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Wiedersehen mit dem eigenen Kidnapper

3. September 2016

2014 wurde der britische Journalist Anthony Loyd in Syrien von Rebellen entführt und gefoltert. Zwei Jahre später begegnet ihm sein Peiniger in einem Video wieder - nur das dieser plötzlich auf Seiten der USA kämpft.

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Syrische Rebellen an der Grenze zum Libanon (Foto: picture-alliance/dpa)
Syrische Rebellen (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa

Er sei "einigermaßen überrascht" gewesen, das "Gesicht des jüngsten Verbündeten Amerikas" im Kampf gegen die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) in Syrien zu sehen, schrieb der Anthony Loyd in der britischen "Times". Auf Facebook habe er Videoaufnahmen entdeckt, die seinen Kidnapper zeigen. Darin hantiere dieser mit einer Kalaschnikow und feiere den Sieg einer von den USA unterstützten Rebellengruppe in der Grenzstadt Al-Rai, berichtete der Journalist. "Es war das Gesicht eines Mannes, den ich zuletzt im Mai 2014 gesehen habe, als er sich vorbeugte, um mir aus nächster Nähe zwei Mal in den linken Knöchel zu schießen", schrieb Loyd.

Verschleppt und gefoltert

Loyd war 2014 gemeinsam mit dem Fotografen Jack Hill von Rebellen verschleppt worden, als sie nach einem Reportereinsatz in Syrien zurück in die Türkei wollten. Während der Gefangenschaft wurde Loyd mehrfach ins Bein geschossen. Beide Männer wurden nach gescheiterten Fluchtversuchen außerdem brutal geschlagen. Schließlich kamen die beiden Journalisten auf Anordnung eines örtlichen Rebellenkommandos frei.

Syrische Rebellen und US-Soldaten (Foto: Getty Images/AFP)
Die USA unterstützen Syrische Rebellengruppen mit Waffen, Ausbildung und LuftschlägenBild: Getty Images/AFP/D. Souleiman

Er sei von seinem Peiniger als "CIA-Spion" beschimpft worden, beschrieb Loyd in der "Times" Szenen seiner Entführung. "Nun scheint es so, als arbeite er selbst mit ihnen zusammen." Die US-Armee habe in den vergangenen Tagen nicht auf eine Anfrage der "Times", reagiert, schrieb Loyd in seinem Artikel. Darin warf er die Frage auf, wie es sein könne, dass "so ein bekannter Kidnapper mit Verbindungen zu Extremisten die US-Sicherheitschecks besteht".

Unterstützt von Türkei und USA

Das syrische Al-Rai war in der Vergangenheit auch von IS-Kämpfern als Durchgangsort benutzt worden. Mitte August eroberten syrische Rebellen die Grenzstadt jedoch zurück. Verkündet hatte das damals unter anderem Ahmad Othman, Kommandeur der von Ankara unterstützten Rebellengruppe Sultan Murad. Unterstützt wurden die syrischen Rebellen aber nicht nur vom türkischen Militär, sondern auch von der US-geführten Militärkoalition, die Luftangriffe auf Stellungen des IS flog.

nin/qu (afp, Times)