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Politik

Was es in München zu diskutieren gibt

Michael Knigge (Adaption: Jan D. Walter)24. Januar 2015

Für Politiker und Wissenschaftler ist die Münchner Sicherheitskonferenz seit 1963 ein festes Datum im Terminkalender. Mit einem Sicherheitsbericht holen die Organisatoren nun auch die Öffentlichkeit ins Boot.

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Pictureteaser Münchner Sicherheitskonferenz: Ein Tablettscreen zeigt Podium und Publikum, darunter der Schriftzug der Konferenz

70 Seiten dick ist der "Munich Security Report 2015". Verfasst ist er in englischer Sprache und er ist der erste seiner Art. Unter dem Titel "Collapsing Order, Reluctant Guardians?" ("Zusammenbrechende Ordnung, zögernde Wächter?") führt der "Münchner Sicherheitsbericht" in die Hauptthemen der aktuellen Agenda der Weltpolitik ein. Neben den Organisatoren der Konferenz haben Autoren aus einer ganzen Reihe von Think Tanks aus verschiedenen Teilen der Welt daran mitgearbeitet.

Offiziell vorgestellt wurde der Bericht in Berlin, bei einer Auftaktveranstaltung zu dem hochrangig besetzten Kongress Anfang Februar in München. In drei Abschnitten beleuchtet die Publikation Hauptakteure, Krisenherde und nahende Herausforderungen der internationalen Politik. Im vierten Teil geben die Autoren Lesetipps für diejenigen, die sich eingehender mit dem einen oder anderen Thema beschäftigen wollen.

Tiefgehende Analysen oder gar Lösungsvorschläge für die drängendsten Probleme der internationalen Beziehungen enthält der Report nicht. Das sei aber auch nicht beabsichtigt, schreibt Wolfgang Ischinger, Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz, in seinem Vorwort: "Der Bericht ist in erster Linie als - hoffentlich provokanter - Gesprächseinstieg für unsere Konferenz gedacht."

Einladung zum Dialog

"Das ist eine gute Entwicklung", sagt Thorsten Benner, Leiter des Global Public Policy Institute in Berlin. "Damit zeigt die Münchner Sicherheitskonferenz, dass es wirklich um Inhalte geht. Denn sie legt Entscheidungsträgern und Analysten die neuesten Ansichten zu diesen Themen vor, tut dies aber mit der notwendigen Bescheidenheit."

Screenshot Ukraine Stop Fake: Zweimal das gleiche Foto: ein weinendes Kind neben der mutmaßlichen Leiche einer Frau, links heißt es, es sei in der Ukraine entstanden, rechts heißt es, es sei tatsächlich in Syrien aufgenommen worden. (Foto: Twitter)
Manipulierte Nachrichten: Informationskrieg soll ein Thema in München werdenBild: Twitter

James Davis, Professor für internationale Politik an der Schweizer Universität St. Gallen und wie Benner Stammgast der Sicherheitskonferenz, stimmt zu: "Der Report wirft eine Reihe wichtiger Fragen auf, ohne sie jedoch zu beantworten. Man sollte ihn als das verstehen, als was er ausgewiesen ist: eine Einladung zum Dialog."

Öffentliche Debatten

Als besonders wertvollen Ausgangspunkt für Diskussionen bezeichnen Davis und Benner das Kapitel über aufstrebende Mächte - nicht nur für München, sondern auch darüber hinaus. Wichtig, so Davis, sei auch die bereits im Titel aufgeworfene Frage, "ob die aktuellen Instabilitäten des internationalen Systems auf eine zusammenbrechende Ordnung zurückgeht oder auf das Scheitern der USA in ihrer Führungsrolle."

"Sehr gut beleuchtet werden auch neuere und neu aufkommende Themen, wie wir sie derzeit in der Ukraine beobachten können", sagt Benner. Dazu zählt er den Informationskrieg, also die strategische Streuung manipulativer Informationen, und die asymmetrische Kriegsführung, bei der die Konfliktparteien sehr unterschiedlich bewaffnet und organisiert sind.

Während die Münchner Sicherheitskonferenz selbst nur für angemeldete Teilnehmer geöffnet ist, ist der "Munich Security Report 2015" für jedermann im Internet abrufbar. Auch die Debatten des Kongresses werden im Internet-Stream auf www.dw.de live zu sehen sein.