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PolitikSerbien

Wieder Protest von Zehntausenden in Belgrad gegen Gewalt

13. Mai 2023

Die beiden Massaker mit 17 Toten treiben vor allem regierungskritische Serben weiter auf die Straße. Auch eine Belgrader Stadtautobahn wurde diesmal in Beschlag genommen. Präsident Vucic wittert politische Meinungsmache.

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"Serbien gegen Gewalt" steht auf dem Banner, mit dem der Protestzug in Belgrad angeführt wird
"Serbien gegen Gewalt" steht auf dem Banner, mit dem der Protestzug in Belgrad angeführt wird Bild: Andrej Isakovic/AFP

Angesichts zweier Schusswaffenangriffe mit insgesamt 17 Toten in der vergangenen Woche haben in Belgrad erneut zehntausende Menschen gegen Gewalt demonstriert. Die Teilnehmer der Kundgebung versammelten sich am Freitagabend vor dem Parlament in Serbiens Hauptstadt und zogen über die Stadtautobahn in die Vorstadt Neu-Belgrad. Sie forderten ein Ende der Gewaltverherrlichung in Medien sowie den Rücktritt des Innenministers, des Geheimdienstchefs und weiterer hochrangiger Politiker. Es war bereits die zweite große Kundgebung gegen Gewalt in dieser Woche.

Auch eine Stadtautobahn in der serbischen Hauptstadt nutzten die Demonstrationsteilnehmer als politische Bühne
Auch eine Stadtautobahn in der serbischen Hauptstadt nutzten die Demonstranten als politische BühneBild: Darko Vojnovic/AP Photo/picture alliance

Zu dem Protestmarsch hatten mehrere Oppositionsparteien aus dem linken sowie dem rechten Lager aufgerufen. Die Organisatoren forderten, dass TV-Sendern, die gewalttätige Inhalte verbreiten, die Lizenz entzogen wird, sowie ein Verbot von regierungsfreundlichen Zeitungen, die ihrer Ansicht nach Spannungen in der Bevölkerung schüren. In einer Sondersitzung des Parlaments solle zudem die Reaktion der Regierung auf die Schusswaffengewalt diskutiert werden.

Am Parlamentsgebäude in Belgrad war der Protestmarsch gestartet
Am Parlamentsgebäude in Belgrad war der Protestmarsch gestartet Bild: Marko Djurica/REUTERS

Vertreter der Serbischen Fortschrittspartei von Präsident Aleksandar Vucic verurteilten die Proteste als "Politisierung" der Bluttaten, deren Ziel es sei, Vucic anzugreifen. Der Präsident selbst hatte nach den tödlichen Angriffen eine groß angelegte "Entwaffnungskampagne" angekündigt.

Ein Schüler und ein junger Mann als Täter

Beim ersten der beiden Schusswaffenattacken hatte ein Schüler in einer Belgrader Schule mit einer Waffe seines Vaters acht Kinder und einen Wachmann erschossen. Weniger als 48 Stunden später tötete ein 21-Jähriger in mehreren Dörfern nahe der serbischen Hauptstadt acht Menschen. Bildungsminister Branko Ruzic trat daraufhin zurück.

Nach Regierungsangaben sind in dem 6,8-Millionen-Einwohner-Land mehr als 760.000 Schusswaffen registriert. Dem Rechercheprojekt Small Arms Survey (SAS) zufolge besitzen 39 Prozent der Bevölkerung eine Waffe - in keinem anderen europäischen Land ist der Anteil so hoch.

sti/haz (afp, dpa)