Wahl soll Zentralafrika Frieden bringen
23. Januar 2011Die Präsidenten- und Parlamentswahlen in der Zentralafrikanischen Republik an diesem Sonntag (23.01.2011) läuteten das afrikanische Superwahljahr ein – mit seinen insgesamt rund 20 Präsidentschafts- und Parlamentswahlen. Wahlberechtigt waren 1,8 Millionen Bürger, die sich hatten registrieren lassen. Insgesamt hat die Zentralafrikanische Republik rund 4,5 Millionen Einwohner.
Ungelöste Konflikte
Als aussichtsreichster Kandidat für das Präsidentenamt galt Amtsinhaber Francois Bozizé, der 2003 durch einen Putsch an die Macht kam. Ebenso zur Wahl stellte sich sein damals gestürzter Vorgänger Ange-Felix Patassé, der sich zu Amtszeiten mit seiner eigenen Diamanten-Schürfgesellschaft ein ordentliches finanzielles Polster zugelegt haben dürfte. Die anderen Kandidaten, denen Chancen eingeräumt wurden, waren der ehemalige Rebellenführer Jean-Jaques Démafouth und der frühere Ministerpräsident und Oppositionsführer Martin Ziguele.
Sollte im ersten Wahlgang kein Kandidat die absolute Mehrheit erreichen, ist für den 20. März eine Stichwahl vorgesehen. Wer auch immer als Sieger aus den Wahlen hervorgeht, wird sich mit zahlreichen ungelösten Problemen und Konflikten beschäftigen müssen.
Neben dem Präsidentenamt stand auch die Besetzung der 103 Parlamentssitze zur Wahl. Das Ergebnis der mehrfach verschobenen Wahlen dürfte erst in einigen Wochen feststehen.
Ungleiche Verteilung des Reichtums
Trotz ihrer Diamantvorkommen ist die einstige französische Kolonie bitterarm - so arm, dass die unabhängige Wahlkommission die internationale Gemeinschaft darum bat, einen Großteil der Kosten für die Organisation der Wahlen zu übernehmen. Auf dem UN-Entwicklungsindex besetzt das Land Platz 159 von 169 aufgelisteten Staaten. Jedes fünfte Kind stirbt vor Erreichen des fünften Lebensjahres, 60 Prozent der rund vier Millionen Einwohner haben keinen Zugang zu sauberem Wasser. Korruption ist allgegenwärtig.
Die International Crisis Group warnte in einer im vergangenen Monat veröffentlichen Analyse, der Diamantenabbau könne neue Konflikte anheizen. Bozizé kontrolliere den gesamten Bergbaubereich streng und sorge dafür, dass seine eigene ethnische Gruppe wirtschaftlich profitiere. Die ungleiche Verteilung des Reichtums schüre nicht nur die Unzufriedenheit, sondern verschaffe auch den verschiedenen Rebellengruppen Zulauf.
Instabile Region
Konflikte in den Nachbarstaaten Tschad und Sudan werfen auch ihre Schatten auf die Zentralafrikanische Republik, etwa indem Kämpfer eindringen oder Flüchtlinge ins Land strömen. Große Gebiete im Süden werden immer wieder von den Rebellen der ursprünglich aus Uganda stammenden Widerstandsarmee des Herrn (LRA) überfallen, die sich seit fast fünf Jahren im Nordostkongo verschanzt hat. Die LRA ist berüchtigt für den Einsatz von Kindersoldaten und entführt bei ihren Überfällen vor allem Kinder und Jugendliche.
Immerhin, dank eines seit 2008 laufenden Friedensprozesses ist das Land etwas stabiler geworden. Zwei der größten Rebellenbewegungen sind im Rahmen einer Regierung der Einheit in Bozizés Kabinett vertreten. Doch bewaffnete Gruppen und Angriffe der LRA bleiben in dem Land mit mehr als 80 Ethnien ein Risiko. Nach jüngsten Schätzungen von Hilfsorganisationen waren Ende 2010 mehr als 190.000 Menschen in der Zentralafrikanischen Republik aus ihren Dörfern geflohen.
Autorin: Katrin Ogunsade (dpa, afp)
Redaktion: Klaudia Pape/Manfred Böhm