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Weiter Kämpfe in Misrata trotz Armee-Rückzug

23. April 2011

Im Kampf gegen die Aufständischen in Misrata ändert Libyens Machthaber Gaddafi offenbar seine Taktik: Seine Soldaten sollen sich zurückziehen und den Stämmen den Kampf überlassen. Die Rebellen melden, Misrata sei frei.

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Rebellen laden ein Maschinengewehr nach (Foto: pa/dpa)
Die Rebellen haben Misrata nach eigener Aussage wieder unter KontrolleBild: picture alliance/dpa

Allen Ankündigungen um einen möglichen Rückzug der Truppen von Machthaber Muammar el Gaddafi zum Trotz gingen die Kämpfe um Misrata, der drittgrößten Stadt in Libyen, am Samstag (23.04.2011) mit unverminderter Heftigkeit weiter. Nach Angaben eines Arztes gab es erneut mindestens 25 Tote. Etwa 100 Verletzte seien ins Hospital eingeliefert worden.

Nach wochenlangen zermürbenden Kämpfen meldeten die Rebellen, sie hätten Misrata wieder unter ihre Kontrolle gebracht. "Misrata ist frei, die Rebellen haben gewonnen", sagte ein Sprecher der Aufständischen der Nachrichtenagentur Reuters am Samstag. Die Soldaten Gaddafis seien auf der Flucht. Gefangen genommene Soldaten berichteten, ihnen sei der Rückzug aus der im Westen gelegenen Rebellenhochburg befohlen wurden.

Regime will Stammesangehörige für sich kämpfen lassen

Libysche Bodentruppen (Foto: picture-alliance/dpa)
Gaddafis Soldaten sollen raus aus MisrataBild: picture-alliance/dpa

Sollten die Angaben über die Wiederinbesitznahme Misratas stimmen, wäre das ein großer Erfolg für die Rebellen. Eine Bestätigung von neutraler Seite über die Lage gibt es bisher aber nicht. Der Rückzug der Armee war von Libyens Vize-Außenminister Chaled Kaim angekündigt worden. Er erklärte am Freitag in Tripolis, statt der Armee würden Gaddafi-treue Stämme aus der Region den Kampf um die Kontrolle der Stadt weiter fortführen. Das Militär habe eine "chirurgische Lösung" in Misrata angestrebt, sagte Kaim, doch das sei angesichts der NATO-Luftangriffe nicht möglich gewesen.

In der Gegend um Misrata ist unter anderem der große Stamm Werfella ansässig, der treu zum Regime steht. Da viele Stammesangehörige bereits als Milizionäre an der Seite des Militärs kämpfen, fürchten Beobachter, dass die Gewalt auch nach dem Rückzug der Armee anhält. Dagegen dürfte der Lufteinsatz der NATO nun schwieriger werden. Denn die Stammesangehörigen sind optisch kaum von den Rebellen und Zivilisten zu unterscheiden.

Katastrophale Versorgungslage in Misrata

Die humanitäre Lage in Misrata wird immer schwieriger. Ein Arzt des größten Krankenhauses der Stadt berichtet, man sei dort überfordert. "Es fehlt uns an allem: an Personal, Geräten, Medikamenten." Misrata liegt 210 Kilometer östlich von Tripolis und ist derzeit nur auf dem Seeweg zu erreichen.

Ein Schiff der Internationalen Organisation für Migration (IOM) legte am Samstagmorgen im Hafen von Misrata an und brachte 160 Tonnen Hilfsgüter, darunter Lebensmittel, Medikamente und Zelte. Auf dem Rückweg in Richtung der ostlibyschen Rebellenhochburg Bengasi sollte das Schiff rund 1000 Flüchtlinge an Bord nehmen.

Erstmals Angriff einer US-Kampfdrohne

Eine Drohne der US-Air Force vom Typ MQ-1 Predator (Foto: dpa)
Erstmals flog eine US-Drohne einen Kampfeinsatz in LibyenBild: picture-alliance/dpa

Die NATO setzte ihre Luftangriffe weiter fort, auch auf Ziele in Tripolis. Unterdessen meldete das US-Verteidigungsministerium in Washington, dass am Samstag erstmals eine US-Kampfdrohne einen Angriff in Libyen geflogen hat. Angaben über das Ziel des Angriffs machte der Pentagon-Sprecher nicht. Die US-Regierung hatte den Einsatz der unbemannten Flugzeuge angekündigt, wie es hieß, "wegen der humanitären Lage" in den umkämpften Gebieten.

Autorin: Ursula Kissel (dpa, afp, rtr)
Redaktion: Reinhard Kleber