WHO: Aspartam ist "möglicherweise krebserregend"
14. Juli 2023Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation hat Aspartam (E 951) als "möglicherweise krebserregend für den Menschen" eingestuft. Der synthetische Süßstoff wird bei der Herstellung zahlreicher Lebensmittel verwendet, darunter vor allem kalorienarme Erfrischungsgetränke, Backwaren, Milchprodukte, zuckerfreier Kaugummi, Frühstücksflocken, Instantkaffee und Fertiggerichte.
"Krebs ist weltweit eine der häufigsten Todesursachen. Die Wissenschaft arbeitet ständig daran, die möglichen auslösenden oder begünstigenden Faktoren zu bewerten, in der Hoffnung, die Zahl der Todesfälle zu verringern", erläuterte Francesco Branca, WHO-Direktor für Ernährung und Lebensmittelsicherheit. "Die Bewertungen von Aspartam haben gezeigt, dass die Sicherheit bei den üblicherweise verwendeten Mengen zwar kein großes Problem darstellt, jedoch potenzielle Auswirkungen beschrieben wurden, die durch mehr und bessere Studien untersucht werden müssen."
Besser "Wasser trinken"
"Wir empfehlen nicht, dass Verbraucher gänzlich auf Süßstoffe verzichten, aber wir empfehlen Zurückhaltung", erklärte Branca. Wer im Supermarkt überlege, ob er Softdrinks mit Zucker oder mit Süßstoff kaufen soll, ziehe am besten eine dritte Variante in Betracht: "Wasser trinken" - oder andere Getränke ohne Süßungsmittel.
Die in Lyon ansässige IARC veröffentlichte ihre Erkenntnisse an diesem Freitag in der Fachzeitschrift "The Lancet Oncology". Sie sah in drei Studien mit Menschen begrenzte Hinweise auf einen Zusammenhang mit einer bestimmten Form von Leberkrebs (hepatozelluläres Karzinom). Wichtig zu wissen: Die IARC-Experten beurteilen nur, ob ein Stoff im Prinzip Krebs verursachen könnte. Sie berücksichtigen nicht, wie viel davon ein Mensch zu sich nehmen müsste, um ein Krankheitsrisiko zu haben.
Die empfohlene Höchstmenge von Aspartam liegt in der Europäischen Union bei 40 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag. Den Grenzwert würde ein Mensch mit 70 Kilogramm Gewicht erst erreichen, wenn er an einem Tag neun bis 14 Dosen herkömmlicher Größe eines stark aspartamhaltigen Diät-Getränks zu sich nimmt, so die WHO. Wer dies nicht tue, setze sich nach derzeitigem Wissensstand keinem höheren Krebsrisiko aus.
wa/cw (rtr, dpa, afp)