Wieder schwere Kämpfe in Libyen
10. April 2011Im Kampf gegen die Einheiten von Diktator Muammar al-Gaddafi sind am Samstag (09.04.2011) in der westlich gelegenen Stadt Misrata mindestens 30 Aufständische getötet worden. Das teilte ein Sprecher der Rebellen unter Berufung auf Kämpfer und Sanitäter mit.
Die Gaddafi-Streitkräfte hätten zugleich drei verschiedene Teile der Stadt im Westen Libyens angegriffen, seien aber zurückgeschlagen worden, so der Sprecher. Misrata wird seit Wochen von Regierungstruppen belagert.
Unterstützung erhielten die Rebellen durch die NATO, die ihre Luftangriffe auf Gaddafis Truppen offenbar wieder verstärkt hat. "Sie haben zumindest vier Stellungen in Misrata bombardiert", sagte ein Aufständischer. In den vergangenen Tagen hatten die Rebellen der Allianz noch mangelnde Unterstützung vorgeworfen. Am Freitag und Samstag zerstörten NATO-Flugzeuge insgesamt 17 Panzer der Regierungstruppen, die meisten davon in Misrata, wie ein Vertreter des Militärbündnisses mitteilte.
Kampf um Adschdabija
Regierungssoldaten und Aufständische lieferten sich am Samstag zudem heftige Gefechte um die Kontrolle der strategisch wichtigen Stadt Adschdabija. Dabei kam es zum größten Vorstoß der Gaddafi-Truppen auf von der Opposition eingenommenes Territorium seit Beginn der Luftangriffe. Bei den Kämpfen wurden nach Krankenhausangaben mindestens acht Menschen getötet.
Die Streitkräfte der Regierung hatten zunächst mit kleineren Kampfeinheiten einen Konvoi der Oppositionellen außerhalb der Stadt angegriffen. Die Soldaten beschossen die Stellungen der Aufständischen mit schwerer Artillerie. Diese erwiderten das Feuer, wurden jedoch zum Rückzug gezwungen. Anschließend rückten Regierungstruppen in Zivilfahrzeugen nach Adschdabija vor.
Ein mutmaßlicher NATO-Angriff setzte dem Artilleriegefecht zunächst ein Ende. In der Nacht zum Sonntag gingen die Kämpfe aber weiter. Ein Aufständischer erklärte, die Gaddafi-Truppen breiteten sich in der Stadt aus. Sie hätten Maschinengewehre und Granatwerfer. Die meisten der 150.000 Einwohner sind bereits geflüchtet.
Armee will Hubschrauber abgeschossen haben
Die libysche Armee hat nach Regierungsangaben in der Region der Küstenstadt Brega im Osten des Landes zwei Hubschrauber der Rebellen abgeschossen. Vize-Außenminister Chaled Kaaim kritisierte in diesem Zusammenhang am Samstagabend die NATO.
Obwohl es Aufgabe der Militärallianz sei, die über Libyen verhängte Flugverbotszone zu überwachen, habe sie zugelassen, dass die beiden Kampfhubschrauber der Rebellen aufgestiegen seien. Es stelle sich die Frage, ob die Flugverbotszone lediglich für die libysche Regierung oder aber für beide Seiten gelte. Die NATO sei zu einer "Konfliktpartei auf Seiten der Rebellen" geworden.
Afrikanische Union will vermitteln
Die Afrikanische Union (AU) will zwischen den beiden feindlichen Lagern vermitteln. Das südafrikanische Außenministerium hatte am Freitag mitgeteilt, Präsident Jacob Zuma werde Gaddafi treffen. Am Samstag erklärte eine Ministeriumssprecherin, sicher sei bislang nur, dass Zuma am Samstag zu einem AU-Treffen zum Thema Libyen aufbreche. Eine AU-Delegation wolle mit Gaddafi und Regierungsgegnern zusammenkommen und beide Parteien an einen Tisch bringen. Bislang sei jedoch noch kein Treffen vereinbart worden.
Die Delegation besteht aus Vertretern Südafrikas, Malis, Mauretaniens, der Demokratischen Republik Kongo und Ugandas. Die südafrikanische Außenministerin Maite Nkoana-Mashabane forderte angesichts der bevorstehenden Gespräche einen Waffenstillstand in Libyen.
NATO glaubt nicht an militärische Lösung
NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen verteidigte nochmals den internationalen Militäreinsatz in Libyen. Er glaubt aber nicht daran, dass dadurch die Krise in dem Land endgültig beigelegt werden kann. "Für diesen Konflikt gibt es keine militärische Lösung", sagte Rasmussen in einem vorab veröffentlichten Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel".
Er nannte es "nicht fair", dass die libyschen Aufständischen der NATO vorwerfen, sie im Kampf gegen Machthaber Gaddafi verraten zu haben. Die NATO-Luftangriffe seien teilweise durch schlechtes Wetter behindert worden.
Rasmussen lehnte es ab, sich für seine jüngste Kritik an Deutschland zu entschuldigen. Er hatte im NATO-Rat gesagt, es sei absurd, dass die Bundesregierung dem Bündnis ihre militärische Unterstützung verweigere. Der deutsche NATO-Botschafter hatte daraufhin den Saal verlassen. Im "Spiegel" sagte Rasmussen dazu: "Wir haben im NATO-Rat viele lange Sitzungen, bei denen ständig Leute rein- und rausgehen."
Autor: Thomas Grimmer (rtr, afp)
Redaktion: Walter Lausch