1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Wie Ameisen Verkehrsstaus verhindern

23. Januar 2025

Staus entstehen durch zu hohes Verkehrsaufkommen, Unfälle und Baustellen. Auch häufiges Spurwechseln behindert den Verkehrsfluss. Ameisen bleiben in ihrer Spur und können als Vorbild für autonome Verkehrssysteme dienen.

https://p.dw.com/p/4pR3e
Blattschneiderameisen mit Blatt auf Plastikröhre
Ameisen verhindern Staus, indem sie nicht überholen und nicht die Spur wechselnBild: Soeren Stache/dpa/picture-alliance

Wer permanent die Spur wechselt, kommt nicht wirklich schneller voran. Zudem zwingt diese ungeduldige Fahrweise andere zum plötzlichen Bremsen - und das löst in einer Art Kettenreaktion einen weiteren "Phantomstau" aus. Schon ein leichtes Abbremsen zwingt nachfolgende Fahrer, etwas stärker zu bremsen. Und der Übernächste bremst noch stärker. So entsteht aus dem Nichts eine Stauwelle, die sich nach hinten immer weiter aufbaut.

Ameisen vermeiden Staus

Ameisen vermeiden Staus tunlichst - selbst, wenn viele Artgenossen unterwegs sind. Laut einer neuen Studie halten sie sich strikt an die Regel, nicht zu überholen und nicht die Spur zu wechseln.


Bei dem Experiment der Forschenden aus dem italienischen Trient bewegten sich die Insekten auf der 30 Zentimeter langen Teststrecke stets perfekt synchron. Dazu legt zunächst die Leitameise eine Pheromonspur, der die anderen Ameisen folgen. Dies geschieht "in Kolonnen mit kleinen Lücken und ohne Überholen", so Marco Guerrieri, Co-Autor der Studie.

"Ameisen gehören zu den wenigen Arten, die mit bidirektionalen Verkehrsströmen zurechtkommen, ähnlich wie unsere Straßen, und sich dennoch nahtlos und ohne Staus bewegen können", sagt Guerrieri.

Lehren für autonomes Fahren

Ungeduldige Autofahrer interessiert meist nur ihr persönliches Vorankommen. Und sie wollen auch nicht mit Ameisen verglichen werden. Aber gerade in Hinblick auf autonomes Fahren könnten diese Erkenntnisse in Zukunft auch die menschliche Mobilität effektiver machen, so das Forscherteam um Guerrieri.

Kostenfaktor Stau

"In Zukunft könnten Verkehrssysteme für autonome Fahrzeuge (CAVs) vom Verhalten der Ameisen inspiriert sein", heißt es in der Studie. "So wie Insekten durch Pheromone kommunizieren, könnten vernetzte und automatisierte Fahrzeuge auf intelligenten Straßen fortschrittliche Kommunikationstechnologien nutzen, um miteinander und mit der Verwaltung der Straßeninfrastruktur zu kommunizieren."

Auch wenn es für einige Autofahrer schwer vorstellbar ist: Laut Stauforschenden fließt der Verkehr bei Tempo 85 km/h am flüssigsten.

Wie die Ameisen "könnten die autonomen Fahrzeuge koordinierte Kolonnen bilden, die sich mit hoher Geschwindigkeit und geringem Abstand auf parallelen Fahrspuren bewegen. Dieser Ansatz könnte die Verkehrseffizienz erhöhen, das Serviceniveau verbessern und die Gasemissionen reduzieren."

 

Quelle: 

ANTi-JAM solutions for smart roads: Ant-inspired traffic flow rules under CAVs environment

https://doi.org/10.1016/j.trip.2025.101331

DW Mitarbeiterportrait | Alexander Freund
Alexander Freund Wissenschaftsredakteur mit Fokus auf Archäologie, Geschichte und Gesundheit@AlexxxFreund