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Wie Amado das Brasilien-Bild prägte

Solveig Flörke10. August 2012

Er gehört zu den großen Drei unter Lateinamerikas Schriftstellern: Jorge Amado wurde vor 100 Jahren geboren. Nun erfährt er eine neue Welle der Wertschätzung.

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Jorge Amado (Foto: getty images)
Bild: Getty Images

Er hat das Bild Brasiliens in Europa entscheidend mitgeprägt, denn in Jorge Amados Büchern geht es um Karneval, die für seine Heimat so typischen Dendê-Palmen und dunkelhäutige, leidenschaftliche Latinas. Heute wäre der Schriftsteller 100 Jahre alt geworden.

Es sind die Darstellungen seiner Heimat Bahia, jenem brasilianischen Bundesstaat mit dem höchsten Anteil an schwarzer Bevölkerung und viel afrikanischem Einfluss, Musik und Tanz. Eine halbes Menschenleben lang - nämlich von den 1930er bis in die 1970er Jahre prägten Amados Bücher in Europa genau diese stereotype Vorstellung von Brasilien - zumal Bahia nur einen Teil des riesigen, landschaftlich wie kulturell vielfältigen Landes ausmacht.

In Romanen wie "Herren des Strandes", "Jubiaba" und "Tieta aus Agreste" fesselte der brasilianische Schriftsteller seine Fans in der ganzen Welt vor allem mit ausführlichen Berichten über erotische Begegnungen. Amado gilt als ungemein produktiver Autor, seine 45 veröffentlichten Werke wurden in 50 verschiedene Sprachen übersetzt. Seine Romane inspirierten das Kino, das Fernsehen, den Hörfunk und die Bühne, dienten sogar als Vorlage für die populäre Telenovelas wie "Tieta do Agreste" oder Schlager wie "Gabriela".

Ein Traumstrand, wie er für Bahia typisch ist (Foto: Solveig Flörke)
Ein Traumstrand, wie er für Bahia typisch istBild: Solveig Flörke

Amado in Europa

Amados Bekanntheit in Europa nimmt in den 1930er Jahren in Frankreich ihren Anfang. Dorthin ging der Schriftsteller von 1948 bis 1950 aus politischen Gründen ins Exil, denn zu Gleichgesinnten und Freunden der Pariser Intellektuellen- und Künstlerszene wie Paul Eluard, Pablo Picasso und Julien Huxley hielt er enge Kontakte.

Noch bevor seine Bücher in Westdeutschland verkauft wurden, wurden sie in der damaligen DDR populär, was weniger an der sexuellen Offenheit in seinen Werken, sondern vielmehr an Amados politischer Einstellung lag. Amado war bekennender Kommunist. "In der DDR war Jorge Amado einer der wichtigsten ausländischen Autoren überhaupt", sagt Prof. Dr. Marcel Vejmelka von der Universität in Mainz, der sich intensiv mit der unterschiedlichen Rezeption von Amados Büchern in Ost- und Westdeutschland beschäftigt hat.

Jorge Amado im Jahr 1948 (Foto: getty images)
Jorge Amado im Jahr 1948Bild: Getty Images

Amado nutzte seine Veröffentlichungen immer wieder als Plattform, um auch seine kommunistische Überzeugung zu propagieren, was in Osteuropa so gut ankam, dass er 1951 den Stalin-Preis bekam. Fünf Jahre später war es allerdings vorbei mit Amados Bekenntnis zu den Linken. Nach dem Einmarsch der Roten Armee in Ungarn kündigte seine Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei auf und verfasste fortan unpolitische, dafür aber ironisch-humoristische Epik.

In Westdeutschland wurde sein erster Roman erst 1962 veröffentlicht. "Gabriela wie Zimt und Nelken" wurde zu seinem kommerziell erfolgreichsten Buch in Deutschland. Er schockierte und faszinierte die Leserschaft im gleichen Maße wegen seiner freizügigen Schilderungen. "Hier war Amado bekannt als Geschichtenerzähler, Repräsentant von Exotik und Erotik. Stereotype, die der brasilianischen Literatur in der Rezeption der Deutschen immer noch anhaften", so Vejmelka.

Vom Bauernsohn zum Dichter

Dass Amado zum international bekannten Autoren werden würde, war keineswegs vorgezeichnet. Als Jorge Amado am 10. August 1912 im Süden des Bundesstaates Bahia geboren wurde, bewirtschafteten seine Eltern ein Landgut mit Kakaoplantagen. Später half Amado auf den Feldern mit, hatte aber genug Zeit, eine gute Schule zu besuchen. Das Leben der armen Landbevölkerung war ihm auf diese Weise aber sehr wohl bekannt und er begann früh, die ungleichen sozialen Verhältnisse kritisch zu betrachten. Sein sozial-politisches Engagement äußerte sich in seinen Werken, in denen er die Verelendung der unterprivilegierten Schichten, das Leben der Straßenkinder in Salvador da Bahia und die brutale Ausbeutung von Mensch und Natur aufzeigte.

Literarische Figuren in Amados Werken: Afrikanischstämmige Brasilianerinnen in Salvador da Bahia (Foto: RAUL SPINASSE/AGENCIA A TARDE/AE)
Literarische Figuren in Amados Werken: Afrikanischstämmige Brasilianerinnen in Salvador da BahiaBild: picture-alliance/dpa

Die Wiederentdeckung Amados

Zur Frankfurter Buchmesse im kommenden Jahr, deren Partnerland Brasilien sein wird, hat der Fischer-Verlag einige Neu-Übersetzungen brasilianischer Autoren angekündigt: Von Jorge Amado sollen unter anderem "Kapitän auf großer Fahrt" und "Der Kakaozyklus" dabei sein. Die "Werkstatt der Wunder" ist bereits pünktlich zum 100. Geburtstag neu übersetzt erschienen. Auf diese Weise erfährt einer von Lateinamerikas populärsten Schriftsteller neben García Márquez und Coelho, zwölf Jahre nach seinem Tod, eine erneute Wertschätzung in Deutschland.