Soforthilfe bei Naturkatastrophen
14. November 2013Ganze Landstriche sind verwüstet. Es fehlt vor allem an Nahrung, sauberem Wasser und Medikamenten. Mehrere Tage nach dem Tropensturm Haiyan treffen nach und nach die ersten Hilfslieferungen aus Deutschland auf den Philippinnen ein.
Mehrere deutsche Hilfsorganisationen kündigten Unterstützung für die Opfer an oder entsandten Mitarbeiter in das betroffene Gebiet, um einen Eindruck von der Lage vor Ort zu erhalten. Am Donnerstag (14.11.2013) soll weitere Unterstützung aus Deutschland das Land erreichen: Vom Flughafen Berlin-Schönefeld startete am Mittwoch eine Maschine mit 70 Tonnen Hilfsgütern und Materialien des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und des Technischen Hilfswerks (THW), darunter Zelte, Kochsets, Werkzeug zur Reparatur der Infrastruktur, ein Labor zur Wasseranalyse und zwei Anlagen zur Trinkwasseraufbereitung.
Nothilfe der Bundesregierung ist Sache des Außenministeriums
Finanziert wird der Hilfsflug aus den Mitteln des Auswärtigen Amts. Das deutsche Außenministerium ist für die humanitäre Hilfe der Bundesregierung im Ausland verantwortlich. Die bislang für die Taifun-Opfer zur Verfügung gestellten 1,5 Millionen Euro wurden nach einer Sitzung des Krisenstabs des Auswärtigen Amts am Donnerstag um weitere drei Millionen auf 4,5 Millionen Euro aufgestockt. Diese Mittel "werden von den deutschen Hilfsorganisationen vor Ort für ihre Arbeit zugunsten der Opfer eingesetzt", sagte Bundesaußenminister Guido Westerwelle bei dem Außenministertreffen des Asia Europe Meeting (ASEM) in Neu Delhi.
Doch bis die ersten Gelder aus dem Auswärtigen Amt fließen, vergeht in der Regel eine gewisse Zeit. Denn um finanzielle Unterstützung von der Bundesregierung zu erhalten, müssen die Hilfsorganisationen zuerst eine Projektskizze an den Arbeitsstab für humanitäre Hilfe im Außenministerium leiten. In dieser muss dargelegt werden, wie die geplanten Hilfsmaßnahmen konkret aussehen.
Bei einer positiven Rückmeldung aus dem Außenministerium können die deutschen Hilfsorganisationen dann einen Antrag stellen, in dem sie unter anderem Konzept, Zielsetzung und einen detaillierten Finanzierungsplan darlegen müssen. Über diesen Antrag entscheidet das Auswärtige Amt dann erneut. Bis auf wenige Ausnahmen können erst nach diesen Schritten Gelder von der Bundesregierung an die Hilfsorganisationen fließen.
"Die Gelder kommen relativ kurzfristig, meistens innerhalb einer Woche nach konkreter Zusage", sagt der Katastrophenhilfe-Koordinator der Hilfsorganisation Caritas International, Gernot Ritthaler. "Das ist ein eingespieltes Verfahren."
Doch bis eine erste Projektskizze erstellt ist, vergehen nach Naturkatastrophen im Normalfall einige Tage, da die Helfer zuvor eine Bestandsaufnahme vor Ort machen müssen.
Da bis zur Antragstellung, der Bewilligung und der konkreten Auszahlung weitere Tage vergehen, haben die deutschen Hilfsorganisationen in der Regel einen Nothilfefonds, der sich aus Spenden zusammensetzt und aus dem erste Hilfsmaßnahmen bei plötzlichen Krisen finanziert werden können.
"Wenn wir nicht Eigenmittel für die Soforthilfe hätten, könnten wir in den ersten Tagen nichts machen", sagt Caritas-Mitarbeiter Ritthaler. "Sie helfen uns auch dabei, vor Ort detaillierte Bestandsaufnahmen zu machen, was wiederum die Voraussetzung ist für solide Bedarfsanträge gegenüber dem Auswärtigen Amt."
Hilfsorganisationen rechnen mit weiteren Geldern aus Deutschland
Mittlerweile zählen die Behörden offiziell über 2300 Todesopfer. Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass mehr als elf Millionen Menschen von den Folgen des Taifuns betroffen sind. Die UN bat ihre Mitgliedsstaaten inzwischen um 225 Millionen Euro für die Unterstützung der Opfer. Der Betrag werde zusätzlich zu den bereits zugesagten 18,6 Millionen Euro benötigt. Die Europäische Union stockte ihre Soforthilfen von drei auf 13 Millionen Euro auf.
In einem Telefonat mit dem philippinischen Präsidenten Benigno Aquino sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel der philippinischen Regierung deutsche Unterstützung zu. Das gelte "nicht nur in der jetzigen Phase der Soforthilfe, sondern auch, wenn es darum gehen wird, dass die betroffenen Menschen mühsam ihre Existenzen neu aufbauen", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert.