Warmer Empfang für Castro
1. Februar 2016Mit militärischen Ehren ist Kubas Präsident Raúl Castro zu einem Staatsbesuch in Frankreich empfangen worden. Präsident François Hollande führte den Gast in seinen prachtvollen Amtssitz. Bei der Begrüßung hatte er Castro wie einen Freund umarmt. Und auch die politische Symbolik war eindeutig: Auf den Champs-Elysées wehten französische und kubanische Fahnen einträchtig nebeneinander. Ebenso harmonisch wie die Flaggenfarben - jeweils Blau-Weiß-Rot - ist auch das Verhältnis beider Staaten.
Das hat historische Wurzeln: Frankreich hatte dem kommunistischen Karibikstaat im Kampf gegen das US-Embargo zur Seite gestanden und Kuba bei mehreren UN-Resolutionen unterstützt. Umso mehr kommt Paris die Annäherung des Westens entgegen, die begann, als Washington Ende 2014 erstmals auf Havanna zuging. Hollande war auch der erste westliche Staatschef, der Kuba nach dem Ende der Eiszeit besuchte. Das war im Mai 2015.
"Bis ans Ende gehen"
Jetzt forderte der französische Präsident seinen amerikanischen Amtskollegen Barack Obama abermals auf, nach "vielen Gesten" bis ans Ende zu gehen und das Handelsembargo, das die Vereinigten Staaten 1962 verhängt hatten, komplett aufzuheben. "Diese Blockade muss jetzt gestrichen werden", erklärte Hollande. Dagegen stemmen sich allerdings mit Macht die oppositionellen Republikaner im US-Kongress.
Castros Visite in Paris markiert ein historisches Datum: Es ist sein erster Staatsbesuch in Europa seit seinem Amtsantritt 2006. Am Pariser Triumphbogen hatte Umweltministerin Ségolène Royal den 84-Jährigen begrüßt. Die Nummer drei der französischen Regierung fuhr mit dem Gast zum Grabmal des unbekannten Soldaten, wo beide Blumen niederlegten.
"Wir wollen an die Spitze"
Hinter den Gesten brüderlicher Solidarität geht es freilich auch um viel Geld. Nach Angaben aus Diplomatenkreisen ist eine Übereinkunft zu ausstehenden Schulden zu erwarten, die Havanna in Paris noch hat. Frankreich will demnach zustimmen, einen Teil des Geldes in Wirtschaftsprojekte auf der Insel zu stecken. Es will die Wirtschaftsbeziehungen mit Kuba energisch ausbauen. Handels-Staatssekretär Matthias Fekl führte denn auch mehrere französische Konzernlenker mit kubanischen Behördenvertretern zusammen. Zahlreiche Vereinbarungen in den Bereichen Tourismus, Verkehr und Handel sind geplant.
Frankreich wolle an die Spitze der Wirtschaftspartner Havannas aufrücken, sagte ein Pariser Diplomat der österreichischen Zeitung "Der Standard". Es setze dabei auch auf die geografische Nähe seiner Karibikgebiete Guadeloupe und Martinique. Derzeit steht Frankreich in der Liste der größten Handelspartner nur auf Rang zehn.
Rote Linie im Kommunistenstaat
Schon seit April 2014 führen beide Seiten Gespräche über ein Abkommen über politischen Dialog und Zusammenarbeit. Kuba fährt seit einigen Jahren einen vorsichtigen markwirtschaftlichen Öffnungskurs. Die Regierung versucht verstärkt Auslandsinvestoren ins Land zu holen, um die marode Wirtschaft anzukurbeln. Eine rote Linie gilt aber immer noch in der sozialistischen Republik: Reformen am Einparteiensystem unter Herrschaft der Kommunistischen Partei sind in Kuba weiterhin ausgeschlossen.
jj/uh (dpa, afp, derstandard)