Wer soll die Gräuel des IS in Libyen stoppen?
16. Februar 2015Die Generäle vom Nil zögerten nicht lange: Nach der Enthauptung von 21 koptischen Christen durch die Dschihadistenmiliz des sogenannten "Islamischen Staats" (IS) drangen ägyptische Kampfflugzeuge in den Luftraum des libyschen Nachbarstaats ein und bombardierten Stützpunkte und Waffendepots der Extremisten. Gleichzeitig drängte Ägypten auf eine internationale Intervention gegen den Vormarsch des "Islamischen Staats" auch in Nordafrika. Präsident Abdel Fattah al-Sisi forderte eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats. Die Führer in Kairo sind schon seit Monaten zusätzlich herausgefordert durch die blutige Konfrontation mit islamistischen Milizen auf dem Sinai.
Die IS-Terroristen hatten am Sonntag ein Video veröffentlicht, in dem 21 gefesselte Männer in orangefarbener Kleidung zu sehen sind, die von schwarzgekleideten IS-Kämpfern an einem Strand in der libyschen Provinz Tripolis entlanggeführt werden. Später wird die Enthauptung von mindestens zehn der Gefangenen gezeigt. Bei den Opfern handelt es sich dem libyschen IS-Ableger zufolge um im Januar entführte Kopten.
IS-Ableger macht sich im kollabierenden Libyen breit
Die Gefolgsleute der IS-Terrorarmee und des so genannten "Kalifats" im Irak und Syrien profitieren vom permanenten Machtkampf in Libyen und dem Zerfall von Staat und Wirtschaft. Nach der Eroberung von Darna und Nufalija sollte mit dem Enthauptungsvideo wohl auch propagandistisch ein Zeichen gesetzt werden. Mit der "in Blut geschriebenen Nachricht an die Nation des Kreuzes" (Titel des Videos) wird direkt dem Christentum der Kampf angesagt.
Die Ägypter flogen eine Serie von Angriffen gegen IS-Hochburgen im Osten Libyens, vor allem in Derna. Die libysche Luftwaffe berichtete von eigenen Einsätzen ebenfalls im Raum Derna. Nach TV-Berichten sollen mindestens 50 Milizionäre des IS getötet worden sein.
Das ägyptische Außenministerium appellierte an die internationale Gemeinschaft "sofort und wirkungsvoll" gegen den IS-Terror vorzugehen. Die US-geführte Anti-IS-Koalition müsse dabei auch Ägypten unterstützen, politisch und militärisch, hieß es in Kairo. Staatschef al-Sisi telefonierte mit Frankreichs Präsident Francois Hollande und Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi. Einig war man sich, die Vereinten Nationen einzuschalten. Renzi lehnte eine militärische Intervention in Libyen zum jetzigen Zeitpunkt aber strikt ab.
Der UN-Sicherheitsrat verurteilte die Enthauptungen der Kopten durch den "Islamischen Staat" als "abscheulich und feige". Die Mitgliedsstaaten wurden aufgefordert, dieser Bedrohung des internationalen Friedens mit allen Mitteln entgegenzutreten.
SC/qu (APE, afpe, rtre)