Winnetous Nachlass: Fans überbieten sich
26. Januar 2019Generationen junger Deutscher haben die Romane verschlungen, in denen der deutsche Ingenieur Karl und der Apachenhäuptling Winnetou von Gegnern zu Blutsbrüdern werden. "Cowboy und Indianer" spielten Kinder in Deutschland wie selbstverständlich als "Winnetou und Old Shatterhand". Doch auch, wenn die Sechziger Jahre mit dem Kult um die Winnetou-Verfilmungen schon lange vorbei sind: Die Faszination hält bis heute an.
In einem Berliner Auktionshaus werden am Samstag (26.01.) knapp 800 Teile aus dem Nachlass des 2015 verstorbenen Winnetou-Schauspielers Pierre Brice (Bild oben) versteigert: neben Original-Drehbüchern, Requisiten und Erinnerungsstücken aus den Winnetou-Filmen auch einige der an Brice verliehenen Auszeichnungen, darunter ein "Bambi" sowie zwei von der Jugendzeitschrift "Bravo" verliehene "Ottos".
Außerdem gibt es Filmplakate, Musikkassetten, Kleidungsstücke sowie persönliche Briefe und Fotografien der Familie von Pierre Brice zu ergattern. Höhepunkte der Versteigerung sind ein Stirnband, das Brice in den Winnetou-Filmen getragen hat, und eine Echthaar-Perücke. Eine goldene Uhr, die der Schauspieler bei Gala-Abenden in der linken Tasche seiner Smokinghose getragen hat, wechselte bereits während der ersten Auktionsstunde für 3000 Euro den Besitzer.
Seine Fans haben Pierre Brice immer "Freunde" genannt, sagte seine Witwe Hella Brice der Deutschen Presseagentur. Deswegen sei es sein Wunsch gewesen, dass seine Frau seinen Nachlass "mit denen teilt, die ihn lieben". Trotzdem, so die 69-Jährige, falle es ihr schwer, sich davon zu trennen. Aber mit der Aktion erfülle sie den letzten Willen ihres geliebten Mannes: "Lerne loszulassen."
Eine vergleichbare Auktion hatte es schon im Jahr 2015 gegeben, nur wenige Monate nach dem Tod des Schauspielers. Damals war eine halbe Million Euro zusammengekommen, die zu einem großen Teil dem sozialen Projekt des Dalai Lama "Future4children" zu Gute gekommen sein soll. Winnetous Gewehr, die "Silberbüchse", erzielte damals das höchste Gebot: Für 65.000 Euro konnte ein Liebhaber einen Nachbau des Film-Gewehrs, das Winnetou stets bei sich trug, mit nach Hause nehmen.
Das Ende der umfangreichen Versteigerung in Berlin war für den späten Samstagabend geplant. "Notfalls bleiben wir bis morgens um drei Uhr", sagte Auktionator Michael Lehrberger zu den aus ganz Deutschland angereisten Pierre Brice-Fans.
rh/pl (dpa, Tagesspiegel)