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Millennials auf dem Weltwirtschaftsforum

17. Januar 2017

Sie sind mittlerweile Stammgäste: 50 junge Menschen - alle unter 30 - wurden zum diesjährigen Weltwirtschaftsforum eingeladen. Sie wollen etwas bewirken und Unruhe stiften. Aus Davos Manuela Kasper-Claridge.

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Weltwirtschaftsforum in Davos
Bild: World Economic Forum/Benedikt von Loebell

Sein Turban ist leuchtend blau. Maninder Singh Bajwa sitzt in einem Restaurant im Schweizer Davos auf 1800 Meter Höhe. Neben ihm junge Teilnehmer aus Russland, den Philippinnen, China oder Ruanda. Auftakt für eine anstrengende Woche auf dem Weltwirtschaftsforum.

Vor der Tür glitzert der Schnee und Maninder Singh Bajwa strahlt. "Irgendwie fühle ich mich gerade wie der große indische Schauspieler Shah Rukh Khan", lacht er und breitet die Arme aus. "Das ist wie im Märchen."

Doch dann wird der junge Inder ernst: "Es muss sich etwas verändern. So wie bisher kann es nicht weitergehen. Wir, die Jungen, wollen nicht die vergessene Generation sein."

"Wir sind jung, sie sind es nicht"

Der Jungunternehmer hat in seiner Heimat ein digitales Bildungsnetzwerk aufgebaut. In fünf lokalen indischen Sprachen wird umfangreiches Bildungsmaterial für Lehrer und Schüler geliefert. "Esperanza Innovations" heißt sein Unternehmen. Kinder und Jugendliche auf dem Land, deren Bildungschancen oft schlecht sind, sollen damit erreicht werden. "Moderne Technologien können uns dabei helfen, einen Wandel herbeizuführen", betont Maninder. Er arbeitet bereits am Einsatz von Augmented Reality.

In Davos will er das Thema "Bildung für alle" diskutieren und auch bei den großen Unternehmen Unterstützer finden. "Es ist doch so, dass wir Jungen mit den Entscheidungen, die hier getroffen werden, 60 oder 70 Jahre lang leben müssen, denn wir sind jung und sie sind es nicht. Also sollten wir ihnen dabei helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen", sagt er selbstbewusst.

Trump spaltet Gesellschaften

Im Restaurant ist es laut geworden. Es wird diskutiert, viel gelacht, aber auch politisiert. Eine junge Frau aus Ruanda zitiert aus einem Gedicht zum Thema "Change" und sagt, wie stolz sie sei, hier sein zu dürfen. Andere spekulieren über die möglichen Folgen der Präsidentschaft Donald Trumps.

"Er ist ein guter Geschäftsmann, aber er spaltet unsere Gesellschaft. Das macht mir Sorgen", sagt Greg Nance, ein 28-jähriger US-Amerikaner. Mit seinem Unternehmen Dyad.com hat er eine Plattform entwickelt, die Studenten beim Zulassungsprozess an Universitäten unterstützt. Über zehn Millionen Studenten hätten die Plattform bereits genutzt, erzählt er.

Auf dem Weltwirtschaftsforum will er mit Unternehmenschefs und mit Vertretern von Nichtregierungsorganisationen reden und sehen, wie er sein Unternehmen weiterentwickeln kann. Gleichzeitig will er selber Impulse geben, wie man junge Menschen überhaupt erreichen kann: "Nutzt moderne Technologien, das hilft, Unterschiede zu überbrücken", sagt er.

Greg Nance, Unternehmer und Sportler
Greg Nance, Unternehmer und SportlerBild: privat

Lauf durch die Wüste

Nance ist ein begeisterter Sportler. 250 Kilometer ist er durch die Wüste Gobi gelaufen bei teilweise mörderischer Hitze. Jetzt trainiert er für die Zulassung zu einem besonderen Wettkampf: sieben Marathons auf "sieben Kontinenten" in sieben Tagen.

Die Einladung nach Davos versteht er auch als Verpflichtung. Nance gehört zu den "Global Shapers", einem weltweiten Netzwerk junger Menschen, das sich innerhalb des Weltwirtschaftsforums gegründet hat. In diesem Jahr wurden 50 junge Shaper aus 20 Städten nach Davos eingeladen.

Young Entrepreneurship

Eva-Maria Olbers arbeitet gerade an dem Projekt "Bridge to Afghanistan" - es soll junge Studenten in Kabul inhaltlich und organisatorisch beim Studium unterstützen. Die junge Deutsche macht sich keine Sorgen, dass ihre Generation zu passiv sei: "Ich sehe einen starken Trend zu Unternehmertum und sozialem Unternehmertum in meiner Generation, als Möglichkeit sich direkt an branchenübergreifenden Entscheidungen zu beteiligen und etwas zu bewirken", sagt sie.

Petri Vilen kann dem nur zustimmen. Der Finne leitet ein Unternehmen mit dem überraschenden Namen "Industryhack". Das bringt Hacker und Industrie zusammen, um gemeinsam neue Regeln des Wirtschaftens zu entwickeln. Für ihn ist Engagement auch für gesellschaftliche Belange selbstverständlich.

Millennials mit einer starken Stimme

Sorgen macht er sich aber über die Geschwindigkeit vieler technologischer Entwicklungen: "Die sich beschleunigende Entwicklung von Automation, künstlicher Intelligenz und anderer Technologiebereiche hat massive Auswirkungen auf unsere Beziehung zur Arbeit. Und über Arbeit haben sich Menschen seit Jahrhunderten definiert. Wenn wir das nicht bedenken und handeln, werden wir sehr viele Menschen zurücklassen und damit Unruhen schüren."

Die Agenda der jungen Leute auf dem Weltwirtschaftsforum ist in den nächsten Tagen mindestens so voll wie die von Unternehmenschefs und Ministern. "Ich hoffe, dass wir als Millennials eine starke Stimme haben werden", sagt Eva-Maria Olbers schnell, bevor sie zum nächsten Termin eilt.