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Warten auf Entscheidungen

Sarah Wiertz (sid)27. September 2015

Die Luft für FIFA-Chef Joseph S. Blatter wird immer dünner. Aber die Ethikkommission tut sich schwer, den Schweizer zu suspendieren. Auch sein potentieller Nachfolger Michel Platini steht mehr denn je im Zwielicht.

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FIFA Kongress Blatter Platini
Bild: P. Schmidli/Getty Images

Noch kein freiwilliger Rücktritt, noch keine Suspendierung: Auch nach der Eröffnung des Strafverfahrens gegen den einst allmächtigen FIFA-Präsidenten Joseph S. Blatter klebt dieser wie festgewachsen auf seinem Thron beim Fußball-Weltverband. Die FIFA-Ethikkommission, die den 79-jährigen Schweizer und den ebenfalls im Zwielicht stehenden UEFA-Chef Michel Platini (60) aus dem Verkehr ziehen könnte, tut sich mit einer schnellen Entscheidung offensichtlich extrem schwer.

"In der Privatwirtschaft zieht man in einer solchen Situation sofort Konsequenzen. Wir haben es gerade bei Volkswagen gesehen, wo der Chef gegangen ist, obwohl der Nachweis bislang noch nicht wirklich erbracht ist", sagte der frühere FIFA-Reformer und -Insider Mark Pieth im Schweizer Fernsehen: "Im Fußball hat man da offenbar Schwierigkeiten, direkt zu reagieren. Die FIFA ist eine Organisation, die sich selbst über dem Recht gewähnt hat."

Keine "Schutzsperre"

Nach SID-Informationen hat die zuständige Untersuchungskammer ihre Ermittlungen zwar unmittelbar nach dem "Blatter-Beben" am Freitag aufgenommen - eine mögliche "Schutzsperre" gegen Blatter oder Platini, wie vor der WM 2014 kurzzeitig gegen Franz Beckenbauer verhängt, wurde bislang aber nicht ausgesprochen. Bleibt es dabei, scheinen die vorliegenden Beweise der Schweizer Bundesanwaltschaft nicht wasserdicht genug zu sein.

Michel Platini UEFA Präsident
Noch ist Michel Platini Präsident der UEFA - wie lange noch, ist aber weiter offenBild: picture-alliance/dpa/W. Bieri

Die Behörden hatten das Verfahren gegen den FIFA-Boss wegen des "Verdachts der ungetreuen Geschäftsbesorgung sowie - eventualiter - wegen Veruntreuung" am Donnerstag eröffnet, Blatter wurde als Beschuldigter vernommen. Für beide Vergehen ist in der Schweiz eine Haftstrafe möglich. Platini, Chef der Europäischen Fußball-Union (UEFA), soll Anfang 2011 von Blatter eine "treuwidrige Zahlung" in Höhe von zwei Millionen Schweizer Franken für eine mehrere Jahre zurückliegende Beraterleistung erhalten haben. Er sprach als "Auskunftsperson" vor.

Nachfolgersuche wird schwierig

Die Vermutung der Ermittler: Die Summe floss als "Dankeschön" für Platinis Unterstützung vor der Präsidenten-Wahl im Sommer 2011, bei der Blatter zu diesem Zeitpunkt den später suspendierten Mohamed bin Hammam hatte fürchten müssen. Beide wiesen die Vorwürfe entschieden zurück, die beiden mächtigsten Fußballverbände taumeln dennoch ins Chaos.

"Es kann sein, dass die FIFA völlig zerschlagen wird oder zerschlagen werden muss", sagte der frühere FIFA-Mediendirektor Guido Tognoni im ZDF-Sportstudio: "Das liegt nicht mehr in der Hand der FIFA, sondern in der Hand des amerikanischen Justizministeriums und der Schweizer Bundesanwaltschaft." Fallen Blatter und Platini endgültig, wird die Suche nach Nachfolgern zur Mammutaufgabe.

Der DFB schweigt

Statuarisch würden die jeweiligen Vizepräsidenten ad interim übernehmen. Ob aber der gesundheitlich angeschlagene Issa Hayatou (FIFA) oder Angel Maria Villar (UEFA) aus Spanien die Richtigen sind, um den Schmutz aufzukehren, ist höchst fragwürdig. Vor allem der Name des Kameruners Hayatou tauchte im Laufe der Jahre immer wieder in Verbindung mit den zahlreichen FIFA-Skandalen auf.

Zürich FIFA Kongress Blatter Wolfgang Niersbach
Macht weiterhin keine gute Figur im FIFA-Skandal: DFB-Präsident Wolfgang Niersbach (r.)Bild: Getty Images/P. Schmidli

Weitere Kandidaten sind nicht in Sicht - durch Platinis Verwicklung fehlt plötzlich auch der große Favorit bei der für den 26. Februar 2016 angesetzten Wahl des Blatter-Nachfolgers. Blatter wollte dort trotz des erschütternden Skandals als Reformer abtreten, der Termin steht jetzt freilich auf der Kippe. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) verpasste es am Wochenende, klar Stellung zu beziehen.

Der weltgrößte Verband um Präsident Wolfgang Niersbach forderte zwar Aufklärung und Reformen, klare Ansagen Richtung Blatter und Platini tauchten aber nicht auf. "Das Präsidium hat mit großer Bestürzung auf die jüngsten Ermittlungen bei der FIFA reagiert und ist fassungslos über das Ausmaß und die Schwere der im Raum stehenden Anschuldigungen", hieß es.

sw/tk (sid)