Wer darf bei den Olympischen Spielen in Paris starten?
12. Februar 2024Wie viele Athletinnen und Athleten werden in Paris starten?
Bei den Olympischen Sommerspielen in der französischen Hauptstadt (26. Juli bis 11. August) werden insgesamt 10.500 Sportlerinnen und Sportler aus 206 Ländern in 32 Sportarten starten. Zum Vergleich: Bei den Spielen 2020 in Tokio, die wegen der Corona-Pandemie erst 2021 ausgetragen wurden, waren rund 11.450 Aktive in 33 Sportarten dabei. In Paris wird der Tanzsport Breaking sein olympisches Debüt feiern.
Wie viele deutsche Aktive werden in Paris antreten?
Das ist noch offen, weil die Olympia-Qualifikationen in einigen Sportarten noch bis in den Sommer laufen. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) erwartet nach eigenen Angaben und dem aktuellen Stand der Qualifikationen, dass bis zu 400 Sportlerinnen und Sportler aus Deutschland in Paris an den Start gehen werden. In Tokio waren 415 Deutsche dabei.
Knapp ein halbes Jahr vor Beginn der Spiele in Paris hat das "Team D", wie der DOSB die deutsche Olympiamannschaft nennt, 167 sogenannte "Quotenplätze" sicher.
Was versteht man unter Quotenplätzen?
Das Executive Board - der Vorstand des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) - gibt vor, wie viele Aktive in jeder Sportart bei den Spielen an den Start gehen dürfen. Für die Regeln, wie diese Quotenplätze in einer Sportart vergeben werden, und den Ablauf ist der jeweilige Weltfachverband zuständig, zum Beispiel in der Leichtathletik der Verband World Athletics. Die Weltfachverbände können die Quotenplätze an die Nationalen Olympische Komitees (NOK) vergeben, damit diese entscheiden, welche Sportler sie zu den Spielen schicken. Sie können aber auch Sportlerinnen oder Sportler direkt einladen, zum Beispiel, weil sie in einer Sportart Weltmeister geworden sind. Am Ende entscheiden aber immer die NOKs, wer die Olympiatickets bekommt. Die Rolle des deutschen NOK hat der DOSB.
Nach welchen Kriterien werden die Quotenplätze verteilt?
In einigen Sportarten werden Wettkämpfe bestimmt, bei denen die Quotenplätze vergeben werden: zum, Beispiel Weltmeisterschaften, Kontinentalmeisterschaften oder auch eigene Olympia-Qualifikationsturniere. Andere Sportarten orientieren sich an ihren Weltranglisten zu einem bestimmten Zeitpunkt vor den Spielen - etwa im Tennis zum Stichtag 10. Juni.
Für alle Disziplinen müssen die Weltfachverbände zuvor Mindestleistungen definieren. So soll sichergestellt werden, dass auch wirklich die besten Athletinnen und Athleten der Welt mit am Start sind. Beispielweise hat der Leichtathletik-Verband World Athletics für den 100-Meter-Sprint eine Olympianorm von 10,00 Sekunden bei den Männern und von 11,07 Sekunden bei den Frauen vorgegeben.
In Einzelsport-Disziplinen dürfen maximal drei Aktive pro Land starten, damit ein internationaler Wettkampf garantiert ist. Das IOC schreibt zudem vor, dass alle 206 NOKs mindestens eine Sportlerin oder einen Sportler zu den Spielen entsenden müssen. Frankreich hat als Olympia-Gastgeber in vielen Sportarten garantierte Quotenplätze.
Wann stehen alle Olympiastartenden fest?
Die internationalen Verbände können selbst entscheiden, wann sie ihre Olympia-Qualifikation beginnen und enden lassen. So startete im Reitsport der Kampf um die Quotenplätze für Paris bereits 2022 und endete 2023. In anderen Sportarten - etwa der Leichtathletik - läuft die Qualifikation noch bis kommenden Juni. So hat der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) einen Olympiastart unter anderem vom Abschneiden bei der Europameisterschaft in Rom (7. bis 12. Juni) abhängig gemacht.
Dennoch sind bestimmte Fristen vor den Spielen einzuhalten: Die Qualifikationswettkämpfe müssen in allen Sportarten bis zum 23. Juni beendet sein. Bis zum 8. Juli müssen die NOKs die Aktiven ihrer Länder melden, die in Paris starten werden.
Wie wird Deutschland bei den Mannschaftssportarten vertreten sein?
Bisher ist die Bilanz in der Qualifikation durchwachsen. Die Fußball-Nationalmannschaft der Frauen hat noch die Chance auf Paris, wenn sie beim Final-Four-Turnier der Nations League in Frankreich (23. bis 28. Februar) mindestens ein Spiel gewinnt. Das deutsche U21-Team der Männer wird dagegen nach dem Vorrunden-K.o. bei der Europameisterschaft 2023 beim Olympischen Turnier fehlen. Im Basketball sind die Männer durch ihren Sensationssieg bei der WM 2023 qualifiziert, die Frauen lösten bei einem Qualifikationsturnier in Brasilien im Februar erstmals das Olympia-Ticket.
Ebenfalls über Qualifikationsturniere führt der noch mögliche Weg der deutschen Handballer (14. bis 17. März) und Handballerinnen (11. bis 14. April). Beide Hockey-Teams haben ihre Olympia-Tickets bereits gelöst, ebenso die Volleyballer. Die Volleyballerinnen haben noch die Chance, über eine gute Ranglistenposition nach Paris zu kommen. Im Wasserball haben beide deutschen National-Teams die Olympia-Qualifikation verpasst, ebenso im Rugby.
Wie sieht es in den Einzelsportarten aus?
In den Individualsportarten können sich einige deutschen Athletinnen und Athleten bereits gezielt auf Paris vorbereiten. So haben die deutschen Reiterinnen und Reiter die maximal jeweils drei möglichen Quotenplätze in der Dressur, im Springreiten und Vielseitigkeitsreiten sicher. Die Turner haben fünf von fünf möglichen Plätzen, die Turnerinnen drei von fünf. In der Rhythmischen Sportgymnastik lautet die Bilanz sieben von sieben. Im Kanu-Rennsport sind bereits 17 von 18 möglichen Startplätzen erreicht, im Rudern 21, im Segeln neun. Noch ganz ohne Quotenplätze sind aktuell (Stand 31. Januar) die deutschen Startenden im Badminton, Boxen, Fechten, Gewichtheben, Golf, Judo und der neuen olympischen Sportart Breaking.
Der Artikel vom 31. Januar wurde am 12. Februar nach dem Basketball-Qualifikationsturnier der Frauen in Brasilien aktualisiert.