Wechselhafte Geschichte: die Ufa wird 100
Es ist die bekannteste deutsche Filmproduktion. Gegründet 1917 spiegelt die Ufa deutsche Kulturhistorie wider. Frühe Ufa-Produktionen gelten als Klassiker, die Nazis nutzten sie für Propaganda, heute macht sie viel TV.
Welterfolg "Der blaue Engel"
Vielleicht ist es dieser Film, der wie kein anderer die ersten Produktionsjahre der Ufa am besten widerspiegelt. "Der blaue Engel" (1930) steht für deutsche Filmkultur, aber auch für die internationale Ausstrahlung der Ufa. Mit Marlene Dietrich wurde ein Weltstar geboren, den Hollywood engagierte. Die Szenerie, das Berlin der 1920er Jahre, hat bis heute nichts von seiner Faszination eingebüßt.
Stilbildende Klassiker
Zuvor waren in den Studios der Ufa in Babelsberg bei Berlin Stummfilme gedreht worden, die heute zu den großen Klassikern der Filmgeschichte zählen. Regisseure wie Ernst Lubitsch, Friedrich Wilhelm Murnau oder Fritz Lang experimentierten mit dem damals noch jungen Medium Film und schufen Großartiges - wie Fritz Lang (r.), der hier Regieanweisungen zum Klassiker "Metropolis" gibt.
Murnaus filmische Visionen
Neben Fritz Lang, der das Genre des Monumental- und Ausstattungsfilms miterfand, etablierte sich Friedrich Wilhelm Murnau als künstlerisch herausragender Regisseur. Sein Klassiker von 1924, "Der letzte Mann", mit Emil Jannings als alternder Hotelportier im Berlin der 1920er Jahre, geht noch heute zu Herzen.
Deutsche Komik: Ernst Lubitsch
Neben Lang und Murnau gehörte Ernst Lubitsch zu den bekanntesten Regisseuren des deutschen Stummfilms, der weltweit künstlerische Triumphe feierte. Mit seinen für die Ufa hergestellten Komödien brachte er die Menschen in den Kinos zum Lachen. Lubitsch ging früh nach Hollywood, Murnau und Lang folgten später.
Teure Produktionen: Metropolis
Wirtschaftlich geriet die Ufa schon Mitte der 1920 in eine Schieflage. Dazu hatten vor allem auch Fritz Langs Großproduktionen "Die Nibelungen" und "Metropolis" (unser Foto) beigetragen. Die Ufa, gegründet mit politischen Zielen während des Ersten Weltkriegs, war immer ein Spielball zwischen Politik, Wirtschaft und anderen gesellschaftlichen Interessen gewesen. Geld war bald nicht mehr vorhanden.
Unterhaltung: Die Drei von der Tankstelle
In der kurzen Zeit zwischen Einführung des Tonfilms und der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten entstanden bei der Ufa noch ein paar bemerkenswerte Produktionen. Die erste deutsche Tonfilmoperette "Die Drei von der Tankstelle", besetzt unter anderem mit Lilian Harvey, Willy Fritsch und Heinz Rühmann, war ein großer Publikumserfolg.
Deutsches Starsystem
Die Ufa etablierte neben Regisseuren, die das heimische Kino bekannt machten und die ihre Karrieren in Hollywood fortsetzen sollten, auch eine Reihe von Stars auf der Leinwand. Lilian Harvey hatte ein Jahr nach "Die Drei von der Tankstelle" großen Erfolg in der Ufa-Produktion "Der Kongreß tanzt" und war in jener Zeit einer der beliebtesten deutschen Filmstars.
Die Ufa als Propagandaschmiede
Mit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933 geriet auch die Ufa schnell in den Sog der NS-Propagandamaschinerie. "Hitlerjunge Quex", mit dem für sich sprechenden Untertitel "Ein Film vom Opfergeist der deutschen Jugend", nahm schon vieles vorweg, was in den kommenden Jahren folgen sollte. Für die Ufa hieß das: Sie wurde zum Spielball der Macht.
Bilder der Propaganda
Die Ufa war dann auch an den großen stilbildenden Propagandafilmen der Nationalsozialisten beteiligt - wie an Leni Riefenstahls Reichsparteitags-"Dokumentation" "Triumph des Willens" von 1935. Im Abspann des Films erschien Adolf Hitler als inoffizieller "leitender Produzent" - das sagte alles aus über die enge Verzahnung zwischen Film und Politik im Dritten Reich.
