Die Verschwörung am Bolschoi
6. März 2013Sieben Wochen nach dem Attentat auf den Chef des weltberühmten Moskauer Bolschoi-Balletts, Sergej Filin, hat die russische Polizei eine spektakuläre Festnahme gemeldet: Solist Pawel Dmitritschenko, der im Bolschoi unter anderem die Titelrolle in "Iwan der Schreckliche" tanzte, könnte der Drahtzieher gewesen sein. Die Nachrichtenagentur RIA Nowosti zitierte eine Polizeiquelle mit den Worten, es gebe Beweise dafür, dass der Tänzer Dmitritschenko den Angriff in Auftrag gegeben habe. "Wir sind dabei, die Motive zu klären", hieß es
Ebenfalls verhaftet wurden ein Verdächtiger, der dem 42-jährigen Ballett-Chef die Schwefelsäure ins Gesicht gekippt haben soll, und ein Mann, der ihn zum Tatort gefahren haben soll. Startänzer Dmitritschenko hatte sich Medienberichten zufolge mit Filin überworfen. Der Ballettchef soll Dmitritschenkos Ehefrau Angelina Woronzowa Traumrollen verwehrt haben, hieß es in Moskau.
Behandlung in Deutschland
Ein maskierter Angreifer hatte Filin Mitte Januar bei der Heimkehr von der Arbeit Säure ins Gesicht geschüttet. Der ehemalige Weltklassetänzer erlitt Verätzungen dritten Grades im Gesicht und an den Augen und wird derzeit in einer Aachener Augenklinik behandelt. Sein Gesundheitszustand soll sich langsam bessern.
Vor seiner Abreise nach Deutschland hatte der 42-Jährige der Polizei den Täter beschrieben sowie sich zu Verdächtigen geäußert. Filin selbst hatte mehrfach persönliche Rivalitäten am Theater als Grund für den Angriff vermutet.
Die größte Balletttruppe der Welt
Der Anschlag auf Filin hatte in der internationalen Tanzwelt große Bestürzung ausgelöst. Die Bolschoi-Balletttruppe ist mit etwa 220 Tänzern die größte der Welt. Sie gilt als Wiege klassischer russischer Ballettkunst mit makellosem Spitzentanz, streng synchronen Bewegungen und einzigartiger Körperbeherrschung. Der hausinterne Konkurrenzkampf am Bolschoi ist extrem hart.
GD/ SC (dpa, afp, ap)