Weiteres Gurlitt-Gemälde als NS-Raubkunst identifiziert
16. März 2019Auf das Gemälde "Quai de Clichy" des französischen Malers Paul Signac (1863-1935) ist ein Herausgabeanspruch angemeldet worden. Das teilte das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste am Donnerstag in Magdeburg mit. Die Provenienz-Forschung identifizierte das Werk als NS-Raubkunst, das Ergebnis wurde durch internationale Experten bestätigt.
"Damit können wir ein weiteres Werk aus dem Kunstfund Gurlitt an Nachkommen eines Opfers nationalsozialistischer Verfolgung zurückgeben", sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters. Die CDU-Politikerin zeigte sich zuversichtlich, das Werk zügig restituieren zu können.
Im November 2013 hatte die Justiz in München bei Cornelius Gurlitt, dem Sohn des bekannten NS-Kunsthändlers Hildebrand Gurlitt, eine hochkarätige Sammlung beschlagnahmt, die zu großen Teilen unter dem Verdacht stand NS-Raubkunst zu sein. Der Fund sorgte weltweit für Schlagzeilen, es war die Rede von einem "milliardenschweren Nazi-Schatz". Nach jahrelanger Provenienz-Forschung konnten bislang allerdings erst sechs - nun sieben- Kunstwerke eindeutig als NS-Raubkunst identifiziert werden. Fünf davon wurden seitdem zurückgegeben.
Wege eines Raubgut-Falls
Das Bild "Quai de Clichy" des Neo-Impressionisten Paul Signac gehörte einst zur Sammlung des französischen Immobilienmaklers Gaston Prosper Lévy (1893-1977). Als Jude floh er aus dem von Nazi-Deutschland besetzen Frankreich. Seine Kunstsammlung hatte er zuvor 150 Kilometer südlich von Paris auf sein Schloss Les Bouffards bringen lassen. Im Oktober 1940 beschlagnahmten deutsche Soldaten die Kunstgegenstände, darunter auch das Bild "Quai de Clichy". In den Verlustlisten, die Lévy nach dem Zweiten Weltkrieg zusammenstellte, führte er das Bild unter dem Titel "Canal et peniches". Über den französischen Kunstmarkt gelangte das Gemälde schließlich in den Besitz von Hildebrand Gurlitt.
tön/pl (dpa, kna)