Wenn Freiwillige einspringen
Die Ankunft immer neuer Flüchtlinge stellt Regierungen und NGOs vor eine Belastungsprobe. Häufig helfen Freiwillige dort aus, wo der Staat fehlt. Das ist auf dem Balkan nicht anders als in Deutschland.
Spontane Hilfe
Als Ungarn plötzlich die Grenzübergänge nach Serbien schließt, bleiben tausende Flüchtlinge mit ihren wenigen Habseligkeiten am Übergang bei Horgoš stecken. Freiwillige aus Ungarn und anderen Ländern eilen zu Hilfe. Mit Decken, Isomatten und Zelten versorgen sie die Flüchtlinge in einem improvisierten Lager.
Übersetzer ohne Grenzen
Dank der Hilfe von ehrenamtlichen Übersetzern sind die Sprachbarrieren schnell überwunden. Hier spricht Yahya Abdullah, ein syrischer Student in Ungarn, mit Flüchtlingen am Bahnhof von Budapest. "Die Familien sind ganz abgekämpft, wenn sie hier ankommen", sagt Yahya. "Dann mit jemandem in der Muttersprache zu sprechen, ist für die meisten eine Erleichterung."
Der Wert einer warmen Mahlzeit
Im kroatischen Tovarnik verteilen polnische und deutsche Helfer warme Speisen. Einer der Flüchtlinge dankt den Helfern. Im Vergleich zu der täglichen Ration Sardinen, Brot und Cracker sei das Essen eine willkommene Abwechslung, sagt er. Die Helfer kochen jeden Tag drei unterschiedliche Mahlzeiten und verteilen sie im Camp.
Improvisierte Verteilungszentren
Alle helfen mit: Kinder verlassen ein Essenszelt in Tovarnik mit einer Kiste leerer Wasserflaschen. Die Helfer kaufen in lokalen Supermärkten ein. Das Geld dafür kommt von Spenden oder eigenen Ersparnissen. Die Supermarktregale sind danach häufig wie leer gefegt.
Versorgung mit dem Nötigsten
Manche Menschen, die in der Nähe von Flüchtlingscamps wohnen, bieten einfach ihren Wasserschlauch an. So können sich die Menschen wenigstens eine kurze Dusche gönnen. Nicht nur Wasser ist in den Camps Mangelware. Auch um ihr Handy aufzuladen, sind die Menschen auf die Hilfe von Freiwilligen angewiesen, genauso wie bei Hotspots für einen Internetzugang.
Nachtarbeit inklusive
Die Letzten brauchen häufig am meisten Hilfe. Familien mit Kindern sind langsamer unterwegs als allein reisende Männer. Viele Freiwillige arbeiten deswegen rund um die Uhr. "Ich habe bis jetzt nichts gegessen", sagt Nezir Likaj, eine Freiwillige aus Kroatien. "Ich trinke einen Kaffee zum Abendessen und einen Energy-Drink zum Frühstück. Wenn ich Glück habe, schlafe ich drei Stunden am Nachmittag."
Gefangen in der Transitzone
Als Slowenien die Flüchtlinge an der Einreise über die kroatische Stadt Bregana hinderte, saßen sie tagelang ohne Zugang zu medizinischer Versorgung fest, erzählt Nezir Likaj. Denn sowohl das kroatische als auch das slowenische Rote Kreuz durften nicht in die Transitzone. Likaj half deshalb sogar mit ihren eigenen Ersparnissen aus.
Das endlose Warten
Die Reise der Flüchtlinge besteht auch aus unendlich vielen Schlangen vor Bussen oder Zügen. Bis es weitergeht, verstreichen häufig Tage. Einmal in einer Schlange, will niemand mehr den Platz räumen. Deswegen liefert das Rote Kreuz in Tovarnik Wasser und Nahrungsmittel direkt an die Menschen aus, sodass sie ihren Platz nicht verlieren.