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Warum Abdankung Akihitos schwierig ist

Srinivas Mazumdaru/HS8. August 2016

In einer seltenen Fernsehansprache hat Japans Kaiser Akihito geäußert, er könnte den Anforderungen seines Amtes nicht mehr gewachsen sein. Die DW erläutert Akihitos Rolle und das Problem einer Abdankung.

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Japan Minamiaso Kaiser Akihito besucht Erdbebenopfer
Bild: Imago/Kyodo News

Welche Funktion hat der Kaiser in der japanischen Politik nach dem Zweiten Weltkrieg, und wie hat Akihito diese Rolle ausgefüllt?

Laut der Verfassung von 1947 ist der japanische Kaiser nur mehr "das Symbol des Staates und der nationalen Einheit. Seine Position ist vom Willen des Volkes abgeleitet, dem Inhaber der souveränen Macht."

Die Verfassung verbietet dem Tenno ausdrücklich jegliche Regierungsfunktion, er ist auch nicht offizielles Staatsoberhaupt. Seine sämtlichen Amtshandlungen – wie etwa die Ernennung des Ministerpräsidenten - sind durch Parlaments- beziehungsweise Kabinettsentscheidungen vorgegeben. Selbst den Wunsch nach Abdankung zu äußern würde als politische Einmischung betrachtet, denn dafür wäre eine Gesetzesänderung nötig.

Kaiser Akihito hat sich im Unterschied zu seinem Vater Hirohito mit der rein symbolischen Funktion seines Amtes abgefunden und er hat sich für Aussöhnung mit den früheren Kriegsgegnern eingesetzt. So besuchte er 1992 China, wo er Worte des Bedauerns für das Kriegsleid fand. Er gedachte auch der Gefallenen beider Seiten an den Kriegsschauplätzen in Okinawa und im Pazifik.

Welches Ansehen genießt das Kaiserhaus beim japanischen Volk?

Der Kaiser und seine Familie, die mit einer angeblich über 2000 Jahre zurückreichenden Ahnenreihe zur ältesten Monarchie der Welt gehören, werden in Japan stark verehrt. Als Akihitos Vater 1989 starb, versank das Land in wochenlange Trauer und das öffentliche Leben kam zum Stillstand, worauf Akihito in seiner jetzigen Fernsehansprache nochmals hinwies.

Akihito heiratete 1959 die bürgerliche Michiko, eine Tennis-Bekanntschaft, und setzte sich damit gegen das konservative Hofamt durch. Das Paar genießt bis heute große Popularität. Laut einer aktuellen Umfrage der Nachrichtenagentur Kyodo sind über 85 Prozent der Japaner für eine Gesetzesänderung, die eine Abdankung des Kaisers ermöglichen würde.

Passanten mit geschockter Reaktion auf Kaiser Akihitos möglichen Amtsverzicht (Foto: Reuters/Kim Kyung-Hoon)
Kaiser Akihitos indirekter Abdankungswunsch schockte viele JapanerBild: Reuters/Kim Kyung-Hoon

Was ist das Problem mit einer Abdankung des japanischen Kaisers?

Die Verfassung sieht keine Regelungen für eine Abdankung des Kaisers und die Übergabe seines Amtes an einen Nachfolger vor. Dafür wäre eine Änderung des Gesetzes über den Kaiserlichen Haushalt nötig. Konservative Politiker wie Premier Shinzo Abe gelten als Gegner einer solchen Reform.

Insofern ist eine Thronfolge durch den Kronprinz bislang nur nach dem Tod des Amtsinhabers möglich. Satoru Yamamotu ließ 1984 als Sprecher des kaiserlichen Hofamtes verlauten, dass das Gesetz über den Kaiserlichen Haushalt eine Abdankung nicht erlaube, weil Ziel dieses Gesetzes sei, "den Status des Kaisers zu wahren."

Zwar enthält das erwähnte Gesetz die Möglichkeit, dass der Kronprinz die Amtsgeschäfte ausüben kann, sollte der Kaiser dazu nicht mehr in der Lage sein. Dazu sagte Akihito in seiner TV-Ansprache: "Auch das würde nichts daran ändern, dass der Kaiser der Kaiser bis zum Ende seines Lebens bliebe, auch wenn er seine daraus folgenden Pflichten nicht mehr vollständig erfüllen könnte."

Premier Abe erklärte nach der Rede des Kaisers, dass es angesichts des Alters des Kaisers und der Last seiner Amtspflichten notwendig sei zu überlegen, welche Schritte man ergreifen sollte.

Wer wird der Nachfolger Akihitos?

Derzeitiger Nachfolger auf dem Chrysanthemen-Thron ist der 56 Jahre alte Kronprinz Naruhito, der bereits einige der Aufgaben seines Vaters übernommen hat, während dieser sich etwas zurückgezogen hat. Derzeit kommen nur männliche Nachkommen in Betracht. Da Naruhitos einziges Kind eine Tochter ist, würde die Nachfolge danach an seinen Bruder Prinz Akishino fallen, der einen neunjährigen Sohn, Hisahito, hat. Die Einführung einer weiblichen Thronfolge ist ein heikles Thema in Japan, wo starke konservative Kräfte gegen eine solchen Schritt sind.