EHEC-Bakterien
24. Mai 2011EHEC-Bakterien (enterohämorrhagische Escherichia coli ) kommen im Darm von Nutztieren vor, vor allem bei Rindern, Schafen und Ziegen, aber auch bei Wildtieren. Über die Darmflora können die Bakterien in die Milch oder das Fleisch der Tiere gelangen. Oder sie werden bei der Düngung mit Gülle auf Felder und Äcker aufgebracht und kontaminieren so Gemüse und Obst. Auch verseuchtes Wasser kann der Auslöser für EHEC-Infektionen sein. Für Tiere ist das Bakterium nicht gefährlich, für Menschen schon.
EHEC-Bakterien lösen üblicherweise Durchfall und Übelkeit aus. Normalerweise, sagt Susanne Glasmacher vom Robert-Koch-Institut in Berlin, verlaufen die Infektionen harmlos: "Wir haben im Jahr in Deutschland etwa 1000 EHEC-Fälle, darunter sind etwa 60 Fälle mit einem schweren Verlauf."
EHEC-Infektionen enden im schlimmsten Fall tödlich
Diesen schweren Verlauf nennen Mediziner HUS. HUS steht für hämolytisch-urämisches Syndrom. Daran erkrankten jetzt innerhalb nur weniger Tage schon mehr Menschen als sonst innerhalb eines ganzen Jahres. Zu diesem gefährlichen Syndrom kann es kommen, erklärt Glasmacher, weil das EHEC-Bakterium starke Zellgifte produziert, unter anderem Shiga-Toxine.
Diese Gifte zerstören rote Blutkörperchen und Endothelzellen, die unter anderem die Blutgefäße auskleiden. Als Folge können gefährliche Einblutungen in das Gewebe auftreten. Besonders häufig werden die Endothelzellen in den Nieren geschädigt oder zerstört. Dadurch kann es zu akutem Nierenversagen kommen, im schlimmsten Fall verläuft eine EHEC-Infektion tödlich.
Antibiotika verschlimmern die Krankheit
Kommt es zu einer EHEC-Infektion, stehen Mediziner vor zwei großen Problemen: Erstens ist der lebensbedrohliche Stamm von Escherichia coli nur schwer von den harmlosen zu unterscheiden, die sich im menschlichen Darm tummeln. Und hat man es eindeutig identifiziert, kann man es nicht medikamentös therapieren. Denn auf die bakterienwirksamen Antibiotika reagieren EHEC-Keime äußerst aggressiv. Sie setzen dann massenhaft Toxine frei, erklärt Susanne Glasmacher, die den schweren Verlauf und die Symptome zusätzlich verschlimmern. "Das ist absolut kontraproduktiv".
Den Ärzten bleibt nur die Möglichkeit, die Symptome zu lindern. Infusionen helfen dabei, den Wasserverlust des Patienten auszugleichen, bei schwerem Krankheitsverlauf kann eine Blutwäsche per Dialyse bleibende Nierenschäden vermeiden.
Was schützen kann, ist strikte Hygiene. Hände waschen, bevor man mit Nahrungsmitteln hantiert, Messer ausgiebig reinigen und Lebensmittel - sowohl Gemüse als auch Fleisch - vor dem Verzehr ausreichend erhitzen. Nach zehn Minuten bei 70 Grad Celsius sind die Bakterien dahin.
Autor: Judith Hartl/Fabian Schmidt
Redaktion: Diana Hodali