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Wie macht man den Bitcoin grün?

Mischa Ehrhardt
17. November 2021

Der Bitcoin wird immer beliebter. Allerdings gibt es seit dem Start 2009 ein Problem: der hohe Stromverbrauch. Wissenschaftler in Frankfurt haben nachgerechnet, wie groß der CO2-Fußabdruck des Bitcoin ist.

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Eine Bitcioin-"Mine" - Serverpark in einem Lagerhaus in Moskau
Eine Bitcoin-"Mine" - Serverpark in einem Lagerhaus in MoskauBild: Getty Images/AFP/M. Zmeyev

Die Welt der Kryptowährungen funktioniert nach eigenen Gesetzen. Und ein Grundgesetz lautet: Je höher der Kurs, desto höher der Stromverbrauch der Netzwerke. Und damit auch der CO2-Emissionen, die das jeweilige Netzwerk in die Luft bläst - vor allem die so genannten Miner – das sind die riesigen Rechner-Farmen, wo Bitcoins geschürft werden. Die Emissionen sind bereits jetzt so hoch, dass sie es locker mit dem Jahresausstoß kompletter Staaten aufnehmen können: 140 Terawattstunden an Strom benötigen Bitcoin-Transaktionen aktuell pro Jahr, schätzt das Cambridge Centre for Alternative Finance. Das ist weit mehr als der Stromverbrauch der Niederlande.

Die Forscher im Blockchain Center der Frankfurt School um Philipp Sandner kommen zu etwas anderen Ergebnissen. 91 Terawattstunden seien es, die Bitcoin aktuell pro Jahr an Strom frisst, das entspricht einem CO2-Äquivalent von 38 Millionen Tonnen. "Der Stromverbrauch ist meines Erachtens zunächst einmal neutral zu bewerten", meint Philipp Sandner. Entscheidend sei, ob der Strom für das Kreieren neuer Bitcoins aus fossilen oder regenerativen Energien stamme. Den Berechnungen von Sandners Team zufolge seien es weltweit rund 50 Prozent 'braune' und 50 Prozent 'grüne' Energie, die in Bitcoin-Transaktionen fließen.

Mehr als Bitcoin: Es gibt Hunderte Kryptowährungen...
Mehr als Bitcoin: Es gibt Hunderte Kryptowährungen...Bild: Daniel Kalker/dpa/picture alliance

Ein transparenter Fußabdruck

Mit ihren Modellrechnungen jedenfalls wollen Sandner und sein Team etwas mehr Transparenz in das undurchsichtige Netzwerk bringen, um Investoren Entscheidungshilfen an die Hand zu geben. Denn zum einen steigt zunehmend das Interesse auch professioneller Anleger an Bitcoin. So hatte unlängst auch Tesla-Chef Elon Musk einen milliardenschweren Einstieg in den Bitcoin bekannt gegeben, dann aber wieder einen Rückzieher gemacht - begründet mit dem hohen Energieverbrauch des Bitcoin. Zum anderen wollen immer mehr Investoren ihre Gelder und Vermögen aber nachhaltig investiert wissen - und da hat der Bitcoin eben einen schlechten Ruf.

Das Ergebnis der Berechnung von Philipp Sandner und seinem Team lautet: 370 kg CO2-Äquivalente seien es, die pro Bitcoin-Transaktion anfallen. Auf Basis dieses Wissens wiederum könnten nun Investoren für Ausgleich sorgen, wenn sie in Bitcoin investieren oder dort Transaktionen machen. "Aktuell gibt es noch keine globale Regulatorik in dieser Hinsicht. Und auf diese Regulatorik wollen wir auch gar nicht warten", sagt Dominik Poiger von der auf Kryptowährungen spezialisierten Fondsgesellschaft Iconic Funds. "Wir wollen transparent mit diesem CO2-Fußabdruck umgehen und langfristig unserem CO2-Fußabdruck ausgleichen."

Ein von Iconic aufgelegter börsengehandelter Bitcoin-Fonds hat nach dieser Rechnung einen CO2-Fußabdruck von rund 37 Tonnen Kohlendioxidäquivalent. Das soll über den Ankauf von Zertifikaten für ein Projekt im Amazonas-Becken ausgeglichen werden, wo Tropenwald vor der Abholzung bewahrt, die Artenvielfalt gefördert und soziale Projekte für die heimische Bevölkerung in Gang kommen sollen.

Abgeschaltet: Serverfarm in Chinas Provinz Sichuan
Abgeschaltet: Serverfarm in Chinas Provinz Sichuan Bild: Stringer/HPICS/dpa/picture alliance

Hoher Stromverbrauch systembedingt

Dass solche Ausgleiche nötig sein werden angesichts der Klimakrise, liegt angesichts des mutmaßlich auch in Zukunft steigenden Stromverbrauchs von Bitcoin & Co. auf der Hand. Dabei muss man wissen, dass der hohe Energieverbrauch für Bitcoin kein Fehler im System ist - und deswegen auch kaum zu ändern.

Zum einen verbrauchen die unzähligen Rechner im Bitcoin-Netzwerk Strom. Zudem können Teilnehmer auch Bitcoins schürfen - das ist das so genannte Mining. Dazu müssen sie ein Rätsel lösen, das umso komplizierter wird, je mehr Rechner teilnehmen. Auf das Schürfen wiederum haben sich etliche Bitcoin-Anwender und Firmen spezialisiert. Sie warten mit ganzen Server-Farmen auf, um die Rätsel als Erste zu lösen und Bitcoins einzustreichen. Dafür ziehen sie mitunter rund um den Globus und immer dorthin, wo die Bedingungen günstig sind - oder der Strom billig.

Das konnte man im Lauf des Sommers beobachten. Denn da ging die Zentralregierung in China gegen Miner vor und verbot das Schürfen schließlich ganz. Beobachter bringen das auch mit der Tatsache in Verbindung, dass Peking weniger CO2 in die Luft blasen und bis spätestens 2060 klimaneutral sein will. Auch dürfte der große Energiehunger der chinesischen Wirtschaft ein Grund sein, der phasenweise zu Stromabschaltungen führt. 

"Die Mining-Anlagen wurden abgeschaltet, eingepackt und dann verschifft", stellt Sandner anhand einer Grafik fest, wo die Rechenoperationen des Bitcoin-Netzwerkes in einer Kurve abgebildet sind. Die Kurve zeigt einen fast senkrechten Abfall ab Mai - dem Beginn des Vorgehens der chinesischen Regierung gegen Bitcoin. "Die tauchen dann in anderen Ländern wieder auf, wo die Rechenkapazitäten in den zurückliegenden Monaten wieder aufgebaut wurden."

Die Kurve hat ihr sommerliches Tal nun weit hinter sich gelassen, und die Transaktionen haben fast wieder das Niveau aus der Zeit vor der chinesischen Intervention erreicht. In Zukunft dürfte daher die Frage aufkommen, ob Kompensationen von Investoren ausreichen können, den Energieverbrauch des Bitcoins auszugleichen.