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USA und Kuba nehmen Linienflüge wieder auf

Andreas Knobloch (Havanna)31. August 2016

Nach mehr als fünfzigjähriger Unterbrechung soll es bald wieder bis zu 110 Flüge täglich geben. Die Blockadebestimmungen der USA bereiten aber weiterhin Probleme. Aus Havanna berichtet Andreas Knobloch.

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Jetblue Airways
Bild: D. McCollester/Getty Images

Im Jahr 1961 - John F. Kennedy trat gerade sein Amt als US-Präsident an, Juri Gagarin flog als erster Mensch ins Weltall und die Berliner Mauer wurde gebaut - fand der letzte Linienflug zwischen den USA und Kuba statt. An diesem Mittwoch nun, nach mehr als einem halben Jahrhundert Unterbrechung, nehmen beide Länder den regulären Flugverkehr wieder auf. Ein Airbus A-320 der US-Fluggesellschaft JetBlue wird von Fort Lauderdale nach Santa Clara fliegen.

Ein historisches Ereignis. Selbst US-Transportminister Anthony Foxx wird anreisen und später in Havanna mit seinem Amtskollegen Adel Yzquierdo sowie Kubas Außenminister Bruno Rodríguez zusammentreffen.

"Die Wiederaufnahme direkter Linienflüge ist ein positiver Schritt und ein Beitrag zum Prozess der Verbesserung der Beziehung zwischen beiden Ländern", sagte Kubas Vize-Verkehrsminister, Eduardo Rodríguez Dávila, gegenüber der Presse. Seit US-Präsident Barack Obama im Dezember 2014 einen Schwenk in der US-amerikanischen Kuba-Politik vollzogen hat, nähern sich beide Staaten vorsichtig an; im Juli vergangenen Jahres wurden mit der Eröffnung von Botschaften die bilateralen Beziehungen auch formal wieder aufgenommen.

JetBlue macht den Auftakt

Die JetBlue-Direktorin für Internationale Flughäfen, Giselle Cortés, zeigte sich "stolz", dass ihr Unternehmen den ersten Flug absolvieren dürfe. Cortés dankte den kubanischen Behörden für die "exzellente" Kooperation und "speziell den Arbeitern und Beamten des Flughafens in Santa Clara für die enge Zusammenarbeit bei der Vorbereitung dieses historischen Fluges." Sie zeigte sich zufrieden mit der Sicherheit der kubanischen Flughäfen: Alle internationalen Standards würden erfüllt. Dies war auch von der Transportsicherheitsbehörde der USA bestätigt worden. Zuvor hatten einige republikanische US-Kongressabgeordnete Sicherheitsaspekte in Frage gestellt und versucht, die Aufnahme des Linienflugverkehrs zu unterbinden.

JetBlue wolle zur "bevorzugten Fluglinie in den USA mit Ziel Kuba" werden, sagte Cortés. Der Preis für One-Way-Flüge zwischen Fort Lauderdale und Santa Clara betrage 99 US-Dollar; Hin und Zurück werden 210 US-Dollar inklusive Steuern und Krankenversicherung fällig. Damit sind die Linienflugtickets deutlich günstiger als die bisher angebotenen Charterflüge, die zwischen 400 und 460 US-Dollar für beide Strecken kosten.

Die Charterflüge zwischen den USA, vornehmlich von Florida aus, und Kuba waren 1979 eingerichtet worden, vor allem, um Exilkubanern Besuche auf der Insel zu ermöglichen. Bis auf eine kurze Auszeit in den Achtzigern bestehen diese Flüge bis heute. Laut offiziellen Angaben gab es im vergangenen Jahr 4.783 Charterflüge; allein im ersten Halbjahr 2016 waren es schon 3.452. Seit die US-Regierung die Reisebeschränkungen für seine Bürger etwas gelockert hat, reisen immer mehr US-Amerikaner auf die Karibikinsel. Kuba-Individualtourismus ist US-Amerikanern aufgrund der Blockadebestimmungen aber weiterhin untersagt.

Blockadepolitik der USA weiterhin eine Hürde

Die weiterhin bestehenden US-Restriktionen gegenüber Kuba stellt auch die US-Fluglinien vor Herausforderungen. Beim Erwerb der Flugtickets auf der Webseite von JetBlue müssen US-Reisende eine der zwölf von der US-Regierung autorisierten Reisekategorien angeben. Abgewickelt wird der Ticketkauf über die Stonegate Bank mit Sitz in Florida, die aktuell einzige Bank, die direkte Geldtransaktionen zwischen den USA und Kuba ausführt. Man arbeite mit den kubanischen Behörden an einem Mechanismus zum Kauf der Tickets in Kuba, so JetBlue. Bisher können diese nur direkt am Flughafen in Santa Clara erworben werden.

Neben der Verbindung Fort Lauderdale - Santa Clara sind bis zu 110 Flüge autorisiert worden. Die US-Fluggesellschaften American Airlines, Frontier Airlines, JetBlue Airways, Silver Airways, Southwest Airlines sowie Sun Country Airlines haben entsprechende Lizenzen erhalten und werden künftig von Miami, Fort Lauderdale, Chicago, Minneapolis und Philadelphia aus insgesamt neun kubanische Flughäfen anfliegen.

Internationaler Flughafen jos mart, Havanna, Kuba
Der Flughafen der kubanischen Hauptstadt platzt schon jetzt aus allen Nähten.Bild: picture alliance/Bildagentur-online/Tips Images

Ein Hauptstadtflughafen macht Probleme

Allerdings sind nicht für alle Verbindungen Lizenzen beantragt worden - das US-Verkehrsministerium rechnet mit zunächst 155 Flügen wöchentlich. Flüge nach Havanna - dann auch aus weiteren US-Städten - wird es dagegen zunächst noch nicht geben. Die eingereichten Anträge von US-Fluglinien übertreffen die zwischen beiden Regierungen vereinbarte Ziffer von täglich zwanzig Flügen um das Dreifache, hieß es. "Wir hoffen, dass Havanna noch vor Ende des Jahres begonnen werden kann", sagte Cortés. Transportminister Foxx könnte am Mittwoch in Kuba Neues verkünden.

Probleme bereitet die Kapazität des Hauptstadtflughafens. Der platzt bereits jetzt aus allen Nähten. Anfang des Monats hatte die kubanische Regierung angekündigt, den Flughafen zu privatisieren. Er soll künftig von dem französischen Konzern Aéroports de Paris (ADP) betrieben werden; das französische Bauunternehmen Bouygues Bâtiment International übernimmt die Erweiterung und Modernisierung.

Eine weitere offene Frage ist die, ab wann die staatliche kubanische Fluggesellschaft Cubana Ziele in den USA anfliegen wird. Wegen offener Forderungen nach Rückgabe bzw. Entschädigung US-amerikanischen Besitzes, der nach dem Triumph der Revolution in Kuba verstaatlicht wurde, und entsprechender Urteile im Sinne von US-Klägern durch US-Gerichte, bestehen Befürchtungen, dass kubanische Flugzeuge konfisziert würden, sollten sie US-Flughäfen anfliegen. "Wir gehen nicht davon aus, dass im Besitz Kubas befindliche Flugzeuge in naher Zukunft die USA anfliegen werden", hatte ein Sprecher des US-Transportministeriums im Februar gesagt. An dieser Einschätzung hat sich bis heute wenig geändert. Zu einem wirklich regulären Flugverkehr ist es also noch ein Stück hin. Fort Lauderdale - Santa Clara ist nur der Anfang.