Seit 1950, also seit 70 Jahren, erstellen führende deutsche Forschungsinstitute im Auftag der Bundesregierung regelmäßig Gutachten über die Lage der Wirtschaft. Es ist ein Gemeinschaftswerk von fünf Forschungseinrichtungen, das jeweils im Frühjahr und im Herbst erscheint. Die aktuelle Ausgabe sollte eigentlich heute in Berlin vorgestellt werden, doch wegen Corona fand die Präsentation nur online statt.*) Auch der Inhalt stand ganz im Zeichen der Pandemie: Der Rückgang der Wirtschaftsleistung wird voraussichtlich stärker ausfallen als bisher angenommen, die Erholung länger dauern. Dazu ein Gespräch mit Timo Wollmershäuser, Leiter der Konjunkturabteilung beim Münchner ifo-Institut, der an der Gemeinschaftsdiagnose beteiligt war.
Indische Wirtschaft schrumpft um zehn Prozent
Normalerweise reisen Tausende zur Herbsttagung von Internationalem Währungsfonds und die Weltbank nach Washington D.C. – diesmal jedoch findet das Treffen hauptsächlich online statt. Den Auftakt macht traditionell der Weltwirtschaftsausblick des IWF. Der erwartet, dass die globale Wirtschaft in diesem Jahr um 4,4 Prozent schrumpft. Einige Länder trifft es besonders hart; dazu gehört Indien, das Land mit der zweitgrößten Bevölkerung der Erde.
Prozess in Zeitlupe
Inzwischen gibt es fast täglich neue Hiobsbotschaften über steigende Infektionszahlen und drohende Einschränkungen, und die Lage ändert sich schnell. In einigen Bereichen des Wirtschaftslebens mahlen die Mühlen dagegen so langsam, dass man Gefahr läuft, dabei einzuschlafen: Seit 16 Jahren werfen sich die USA und die Europäische Union gegenseitig vor, ihren jeweiligen Flugzeugbauern durch staatliche Subventionen unfaire Vorteile zu verschaffen - also Boeing aus den USA und Airbus aus Europa. Beide Seiten klagten deshalb vor der Welthandelsorganisation WTO. Die ließ sich viel Zeit mit ihren Urteilen. Im vergangenen Jahr erlaubte sie den USA, sich mit Strafzöllen gegen die Europäer zu wehren. Und gestern entschied sie in der Gegenklage, dass auch die Europäer Strafzölle gegen die USA verhängen dürfen.
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Redakteur am Mikrofon: Andreas Becker
Technik: Thomas Schmidt
*) In der Moderation heißt es noch, das Gutachten sei in Berlin vorgestellt worden. Moderiert wurde die Online-Veranstaltung aber vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.