Wie Hugh Hefner mit dem Playboy die Zeitschriftenwelt veränderte
Hefner gründete den "Playboy". Mit 91 Jahren ist der Lebemann gestorben. Man mag von ihm halten, was man will: Er ist der Erfinder des modernen Verlagswesens und veränderte unseren Blick auf den nackten Körper.
Alles begann mit Marilyn Monroe
Auf der Titelseite der ersten Playboy-Ausgabe von 1953 war Marilyn Monroe zu sehen. Die Fotografie, die das Sex-Symbol in einer eher prüden Pose zeigt, ließ nicht auf den anrüchigen Inhalt des Magazins schließen. Revolutionär war, dass der "Playboy" stets Grenzen neu auslotete. Nicht zuletzt dadurch war es möglich, dass auf er die sexuelle Revolution in den USA der 60er-Jahre Einfluss nahm.
Neuer Journalismus
Wenn einige behaupten, sie hätten den Playboy der guten Artikel wegen gelesen, klingt das komisch. Dabei hatte die Zeitschrift lange Zeit einen guten Ruf gerade wegen erstklassiger, längerer Reportagen. Es schrieben unter anderem Edelfedern wie Hunter S. Thompson (Bilder) und Truman Capote für den Playboy.
Playboy gab sich politisch
Weltberühmte Aktfotografie von bekannten wie unbekannten Playmates erschienen neben Interviews mit Prominenten. Darunter befand sich auch Interviews des Historikers Alex Haley mit Martin Luther King Junior und mit Malcom X, der gerade an die Spitze der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung gekommen war.
Erlesene Schreiber
Geschichten von Autoren wie Margaret Atwood oder Haruki Murakami schmückten die Hochglanzseiten des Playboys. Jeder Autor, der etwas auf sich hielt, wollte für den Playboy schreiben. Chuck Palahniuk – bekannt für seine dystopische Novelle "Fight Club", die unter anderem mit Brad Pitt verfilmt wurde – schrieb auch gelegentliche Artikel.
Bahnbrechende Fotografie
Hugh Hefner führte ein extravagantes Leben: Er hatte Beziehungen zu vielen jüngeren Frauen, die für den Playboy posierten. Welche fotografische Qualität der Playboy lieferte, zeigt das Foto von Helmut Newton (s. Bild). Auch andere berühmte Fotografen wie Annie Leibovitz arbeiteten für Playboy.
Neue Möglichkeiten der Bildbearbeitung
Dieses Foto von Playmate Lena Söderberg, das die November-Ausgabe 1972 zierte, setzte neue Maßstäbe in der elektronischen Bildverarbeitung. Es wurde zu einem der meist verwendeten Testbilder in der Geschichte der Computergrafik. "Lena" (auch "Lenna") kommt oft zum Einsatz, wenn Vorträge über Bildauflösung in Informatikerkreisen gehalten werden.
Einflussreiche Kunst
Playboy-Seiten wurden auch von einer Reihe einflussreicher lebender Künstler gestaltet, darunter Keith Haring und David Lachapelle. Im Jahr 1973 gestaltete der Spanier Salvador Dalí (im Bild) surrealistisch-erotische Kunst für den Playboy.
Guten Tag, Katarina!
Playboy veröffentlichte seine Print-Ausgaben in verschiedenen Sprachen. 1972 erschien der erste Playboy in Deutschland. Hierzulande wurde er aber nicht so einflussreich wie in den USA. 1998 posierte Eiskunstlauf-Weltmeisterin Katarina Witt für die US-Version. Das zweite Mal in der Geschichte war eine Ausgabe ausverkauft.
Der männliche Blick
Das Magazin geriet in die Kritik von Feministinnen, die dagegen protestierten, dass Frauen als Objekte der Begierde dargestellt wurden. Daraufhin entstand das Magazin "Playgirl" 1973. Die Zeitschrift drehte den Spieß um und zeigte nur nackte Männer und markierte so eine neue Ära in der Darstellung von Nacktheit.
Enthüllung einer Erwachsenenzeitschrift
Im Jahre 1988 gab Hefner die Redaktionsleitung an seine Tochter Christie weiter. Bis 2015 mussten in den USA alle Zeitschriften mit einem anrüchigen Cover extra verpackt werden, um sie vor den Blicken von unter 18 Jährigen zu schützen.
Ausstieg aus der Aktfotografie
Seit Oktober 2015 gibt es keine nackten Frauen mehr im Playboy. Diese rigorose Entscheidung trafen die neuen Besitzer. Sie wollten lieber mit Magazinen wie "Vanity Fair" als mit der Pornoindustrie konkurrieren. Hefner bot seine Villa, die berühmte "Playboy Mansion", in Los Angeles zum Verkauf an, obwohl er weiter darin leben wollte. Sie war Kulisse vieler Fotoshootings.
Übrig bleiben die Hasenohren
Heute macht das Unternehmen seinen Hauptgewinn mit dem berühmten Häschen-Logo. Der Hase mit der Fliege schmückt T-Shirts, Telefonhüllen oder Socken. Das wirft mehr Gewinn ab als der Verkauf des Magazins oder die dazu gehörende Webseite.