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Warum Indonesien den Verkauf des neuen iPhones blockiert

Arti Ekawati
20. Januar 2025

Indonesien ist einer der größten Technologiemärkte Südostasiens. Mit speziellen Vorschriften versucht das Land, Investitionen ins Land zu holen. Experten fürchten, dass die Vorgaben das Gegenteil bewirken könnten.

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Das neue iPhone 16 auf einem Tisch in der Apple-Zentrale, umringt von zahlreichen Interessenten
Das neue iPhone 16: in Indonesien noch nicht erhältlichBild: Manuel Orbegozo/REUTERS

Enttäuschung für Apple in Indonesien: Die Regulierungsbehörden des südostasiatischen Landes lehnten in der vergangenen Woche einen Vorschlag des Tech-Konzerns ab, von dem dieser gehofft hatte, er würde den Weg für den Verkauf des iPhone 16 auf einem der größten Märkte Südostasiens ebnen.

Indonesien macht zur Bedingung, dass 40 Prozent der in Smartphones verwendeten Teile im Inland hergestellt werden. Um dieser Verpflichtung nachzukommen, hatte Apple eine Milliarde US-Dollar für eine Produktionsstätte auf der indonesischen Insel Batam investiert. Diese sollte Teile für das AirTag-Trackinggerät herstellen.

Doch dann wies der indonesische Industrieminister Agus Gumiwang darauf hin, dass der AirTag kein Teil des iPhone-Teil sei und dessen Herstellung darum auch nicht zu dessen lokal produzierten Komponenten gerechnet werden könne. Das iPhone 16 wurde im September 2024 auf den Markt gebracht - noch vor dem Zeitpunkt, zu dem das lokale Verkaufsverbot erstmals angekündigt wurde.

 Blick auf die Skyline der indonesischen Hauptstadt Jakarta, im Vordergung ist eine weiße Moschee zu sehen
Blick auf Jakarta, die Hauptstadt IndonesiensBild: Xu Qin/Xinhua/picture alliance

Strenge Vorschriften

Gemäß einer Regelung unter dem Namen The Domestic Component Level (TKDN) müssen in Indonesien lokal produzierte Komponenten integrale Bestandteile eines Geräts sein, und zwar ganz unabhängig davon, ob es sich um ein Smartphone, ein Tablet oder einen Computer handelt.

Apple verstehe die Regeln des TKDN-Systems offenbar nicht, sagt Aryo Meidianto Aji, ein in Jakarta ansässiger Analyst des Smartphone-Marktes. "AirTag ist ein Zubehörteil, das separat vom Mobiltelefon verkauft wird. Darum wird AirTag selbst bei erheblichen Investitionen nicht zum TKDN-Prozentsatz beitragen," so der Analyst. "Idealerweise würde Apple in Indonesien eine Fabrik errichten, in der iPhone-Komponenten im Inland hergestellt und in die Verkaufsverpackung von Apple-Geräten integriert werden können. So gelten etwa Adapter, Datenkabel, Ohrhörer, Hüllen und sogar einfache Komponenten der Verpackung und Handbücher als Bestandteile des iPhone."

Weitere Investitionen in Technologiesektor angestrebt

Dennoch soll Apples Produktionsanlage für AirTags in Batam nächstes Jahr eröffnet werden, sagt der indonesische Investitionsminister Rosan Roeslani.

Es wird Apples erste Produktionsstätte in Indonesien sein. Damit wird klar, dass das Land bereit ist, gegenüber anderen südostasiatischen Staaten wie etwa Vietnam  als Technologie-Produktionszentrum in Konkurrenz zu treten.

Allerdings zweifeln Experten, ob die Entscheidung der Regierung für Indonesien wirklich hilfreich ist. 

"Es ist zwar zu begrüßen, dass die Regierung beabsichtigt, den Anteil lokaler Komponenten von in Indonesien vermarkteten Produkten zu erhöhen", sagt Muhammad Habib, Experte für internationale Beziehungen am Center for Strategic and International Studies (CSIS). "Aber wir können multinationale Unternehmen nicht dazu zwingen, wenn wir ihnen nicht zugleich weiterte Optionen und das notwendige Umfeld bieten."

"Sich unnachgiebig zu zeigen, kann in der internationalen Gemeinschaft als negatives Signal verstanden werden. Wir haben zwar eine durchaus hohe Nachfrage, konnten aber die Interessen des Unternehmens nicht befriedigen ", so Habib zur DW. "Hinzu kommt, dass Singapur und Malaysia kürzlich Sonderwirtschaftszonen geschaffen haben, die sich auf die Herstellung von Hightech-Produkten und die Integration in die globale Technologie-Lieferkette konzentrieren."

Junge Menschen sitzen hinter einem durchsichtigen Plastikvorhang und schauen auf ihre Smartphones, Straßenszene aus der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi
Konkurrenz für Indonesien kommt auch aus Vietnam. Szene aus Hanoi, 2022Bild: Pascal Deloche/Godong/picture alliance

Internationale Konkurrenz 

Apples anfänglichem Investitionsvorhaben in Höhe von einer Milliarde Dollar in Indonesien steht eine Investition von fast 16 Milliarden Dollar in Vietnam gegenüber, wo das Unternehmen mehrere Produktionsstätten betreibt. Ein weiterer Investitionsstandort ist Indien.

Um den Bedarf an lokalen Teilen zu decken, hatte Apple der indonesischen Regierung eine 100 Millionen Dollar teure Komponentenfabrik vorgeschlagen. Die aber erklärt das für unzureichend. 

"Wir haben diesen [Antrag] einer Bewertung unterzogen", erklärte Industrieminister Gumiwang im November vergangenen Jahres mit Blick auf die Investitionen in Vietnam und Thailand. "Der Vorschlag hat die Grundsätze der Fairness nicht erfüllt." 

Indonesien beruft sich auf selbst geschaffene "Fairnessprinzipien". Diese nehmen vergleichend unter die Lupe, wie Unternehmen in anderen Ländern investieren. Zugleich sollen diese Prinzipien zur Schaffung lokaler Arbeitsplätze und der wirtschaftlichen Entwicklung beitragen.

Indonesien sollte mit dem Amtsantritt des designierten US-Präsidenten Donald Trump darüber nachdenken, wie es seinen Einfluss auf die in den USA ansässigen Technologiegiganten nutzen könne, sagt Muhammad Habib vom CSIS. "Während Trumps Amtszeit dürften sich Unternehmer vermehrt mit dem Ziel an ihn wenden, mehr Unterstützung in der Wirtschaft, der Geopolitik und anderen Bereiche zu erhalten. Sind wir zu streng, riskieren wir nicht nur den Verlust der Investition, sondern auch andere unerwünschte Konsequenzen."

Blick auf die Apple-Zentrale in Cupertino, Kalifornien: ein kreisrunder, mehrstöckiger Bau, der einen großen, mit Bäumen und Plfanzen bestandenen Innenhof umschließt
Blick auf die Apple-Zentrale in Cupertino, KalifornienBild: Tayfun Coskun/picture alliance/Anadolu

Unzufriedene Verbraucher

Zwar ist Indonesien ein potenziell riesiger Markt für Apple. Doch bislang werden die meisten in Indonesien verwendeten Smartphones von Samsung aus Südkorea oder von chinesischen Herstellern wie OPPO produziert.

Smartphones, die im Ausland gekauft wurden, aber nicht den derzeitigen Bestimmungen entsprechen, können zwar eingeführt werden. Die Nutzer müssen dafür aber eine Steuer entrichten.

Indonesien hat auch den Verkauf von Pixel-Telefonen von Google verboten, da auch sie die Vorschriften für lokal produzierten Teile nicht erfüllen.

"Apples Marktanteil in Indonesien ist nicht allzu groß, vor allem bei seinen neuen Produkten", sagt Marktanalyst Aryo. "Der größere Anteil wird von einigen der älteren Produkte gehalten. Die Verbraucher sind es zunehmend leid, auf Geräte zu warten. Wenn es unsicher bleibt, dass sie wirklich erhältlich sein werden. Das könnte dazu führen, dass sie sich zunehmend anderen Geräten zuwenden." 

Betrag verfasst mit Material von Reuters

Aus dem Englischen adaptiert von Kersten Knipp.

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