Weltbankbericht zum Hunger in Entwicklungsländern
2. März 2006Selbst wenn die Kinder nicht an ihrer mangelhaften Ernährung sterben, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihre Schulausbildung nicht beenden oder erst gar keine Schule besuchen groß. Ihr späteres Einkommen ist signifikant geringer. Auch die wirtschaftlichen Konsequenzen sind erheblich, wie Meera Shekar, die Autorin des Berichts, erläutert: "Unsere vorsichtigen Schätzungen gehen dahin, dass ein Land wie Indien etwa zwei bis drei Prozent seines Bruttoinlandprodukts aufgrund von Unterernährung verliert. Wenn die Kinder besser ernährt wären, könnte eine Wirtschaft wie die indische um Milliarden besser dastehen."
Mangel an Vitaminen und Mineralstoffen
Der Weltbankbericht beziffert die Zahl der Kinder unter fünf Jahren, die in den Entwicklungsländern unterernährt sind, auf beinahe ein Drittel. Mehr als 30 Prozent fehlt es an Vitaminen und Mineralstoffen. 60 Prozent aller Kinder, die an Krankheiten wie Malaria oder Typhus sterben, hätten eine reale Überlebenschance, wenn sie nicht unterernährt wären. In einigen Weltregionen ist das Problem schlimmer als in anderen: "In den Ländern des südlichen Afrika sind etwa 25 Prozent der Kinder unterernährt. In Südasien sind es dagegen 50 Prozent. Ein riesiges wirtschaftliches Verlustpotenzial", sagt Meera Shekar.
Hunger nicht immer sichtbar
Aber die Dynamik verändert sich. Während in Asien die Unterernährung abnimmt, nimmt sie in den Ländern des südlichen Afrikas zu. Und nicht immer ist die Unterernährung als solche auf den ersten Blick sichtbar: Viele unterernährte Kinder sähen normal aus, sagt Meera Shekar. "Wir sprechen vom versteckten Hunger, besonders was die Nährstoffe angeht." Man sähe den Kindern ihr Leiden nicht an, so als wenn sie Malaria, Polio oder Aids hätten. Ein unterernährtes 10-jähriges Kind könne wie ein normales 6-jähriges Kind aussehen. "Das ist wohl auch ein Grund mit dafür, warum man das Problem bisher vernachlässigt hat", vermutet Meera Shekar.
3,6 Millionen US-Dollar von der Weltbank
Die Weltbank appelliert an die betroffenen Staaten und an die internationalen Geberländer, die Unterernährung endlich angemessen zu bekämpfen. Die Bank hat zunächst 3,6 Millionen US-Dollar zur Verfügung gestellt, um Ernährungsprogramme für Mütter und Kinder zu fördern. Vor allem die gesundheitlichen Vorzüge einer möglichst intensiven Ernährung mit Muttermilch sollen mehr propagiert werden. Aber die Kosten für eine radikale Bekämpfung der Unterernährung sind enorm. Allein die Verabreichung einer zweifachen Dosis des lebenswichtigen Vitamins A in allen Entwicklungsländern pro Jahr würde nach Schätzungen der Bank bis zu 1,5 Milliarden Dollar kosten.