analyst Pieper. Wahrscheinlich werde Martin Winterkorn deshalb auch über sein 65. Lebensjahr hinaus Vorstandvorsitzender des Konzerns bleiben, "weil es schlicht und einfach im Moment keinen anderen gibt, der das so gut machen könnte".
Markenvielfalt als Strategie
Andererseits verleihen viele dieser Marken dem Konzern auch eine gewisse Strahlkraft - und tragen in nicht zu unterschätzender Weise zu den guten Ergebnissen bei. Allen voran die Marke Porsche. Deren spektakuläre Übernahme sorgte ja neben Schlagzeilen auch für volle Kassen.
"Die Finanzen sind extrem gut. Porsche verdient so hohe Renditen wie kein anderer Autobauer in der Welt", erläutert Jürgen Pieper. Eigentlich sei Porsche im VW-Konzern mit einem Anteil von lediglich sechs bis sieben Prozent der Gesamtumsätze ein Randthema. Aber diese hohe Rendite führe dazu, dass Porsche fast 20 Prozent der gesamten Erträge des Volkswagenkonzerns erwirtschafte. "Porsche spielt eine ganz gewichtige Rolle nicht nur als Marke, sondern eben auch mehr und mehr als Erzeuger von sehr guten Ergebnissen."
Nur kleine Schwächen
Neben all diesen Erfolgsmeldungen finden sich natürlich auch die berühmten Wermutstropfen. So sind die Wolfsburger in Nordamerika noch weit entfernt von den Marktanteilen, die sie in anderen Weltregionen erreichen. "Sie liegen dort noch deutlich unter fünf Prozent, während sie in der Welt eben bei 12 bis 13 Prozent liegen. In Westeuropa liegt man zurzeit bei rund 24 Prozent Marktanteil. In China bei rund 15 und in Nordamerika sind es eben nur irgendwo an die drei Prozent", rechnet Analyst Pieper vor.
Mit der spanischen Tochter Seat habe man nach wie vor ein Problemkind im Portfolio. Die Verluste von Seat, die geschätzt bei 100 Millionen Euro lägen, könne man bei einem Gesamtergebnis von rund 20 Milliarden Euro zwar vernachlässigen. "Trotzdem ist es natürlich nicht perfekt, wenn man dort immer noch eine Tochter hat, die nicht wirklich gut läuft", so Pieper.
Streitpunkt Manager-Gehalt
Bleibt noch die Diskussion um das Gehalt von Konzernchef Martin Winterkorn. Winterkorn hatte für das Jahr 2011 inklusive einer Nachzahlung rund 17,5 Millionen Euro verdient, er war Deutschlands mit Abstand bestbezahlter Manager. Ein großer Teil der Summe entfiel auf erfolgsabhängige Komponenten, die über das Basisgehalt hinausgehen. Nach Medienberichten hätte der VW-Chef für das vergangene Jahr bei unveränderter Berechnung sogar bis zu 20 Millionen Euro erhalten.
Der Manager räumte ein, dass eine solche Dimension nur schwer zu vermitteln sei. Am Freitag beschloss der Aufsichtsrat des Autobauers schließlich, die umstrittenen Bonuszahlungen für den Vorstand zu begrenzen. Von nun an werden Boni nur noch für Geschäftsjahre ausgezahlt, in denen der Betriebsgewinn fünf Milliarden Euro übersteigt. Dadurch sinkt Winterkorns Gesamtvergütung auf rund 14,5 Millionen Euro im Jahr.
Analyst Jürgen Pieper betont gegenüber der Deutschen Welle, er hätte auch die höheren Einkünfte angesichts der großen Erfolge von Martin Winterkorn für "legitim" gehalten. "Aber gerade in einem Unternehmen wie Volkswagen, das ja schon im Namen seine Bodenständigkeit trägt, finde ich es nachvollziehbar, dass dieses Gehalt doch gedeckelt werden soll."