Wahl in Finnland: Sozialdemokraten in Führung
14. April 2019Die Sozialdemokraten steuern bei der Parlamentswahl in Finnland auf einen knappen Sieg zu. Sie kommen nach bisherigen Auszählungsergebnissen auf 19,2 Prozent der Stimmen - bei der Parlamentswahl 2015 hatten sie lediglich 16,5 Prozent erhalten. Die konservative Nationale Sammlungspartei liegt mit 17,2 Prozent auf Rang zwei. Die einwanderungsfeindliche, rechtspopulistische Partei "Die Finnen" und die Zentrumspartei von Regierungschef Juha Sipilä liefern sich mit jeweils 15 Prozent ein Kopf-an-Kopf-Rennen um Platz drei.
Der Chef der Sozialdemokraten und mögliche künftige Ministerpräsident Antti Rinne äußerte sich vorsichtig. Er warnte davor, frühzeitige Schlüsse zu ziehen. "Das ist sehr spannend zwischen der Sammlungspartei und uns", sagte er dem öffentlichen Rundfunksender Yle. "Lasst uns abwarten und schauen." Im Jahr 2003 hatten die Sozialdemokraten letztmals den Ministerpräsidenten in Finnland gestellt.
Ministerpräsident Sipilä zeigt sich zerknirscht
Der Chef der Konservativen, Petteri Orpo, sagte: "Heute ist alles möglich." Seine Partei stehe besser als in den Umfragen da und hoffe, noch ein wenig im Laufe des Abends zuzulegen. Rechtspopulisten-Chef Jussi Halla-aho vermutete, seine Partei werde im Laufe der Auszählung an Stimmen und Sitzen dazugewinnen. Noch-Regierungschef Sipilä zeigte sich dagegen zerknirscht: "Das Zentrum ist der größte Verlierer dieser Wahl. Dieses Ergebnis ist eine große Enttäuschung für uns."
Die Grünen kommen derzeit auf etwa 11,4 Prozent und können somit wie die Sozialdemokraten und auch die Linken Zugewinne im Vergleich zur vorherigen Parlamentswahl für sich verbuchen. "Das ist das beste Resultat für die Grünen jemals", sagte ihr Spitzenkandidat Pekka Haavisto.
Dass sich mehrere Parteien im zweistelligen Bereich, aber unterhalb von 20 Prozent bewegen, hatte sich bereits in Umfragen abgezeichnet.
Bleibt es bei diesen Werten, stehen dem skandinavischen EU- und Euroland schwierige Regierungsverhandlungen ins Haus. Das Abschneiden der finnischen Rechtspopulisten ist auch hinsichtlich der Europawahl am 26. Mai interessant: Die Finnen-Partei gehört neben der deutschen AfD und der italienischen Lega zu den Parteien, die im EU-Parlament eine neue Allianz der Rechtspopulisten bilden wollen. Finnland tritt am 1. Juli zudem turnusmäßig die EU-Ratspräsidentschaft an.
nob/qu (dpa, rtr, afp)