Wie Sie Krebs vorbeugen können
14. Oktober 2014Rauchen erhöht das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, enorm. Kein Wunder also, dass der Verzicht auf Zigaretten und alle andere Tabakprodukte eine gute Wahl ist. Aber das ist nicht der einzige gesunde Ratschlag.
Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC), eine Einrichtung der Weltgesundheitsorganisation in Lyon, hat in Zusammenarbeit mit der EU-Kommission eine "europäische Vorschrift gegen Krebs" herausgegeben. Der Ratgeber stellt Informationen bereit, wie Menschen in Europa durch einen gesunden Lebensstil Krebs vorbeugen können.
Die Zahl der Krebsfälle in der EU steigt, sagt IARC-Leiter Christopher Wild im DW-Interview. Und alle heilen könne man nun mal nicht. Der Ratgeber sei ein Versuch, der Bevölkerung in Europa zu erklären, wie sie Krebs vermeiden können. "Er basiert auf wissenschaftlichen Fakten, ist aber in einer klaren und direkten Sprache verfasst."
Altbekanntes und Wenigbekanntes
Einfach zu verstehen sind die Regeln in der Tat. Nummer eins und zwei auf der Liste lauten: "Rauchen Sie nicht. Sorgen Sie für ein rauchfreies Zuhause." Es folgen ein gesundes Körpergewicht, regelmäßige Bewegung und eine gesunde Ernährung mit viel Vollkorn, Gemüse und Obst. Außerdem soll man seinen Alkoholkonsum einschränken, zu viel Sonnenbestrahlung meiden und sich bei der Arbeit vor krebserregenden Substanzen schützen, indem man Sicherheitsvorschriften beachtet.
Erst dann folgen Ratschläge, die noch nicht jedem bekannt sind, beispielsweise, dass Stillen das Krebsrisiko der Mutter senkt und dass Kinder gegen Hepatitis B geimpft werden sollten. Dieses Virus befällt die Leber und durch eine chronische Leberentzündung können Entartungen entstehen - Leberkrebs ist die Folge.
Handeln und dadurch Ängste bekämpfen
Der Ratgeber will der Bevölkerung ein Werkzeug an die Hand geben, mit dem sie sich mit dem gefürchteten, todbringenden Feind auseinandersetzen kann. In Großbritannien beispielsweise ist die Angst vor Krebs unter Erwachsenen ab 16 Jahren weit verbreitet. Laut einer Umfrage der Wohltätigkeitsorganisation Cancer Research UK aus dem Jahre 2010 steht die Angst vor Krebs mit 20 Prozent aller Befragten auf Platz eins. Die Briten fürchten sich laut Umfrage mehr vor Krebs als vor Schulden, Messerstechereien - in Großbritannien ein großes Kriminalitätsproblem -, Alzheimer und Jobverlust.
Im Jahr 2012 starben 1,75 Millionen Menschen in Europa an Krebs. Im gleichen Jahr gab es auch 3,45 Millionen neuer Krebsfälle. Bei Männern war die tödlichste Krebsart der Lungenkrebs mit etwa 254.000 Toten, gefolgt von Dickdarm- und Prostatakrebs. Die meisten Frauen, etwa 131.000 insgesamt, starben an Brustkrebs, darauf folgten Dickdarm- und Lungenkrebs.
Viele dieser Krebserkrankungen wären vermeidbar. Laut Deutschem Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg haben Nichtraucher ein etwa 90 bis 95 Prozent geringeres Lungenkrebsrisiko. Andere, statistisch weniger wichtige Risikofaktoren für Lungenkrebs seien Asbest- und weitere Stäube, die beispielsweise Steinmetze einatmen.
Höhere Ziele
Der Ratgeber richtet sich nicht nur an Individuen, sagt Christopher Wild. "Wir hoffen, dass Mediziner und Regierungen sich die Liste ebenfalls ansehen und sie als Basis nehmen, um Prioritäten bei Krebskontrollmaßnahmen zu setzen." Solche Maßnahmen seien beispielsweise strengere Nichtraucherschutzgesetze oder das Verbieten von Solarien.
Verbesserte Diagnose
In Deutschland liegt die Zahl der Krebsfälle im europäischen Durchschnitt. Lungen- und Dickdarmkrebs sind verantwortlich für die meisten Krebstode. Bei den Männern kommt noch der Prostatakrebs hinzu, bei Frauen führt der Brustkrebs die Liste an.
Prostatakrebs ist nach Aussage einer Pressesprecherin des DKFZ sogar nur deshalb auf der Liste, weil die Menschen heutzutage immer älter werden. "Das ist eine Erkrankung alter Männer." Da die Lebenserwartung heute höher ist als noch vor ein paar Jahrzehnten, erreichen mehr Männer ein Alter, in dem die Wahrscheinlichkeit hoch ist, an Prostatakrebs zu erkranken. Auch wird die Krankheit heutzutage viel häufiger erkannt, da Untersuchungsverfahren wie die Biopsie heute viel besser und weiter verbreitet sind.
Das Gleiche gilt auch für Brustkrebs: Immer mehr Frauen über 50 Jahren unterziehen sich regelmäßig einer Mammografie, einer Röntgenuntersuchung, mit der sich Brustkrebs nachweisen lässt. Um dieser Krebsart sowie Magen- und Dünndarmkrebs vorzubeugen, gibt es einen relativ einfachen Trick: nicht zu viel Gewicht zulegen.
In Form bleiben
Auf sein Gewicht zu achten, ist eine gute Art, Krebs vorzubeugen, sagt Rudolf Kaaks, Epidemiologe am DKFZ. Denn Fettgewebe schüttet Hormone aus, die den Stoffwechsel anregen. Das führt zu mehr Zellteilungen - so können auch Krebszellen entstehen.
Sich ungesund zu ernähren und viel Fettgewebe mit sich herumzutragen, erhöht das Risiko für Dickdarm- und Brustkrebs - wenn auch niemals so stark wie Rauchen die Wahrscheinlichkeit hochtreibt, an Lungenkrebs zu erkranken. Trotzdem wird die Gewichtszunahme mehr und mehr zum Problem: Die Fettleibigkeit in den westlichen Industrienationen steigt stark an. Und, wie es die DKFZ-Pressesprecherin ausdrückte: Eine geringe Risikozunahme bei vielen Menschen ist genauso schlimm wie eine starke Riskozunahme bei wenigen Menschen.