Weltkino zu Gast in Berlin
9. Februar 2004Die Festival-Programme waren schon beim Drucker, als Berlinale-Chef Dieter Kosslick die schlechte Nachricht erhielt: In letzter Minute zogen drei Produktionfirmen ihre Filme zurück. Darunter den Wettbewerbsbeitrag "The Motorcycle Diaries", der auf den Tagebüchern des jungen Che Guevaras basiert. Dieser und zwei weitere Streifen sollen jetzt beim Festival in Cannes ins Rennen geschickt werden. Dieser Verlust habe ihm schon einigen "Nachtschlaf" gekostet.
Rauhes Klima
Das Klima zwischen Berlin und Cannes sei rauher geworden, räumt Kosslick ein: "Irgendwas muss ja passiert sein, wenn sie jetzt schon die Filmsichtung durch die Berlinale vornehmen lassen". Inzwischen ist der Ärger verflogen, im Gespräch mit DW-TV blickt der Festivalleiter nach vorne: "Die Geschichte ist abgeschlossen."
Trotz der Querschläge aus Frankreich sind in Berlin bis zum 15. Februar 394 Produktionen zu sehen. Eröffnet wird die Berlinale am Donnerstag (5.2.2004) mit einer großen Gala und dem amerikanischen Bürgerkriegsepos "Unterwegs nach Cold Mountain". Die Hauptrollen spielen Nicole Kidman und Jude Law, der sich - im Gegensatz zu Kidman - in Berlin auch persönlich präsentieren wird.
Zwei deutsche Filme
Im eigentlichen Wettbewerb konkurrieren in diesem Jahr 23 Filme aus 18 Ländern. Darunter sind auch zwei deutsche Produktionen: Romuald Karmarkar ("Der Totmacher") zeigt die Ehetragödie "Die Nacht singt ihre Lieder" und der türkischstämmige Deutsche Fatih Akins tritt an mit dem Migrantendrama "Gegen die Wand". Nach den internationalen Erfolgen deutscher Filme im vergangenen Jahr, etwa mit "Good-bye Lenin", beobachtet Berlinale-Chef Kosslick, dass auch die deutschen Produktionen mit kleinen und mittleren Budgets inzwischen hoch professionell hergestellt würden. Kosslick: "Es wird auch nicht mehr gewackelt und so und dann gesagt, das ist eine neue Richtung."
Vorschläge - etwa aus der Politik -, in Zukunft in Berlin noch stärker auf deutsche Filme zu setzen, hält Festival-Chef Kosslick für überflüssig. Im Interview mit DW-TV sagte er, dass er "in Sachen deutscher Film" gar nicht unter Druck gesetzt werden müsse. "Da muss mich keiner drücken, da muss mich keiner schieben und schubsen, das mache ich schon von ganz alleine", meinte Kosslick, "für mich ist der deutsche Film ein wesentlicher Bestandteil des größten deutschen und eines der größten internationalen Filmfestivals." (hh)