Washington in Partystimmung
21. Januar 2013Für Washington ist es das Fest der Feste, entsprechend hat sich die US-Bundeshauptstadt herausgeputzt. Rund 800.000 Menschen wollen dabei sein, wenn Barack Obama an diesem Montag (11.55 Ortszeit, 17.55 MEZ) vor dem Obersten Richter John Roberts seinen Amtseid auf den Bibeln ablegen wird, die dem 1968 ermordeten schwarzen Bürgerrechtlers Martin Luther King und des früheren Präsidenten Abraham Lincoln, der 1863 die Sklaverei in den USA abschaffte, gehörten. Formal wurden Obama (Artikelbild mit Frau und Töchtern sowie Richter Roberts) und sein Stellvertreter Joe Biden schon am Sonntag für vier weitere Jahre vereidigt, doch weil das verfassungsmäßig vorgegebene Datum (20. Januar) dieses Jahr auf ein Wochenende fiel, wird der Schwur noch einmal wiederholt.
Nach dem Gelöbnis, die Verfassung der Vereinigten Staaten "nach besten Kräften wahren, schützen und verteidigen" zu wollen, hält Obama dann seine mit Spannung erwartete Antrittsrede, an der er Mitarbeitern zufolge schon seit Anfang Dezember feilt.1600 Sitzplätze umrahmen das Plateau auf dem Kapitol in Washington, auf dem Obama nach 21 Kanonensalven sprechen wird. Sie sind reserviert für Ehrengäste, Kongressmitarbeiter sowie Mäzene, die bis zu eine Million US-Dollar gespendet haben, um zu helfen, die Kosten für die Zeremonie zu decken.
Umrahmt wird das Programm unter anderem von Sängerin Kelly Clarkson und Sänger James Taylor. Pop-Superstar Beyoncé wird die Nationalhymne singen. Auch Poesie gibt es: Der Dichter Richard Blanco wird ein Gedicht vorlesen. Der Schriftsteller mit kubanischen Wurzeln sei der erste Homosexuelle, der diese Aufgabe übernehme, so das Organisationskomitee. Das traditionelle Gebet wird von Pastor Luis León gesprochen, ein aus der Stadt Guantánamo stammender Kubaner. Der dafür zunächst vorgesehene Pastor Louie Giglio war ausgeladen worden, nachdem von ihm abfällige Bemerkungen über Homosexuelle bekanntgeworden waren.
Präsidentenberater David Plouffe sagte im Nachrichtensender CNN, Obama werde in seiner Vereidigungsrede einen "hoffnungsvollen" Ton anschlagen und die Politik in Washington zur Zusammenarbeit aufrufen. "Er wird darüber sprechen, dass unser politisches System nicht erfordert, dass wir alle unsere Differenzen beilegen, aber uns auch nicht daran hindert, bei Gemeinsamkeiten zu handeln", teilte Plouffe mit. Die USA sind in den vergangenen Jahren immer stärker in zwei politische Lager zerfallen, die sich unversöhnlich gegenüberstehen. Die Dauerfehde zwischen Obamas Demokraten und den Republikanern lähmt die Gesetzgebung im Kongress. Im November hatte Obama die Präsidentenwahl gegen den Republikaner Mitt Romney klar gewonnen.
Nach der Vereidigungsrede nehmen Obama und seine Frau Michelle an einer Parade über die Pennsylvania Avenue zum Weißen Haus teil. Am Abend dann tanzen die Obamas auf den traditionellen Vereidigungsbällen. Am Dienstag dann beginnt wieder die politische Arbeit.
wl/sti (dpa, dapd, afp, rtr)