Weiterer Anschlag in Jerusalem - zwei Verletzte
28. Januar 2023Zwei Menschen seien im Stadtteil Silwan in Ost-Jerusalem durch Schüsse verletzt worden, teilte die Polizei mit. Den Beamten zufolge bestehe Terror-Verdacht. Der 13-jährige mutmaßliche Angreifer sei "neutralisiert" worden. Unklar war zunächst, ob er getötet wurde. Medien berichteten, er sei Palästinenser.
Verletzte sind Vater und Sohn
Die beiden schwer verletzten Männer wurden zur Behandlung ins Krankenhaus gebracht, wie der Rettungsdienst Magen David Adom meldete. Medienberichten zufolge handelt es sich um Vater und Sohn.
Der Schusswaffenangriff ereignete sich weniger als einen Tag nach dem Angriff vor einer Synagoge in Ost-Jerusalem. Israel bezeichnet die Tat als Terroranschlag. Der Attentäter hatte während des Schabbat am Freitagabend das Feuer vor der Synagoge eröffnet und sieben Menschen erschossen, bevor er von der Polizei nach einer kurzen Verfolgungsjagd getötet wurde. Ersten Erkenntnissen nach handelt es sich um einen 21-jährigen Palästinenser mit Wohnsitz in Ost-Jerusalem.
Die Polizei wurde nach dem Angriff in Höchstalarm versetzt. Israels Polizeichef Kobi Schabtai sprach von "einem der schlimmsten Anschläge der vergangenen Jahre". Regierungschef Benjamin Netanjahu kündigte "sofortige Gegenmaßnahmen" an.
Nach dem Anschlag hat die israelische Polizei nach eigenen Angaben Dutzende Menschen festgenommen. Unter den insgesamt 42 zur Befragung Festgenommenen seien Familienangehörige des Attentäters sowie andere Bewohner seines Stadtteils, erklärte die Polizei.
Anschlag am Holocaust-Gedenktag
Der Angriff am Holocaust-Gedenktag löste international Bestürzung aus. Bundeskanzler Olaf Scholz zeigt sich schwer betroffen. "Die Nachrichten über die schrecklichen Attentate in Jerusalem erschüttern mich zutiefst", erklärt Scholz auf Twitter. "Es hat Tote und Verletzte im Herzen Israels gegeben". Seine Gedanken seien bei den Opfern und ihren Familien, erklärt er weiter. "Deutschland steht an Israels Seite".
Auch das Auswärtige Amt verurteilt den blutigen Anschlag "auf das Schärfste". Am Internationalen Holocaust-Gedenktag jüdische Gläubige vor einer Synagoge anzugreifen, während sie den Schabbat begehen, sei "abscheulich und ein Verbrechen, das durch nichts zu rechtfertigen ist", erklärt eine Sprecherin in Berlin. Sie spricht von einem "grauenhaften Terrorangriff". "Das grausame Kalkül der Terroristen, Hass zu säen und Frieden unmöglich zu machen, darf nicht aufgehen", erklärt sie. "Die Spirale der Gewalt, die in diesem Jahr bereits zu viele Opfer auf beiden Seiten gefordert hat, darf sich nicht weiterdrehen."
Die Vereinigten Staaten bezeichnen den Angriff als "absolut entsetzlich". Washington verurteile diesen "offensichtlich terroristischen Anschlag auf das Schärfste", sagt ein Sprecher des US-Außenministeriums. US-Präsident Joe Biden habe sein Team angewiesen, sich unverzüglich mit den israelischen Kollegen in Verbindung zu setzen, um Unterstützung bei der Versorgung der Opfer und der Verfolgung der Täter anzubieten, teilt das Weiße Haus weiter mit.
"Der Angriff auf eine Synagoge am Holocaust-Gedenktag und während des Schabbats ist entsetzlich. Wir stehen an der Seite unserer israelischen Freunde", erklärt auch der britische Außenminister James Cleverly auf Twitter.
Riad verurteilt Angriffe auf Zivilisten
Auch Saudi-Arabien hat auf den Anschlag in Ost-Jerusalem mit mehreren Toten reagiert. "Das Königreich verurteilt alle Angriffe auf Zivilisten", teilte das Außenministerium mit. Der einflussreiche Golfstaat, der offiziell keine diplomatischen Verbindungen zu Israel unterhält, warnte zugleich, dass die Situation zwischen Palästinensern und Israelis in eine weitere ernsthafte Eskalation abgleiten könne. Saudi-Arabien hat sich in der Vergangenheit zwar oft zur Lage der Palästinenser, nicht aber zu Terror, der auf Israelis abzielt, geäußert.
Sicherheitslage schon seit Tagen angespannt
Die Sicherheitslage in Israel und den palästinensischen Gebieten hatte sich in den vergangenen Tagen deutlich zugespitzt. Ein Sprecher der im Gazastreifen herrschenden terroristischen Hamas erklärte, bei dem Anschlag handele es sich um eine Vergeltung für die Razzia der israelischen Armee in Dschenin am Donnerstag, bei der nach palästinensischen Angaben neun Personen getötet wurden. Im Gazastreifen und in palästinensischen Städten des Westjordanlandes gingen laut Augenzeugen Menschen auf die Straße, um den Anschlag in Jerusalem zu feiern.
Am Freitag wurden aus dem Gazastreifen zunächst Raketen auf israelisches Gebiet abgefeuert, die die israelische Armee jedoch abfing. Israel führte daraufhin mehrere Luftangriffe gegen Stellungen der Hamas im Gazastreifen aus. Ziele seien eine "unterirdische Raketenproduktionsstätte" der radikalislamischen Palästinenserorganisation sowie eine Hamas-Basis im Norden des Gebiets gewesen, erklärte die Armee.
Im Westjordanland und Ost-Jerusalem leben heute mehr als 600.000 israelische Siedler. Die Palästinenser beanspruchen die Gebiete für einen künftigen Staat Palästina mit dem arabisch geprägten Ostteil Jerusalems als Hauptstadt. Die militante Hamas wird von Deutschland, der Europäischen Union und den USA ebenso wie von einigen arabischen Staaten als Terrororganisation eingestuft.
nob/pg/ft/uh/jj/myk (afp, dpa, rtr)
Der Artikel wurde am 29.01.2023 aktualisiert.