Unterhaltende Propaganda
Kommerziell noch erfolgreicher als die zu Propagandazwecken produzierten Ufa-Filme waren die Werke, die sich der Elemente des Genre-Kinos bedienten. Der erfolgreichste deutsche Film der Jahre zwischen 1933 und 1945 war das Melodrama "Die große Liebe" mit Zarah Leander, Victor Staal und Grethe Weise, das von der Liebe zwischen Kriegseinsatz und Privatleben erzählt.
Über den Lüften der Propaganda
Die Ufa produzierte in den Jahren bis Kriegsende vor allem Unterhaltungsfilme - die reinen Propagandawerke blieben in der Minderheit. Und viele Filmschaffende in den Ufa-Studios waren zweifellos Könner ihres Fachs. Noch heute gelten einige Ufa-Produktionen wie Josef von Bakys 1943 entstandener Fantasy- und Abenteuerfilm "Münchhausen" mit Hans Albers in der Titelrolle als stilbildend.
Ablenkung als Zielvorgabe
Reichspropagandaminister Joseph Goebbels und seine Schergen hatten erkannt, dass das Medium Film noch zu etwas anderem zu gebrauchen war als zur reinen Propaganda: zur Ablenkung der Bevölkerung von Not und Kriegsgräuel. So wurden sogar in den Jahren, als Deutschland zu großen Teilen schon in Trümmern lag, Filme wie "Die Feuerzangenbowle" produziert.
Die letzte Ufa-Schlacht: Kolberg
Als der Krieg für Deutschland schon verloren war, investierte die Ufa noch einmal viel Geld in eine Großproduktion. Der Film "Kolberg" von Veit Harlan sollte 1945 den Durchhaltewillen der deutschen Soldaten an der Front und den der Bevölkerung zu Hause stärken. Ein absurdes Unternehmen, das gleichzeitig Mythen von Todessehnsucht und Opferbereitschaft befeuerte.
Zwischen den Zeiten
Helmut Käutners melancholischer Weltfluchtfilm "Unter den Brücken" mit Hannelore Schroth und Carl Raddatz wurde 1944 gedreht. Uraufgeführt wurde das Werk, das zu den besten deutschen Filmen der 1940er Jahre zählt, erst nach dem Krieg. Nach einer Premiere 1946 in Locarno feierte es 1950 Erstaufführung in der jungen Bundesrepublik.
Kurze Blüte in der Nachkriegszeit
Die Niederlage der Deutschen 1945 bedeutete auch das Ende der Ufa. Die Alliierten zerschlugen die Strukturen der Gesellschaft und dezentralisierten die deutsche Filmwirtschaft. Doch der Name Ufa blieb erhalten und erlebte Ende der 50er Jahre ein kurzes Comeback - mit durchaus bemerkenswerten deutschen Nachkriegsproduktionen wie der B. Traven-Verfilmung "Das Totenschiff" mit Horst Buchholz.
Heutige Großproduktionen
Nach einer wechselhaften Geschichte in den folgenden Jahrzehnten, in denen der Name Ufa eher als Symbol für eine große Kinokette im Gedächtnis blieb, wird unter dem neuen Signet UFA seit den 90er Jahren wieder produziert. Zunächst vor allem fürs Fernsehen, in jüngster Zeit aber auch wieder für die große Leinwand. Als Großproduktion mit internationalen Stars entstand 2013 "Der Medicus".
Deutsche Serienvielfalt
Internationale Anerkennung heimste die UFA in den letzten Jahren aber eher für Fernsehproduktionen ein. So wurde der Mehrteiler "Deutschland 83" unter anderem mit einem Grimme-Preis und dem "International Emmy Award" ausgezeichnet. So knüpft die UFA - inzwischen nur noch mit drei Großbuchstaben geschrieben - an frühere Erfolge an.
Sie ist die bekannteste deutsche Filmproduktionsfirma. Gegründet 1917, spiegelt die Ufa vielfach deutsche Kulturhistorie wider. Frühe Ufa-Produktionen gelten als Klassiker der Filmgeschichte, die Nationalsozialisten nutzten sie für üble Propaganda. Heute macht die UFA viel Fernsehen, beteiligt sich aber auch an internationalen Kinoproduktionen.