Warnung vor Bürgerkrieg
26. April 2013Der Leiter der UN-Mission im Irak, Martin Kobler, sprach in einer Erklärung zwar noch nicht wortwörtlich von einem Bürgerkrieg, sieht das Land aber an einem Scheideweg. Er rief daher alle Konfliktparteien auf, sich zu mäßigen und dem Frieden eine Chance zu geben. Am Donnerstag hatte der irakische Ministerpräsident Nuri al-Maliki im Staatsfernsehen hingegen ausdrücklich vor einem Rückfall seines Landes in einen Bürgerkrieg gewarnt. Die Iraker dürften die Anstiftung zu neuer Gewalt unter den Religionsgemeinschaften nicht schweigend hinzunehmen, so Maliki.
Anschläge auf vier Moscheen in Bagdad
Auslöser der blutigen Unruhen war ein Einsatz der staatlichen Sicherheitskräfte gegen sunnitische Demonstranten, die gegen die schiitisch dominierte Regierung protestierten und Malikis Rücktritt forderten. Die Zusammenstöße nahe der Stadt Hawidscha am Dienstag provozierten dann weitere Unruhen mit neuen Toten. Die Zahl der Opfer stieg bis zum Freitag auf insgesamt 195.
Zuletzt wurden bei einem Anschlag auf eine Moschee in Bagdad mindestens neun Menschen getötet und etwa 30 verletzt. Die Bombe war in der sunnitischen Al-Kubaisi-Moschee im Süden von Bagdad versteckt. Nahe der sunnitischen Gotteshäuser Al-Schaheed Jusif und Malik al-Aschtar im Norden der Hauptstadt explodierten ebenfalls Sprengsätze. Dabei erlitten elf Menschen Verletzungen. Eine vierte Bombe detonierte in der Nähe der Al-Rassak Moschee nördlich von Bagdad und verletzte mindestens drei Menschen.
Bewaffnete ziehen aus Sulaiman Bek ab
Unterdessen rückten Sicherheitskräfte wieder in die tagelang von Bewaffneten besetzte Stadt Ortschaft Sulaiman Bek in der nördlich gelegenen Provinz Salaheddinim ein. Wie von amtlicher Seite mitgeteilt wurde, hatten die Bewaffneten in einer Vereinbarung unter Vermittlung von Regierungsvertretern und Stammesältesten zugesagt, sich aus der Stadt zurückzuziehen. Sulaiman Bek wird überwiegend von turkmenischen Sunniten bewohnt wird. Heftige Kämpfe gibt es seit Donnerstag zudem in der Stadt Falludschah westlich von Bagdad.
Im Irak tobt im Grunde seit dem Sturz von Diktator Saddam Hussein im Jahr 2003 ein Machtkampf zwischen Anhängern des sunnitischen Islams und den schiitischen Muslimen. Seit Monaten demonstrieren Sunniten vor allem im Norden des Landes gegen die Regierung des Schiiten Maliki. Sie fühlen sich im Vergleich zur schiitischen Bevölkerungsmehrheit benachteiligt.
sti/kle (dpa afp)