"Jedes Mädchen zählt"
11. Oktober 2016Weltweit leben demnach rund 700 Millionen Frauen und Mädchen in Ehen, die sie vor ihrem 18. Lebensjahr eingehen mussten. Diese Zahl nennt die Kinderrechtsorganisation "Save the Children" in ihrem anlässlich der Weltmädchentages veröffentlichten Bericht "Jedes Mädchen zählt" unter Berufung auf Zahlen der Vereinten Nationen.
Im Jahr 2050 könnten es bis zu 1,2 Milliarden sein, schätzt "Save the Children". In Ländern wie Afghanistan, Jemen, Indien und Somalia würden Mädchen teilweise schon im Alter von 10 Jahren verheiratet, heißt es.
Ein besonders großes Problem für Mädchen bedeuten Kinderheiraten demnach, weil diese weitere Benachteiligung nach sich ziehen. Oftmals folgten Gewalt, sexuelle Ausbeutung, schädliche Bräuche wie die weibliche Genitalverstümmelung, schlechtere Bildungschancen und unzureichende Gesundheitsversorgung, erklärte die Geschäftsführerin von "Save the Children" Deutschland, Susanna Krüger. Mädchen, die extrem früh heiraten, bekämen zudem Kinder, bevor ihre Körper dafür bereit seien und seien zudem einem hohen Risiko sexuell übertragbarer Krankheiten ausgesetzt.
"Kinderehen sind der Anfang eines Teufelskreises aus Benachteiligungen", erklärte Krüger. In diesem negativen Kreislauf würden Mädchen "die grundlegenden Rechte auf Bildung, Entwicklung und Kindsein verwehrt".
Gefälle zwischen Arm und Reich
Den höchsten Anteil an Kinderehen hat laut dem Bericht Indien. Dort sei mit 47 Prozent fast die Hälfte der Mädchen unter 18 Jahren betroffen. Am Beispiel Nigerias zeigt die Organisation auf, dass Mädchen aus armen Familien sehr viel häufiger früh verheiratet werden als ihre reicheren Altersgenossinnen. In dem afrikanischen Land seien 40 Prozent der armen Mädchen bereits mit 15 Jahren verheiratet, unter den reichsten Mädchen nur drei Prozent.
"Save the Children" erstellte eine Rangliste von 144 Ländern der Welt, mit der aufgezeigt werden soll, welche Chancen Mädchen haben. Herangezogen wurden die Indikatoren Frühverheiratung, Schulbildung, Schwangerschaft bei Jugendlichen, Müttersterblichkeit und Frauenanteil im Parlament. Am schlechtesten schneiden dabei afrikanische Länder südlich der Sahara ab. Auf den letzten Plätzen liegen Niger, der Tschad, die Zentralafrikanische Republik, Mali und Somalia.
Doch auch einige westliche Staaten zeigen in dem Ranking Schwächen. Beispielsweise ist in Großbritannien und den USA die Zahl der Mädchen, die bereits als Jugendliche schwanger werden, verhältnismäßig hoch. Deutschland liegt in der Rangliste auf dem zwölften Platz. Davor liegen ausschließlich andere europäische Länder. Am besten schneidet Schweden ab.
qu/wl (afp, dpa, rtre, epd)