Ressourcen-Konflikt
16. März 2008Für viele Regierungen auf der Welt ist die Energiesicherheit zu einer der strategisch wichtigsten Fragen geworden. Die Energieknappheit ihnen Kopfzerbrechen. Aber es gibt auch andere Güter, die nicht uneingeschränkt zur Verfügung stehen. Zum Beispiel sauberes, trinkbares Wasser. Und was die ganze Situation noch komplizierter macht: Wasser und Energie hängen direkt miteinander zusammen. Was in Zukunft dazu führen könnte, dass der Treibstoffverbrauch eines Autos nicht mehr alleine ausschlaggebend ist für dessen Umweltfreundlichkeit. Sondern auch der Wasserbedarf, um diesen Treibstoff herzustellen.
"Wasser und Energie sind eng miteinander verbunden. Wir brauchen eine Menge Wasser, um Energie zu produzieren, besonders wenn wir sie über fossile Brennstoffe und Atomenergie gewinnen", sagt Peter Gleick vom Pacific Instiute in Oakland, Kalifornien. Andererseits sei eine Menge Energie notwendig, um Wasser zu gewinnen, zu transportieren und aufzubereiten. "Energie-Knappheit beeinflusst unsere Wasserpolitik, Wasser-Knappheit unsere Energie-Politik, und trotzdem gibt es keine Versuche, Wasser und Energie zu integrieren", bemängelt er.
Empfindliche Balance
Genau das ist es aber, was Peter Gleick am versucht: Die empfindliche Balance zu halten zwischen zwei knappen Ressourcen. Denn werden Energie und Wasser nicht zusammen unter einen Hut gebracht, kann es sein, dass eine der beiden Quellen ausfällt: In bestimmten wasserarmen Regionen, zum Beispiel in Kalifornien, können Kraftwerke nicht gebaut werden, weil das Wasser für die Kühlung nicht zur Verfügung steht.
Vincent Tidwell von den Sandia National Laboratories in Albuquerque hat sich die Zahlen im Auftrag des US-Energieministeriums näher angeschaut: "Insgesamt wird heute Wasser in Trinkwasserqualität für Kühlung eingesetzt – in den USA macht das 39 Prozent der gesamten verbrauchten Wassermenge aus. Die Kraftwerke mit ihrem Kühlwasser sind heute in den USA die größten Wasserverbraucher."
Viel Wasser für Energieerzeugung
Das Wasser wird dabei zwar genutzt, aber nicht unbedingt verbraucht. Meist wird es einem Fluss entnommen, durch das Kraftwerk geleitet und dann um einige Grad erwärmt wieder in den Fluss abgegeben. Etwas anders sieht es aus, wenn die Energie für Autos, Busse und andere Transportmittel bereit gestellt werden soll. Die Herstellung von Biotreibstoffen aus Biomasse verbraucht große Mengen von Wasser, weil die Pflanzen gegossen werden müssen. Aber auch bei der Produktion von herkömmlichem Benzin und Diesel braucht die Industrie nicht gerade wenig davon. In Kanada wird zum Beispiel zäher Teer mit Hilfe von heißem Wasserdampf aus dem Erdreich gefördert.
Michael Webber von der University of Texas in Austin hat ausgerechnet, wie viel Wasser benötigt wird, um bestimmte Kraftstoffe herzustellen. Von konventionellen Kraftstoffen über Biodiesel und Bioethanol bis hin zu Strom für Elektroautos und Wasserstoff für Brennstoffzellenfahrzeuge. "Wenn wir in die Zukunft schauen, dann sind die wasserintensivsten Brennstoffe Biokraftstoffe und Elektrizität in der herkömmlichen Herstellung", resümiert Webber. Betrachte man allein den Wasserverbrauch, dann sind erneuerbare Energieformen, wie Hybridantriebe, die sparsamsten. "Auch Biokraftstoff, der ohne künstliche Bewässerung auskommt, hat eine ganz gute Wasser-Bilanz, wie eben auch normales Benzin", sagt Webber.
Wassersparen spart Energie
Wasserverbrauch für die Erzeugung von Energie ist die eine Seite der Medaille. Umgekehrt wird sehr viel Energie benutzt, um Trinkwasser zu gewinnen. Besonders energieintensiv ist die Entsalzung von Meerwasser. Aber auch der Transport von Wasser über weite Strecken, zum Beispiel von Nord- nach Südkalifornien kann die Energiekosten in die Höhe schnellen lassen. "In den USA wird drei Prozent der gesamten, erzeugten Energie genutzt, um Wasser zu bewegen oder zu behandeln", erläutert Tidwell. In einigen Gebieten, wie etwa Kalifornien, seien es sogar um 20 Prozent.
Sehr günstig im Vergleich zur Entsalzung und zum Transport aus der Ferne schneidet die Aufbereitung von verbrauchtem Wasser ab. Durchaus vergleichbar mit der Förderung von Grundwasser aus tiefen Schichten. Aber am meisten Energie wird noch immer verbraucht nicht für die Förderung, die Aufbereitung oder den Transport – sondern in den Haushalten, um das Wasser zu erhitzen, so Peter Gleick.
"Wenn man es als Gesamtproblem betrachtet ist deshalb eine der effektivsten Methoden Energie zu sparen Warmwasser zu sparen."