Weißrussland nimmt 32 russische Söldner fest
29. Juli 2020Die Behörden in Weißrussland haben zahlreiche russische Söldner wegen des Vorwurfs einer Verschwörung zur Destabilisierung des Landes vor den Präsidentschaftswahlen festgenommen. Insgesamt seien 32 Mitglieder der Söldnertruppe Wagner nahe der Hauptstadt Minsk in Gewahrsam genommen worden, berichteten staatliche Medien unter Berufung auf die Strafverfolgungsbehörden. Ein weiterer russischer Staatsbürger sei an einem anderen Ort verhaftet worden.
Weißrussland, Ukraine, Syrien, Libyen
Die Aktion sei angeordnet worden, nachdem die Behörden von "der Ankunft von 200 Kämpfern auf weißrussischem Gebiet" erfahren hätten, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Belta. Deren Ziel sei es gewesen, das Land während des Wahlkampfs zu destabilisieren. Die Russen hielten sich demnach in einem Kurort auf und erkundeten die Gegend. Weißrusslands Staatsfernsehen zeigte mehrere russische Pässe, die angeblich den Inhaftierten gehören. Die Männer hätten "militärische Kleidung" getragen und schweres Gepäck bei sich gehabt. Aufgeflogen seien sie, da sie anders als russische Touristen keinen Alkohol getrunken hätten, berichtete Belta.
Die Söldnertruppe Wagner wird Berichten zufolge von einem Verbündeten des russischen Präsidenten Wladimir Putin kontrolliert und ist unter anderem in der Ukraine, in Syrien und in Libyen im Einsatz. Moskau wies die Berichte über angebliche "Wagner-Söldner" zurück. "Ich bin überzeugt, dass das nicht stimmt", sagte der Vizechef des Verteidigungsausschusses der Staatsduma, Juri Schwytkin, der Agentur Interfax.
Die Festnahmen dürften die Beziehungen zwischen Moskau und Minsk belasten. Russland ist der wichtigste politische und wirtschaftliche Verbündete von Weißrussland. Doch kommt es immer wieder zu Spannungen zwischen den beiden Ländern.
Mit harter Hand auch in die sechste Amtszeit
In der autoritär regierten Republik Weißrussland finden am 9. August Präsidentschaftswahlen statt. Der seit 1994 amtierende Staatschef Alexander Lukaschenko bewirbt sich um seine sechste Amtszeit. Er wird von Gegnern als "Europas letzter Diktator" kritisiert.Die Behörden gehen massiv gegen die Opposition vor. Lukaschenko ließ mehrere potenzielle Präsidentschaftskandidaten inhaftieren und warf einigen Kritikern vor, mit Russland gemeinsame Sache zu machen.
Lukaschenko hat im Wahlkampf mehrfach vor einer Revolution und Zuständen wie 2014 auf dem "Maidan" gewarnt, dem Unabhängigkeitsplatz von Kiew im Nachbarland Ukraine. In seinem Land gebe es nicht viele "Maidan-Anhänger". Diese kämen vielmehr aus dem Ausland und würden "weltweit an Provokationen teilnehmen". Beobachter gehen davon aus, dass Lukaschenko Angst vor gewaltsamen Umbrüchen schürt, um seine Wiederwahl zu sichern.
Eine seiner Herausforderinnen, Swetlana Tichanowskaja, sagte am Dienstag in einer TV-Ansprache, die Behörden versuchten, die Bevölkerung einzuschüchtern. "Wir wollen einen neuen Präsidenten. Die Behörden antworten uns, dass es dann einen Maidan geben wird."
sti/kle (afp, rtr)