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England zittert sich ins WM-Viertelfinale

7. August 2023

England setzt sich im Achtelfinale erst im Elfmeterschießen gegen Außenseiter Nigeria durch. Die Verlängerung überstehen die Europameisterinnen zu zehnt.

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Fußball-WM Frauen - England - Nigeria
Bild: Darren England/AAP/dpa/picture alliance/dpa

Ganz kurz war die große Chance für Nigeria da, das Tor zum Viertelfinale weit aufzustoßen und somit für die nächste große Sensation bei dieser Frauen-WM zu sorgen. Doch nachdem die Engländerinnen den ersten Elfmeter im Elfmeterschießen verschossen hatten, zeigten sie keine Nerven mehr. Und als Chloe Kelly zum entscheidenden 4:2 traf, flossen bei den Afrikanerinnen Tränen der Enttäuschung.

Sie hatten England alles abverlangt und hätten es durchaus verdient gehabt, ins Viertelfinale einzuziehen. Doch auf den letzten Metern sicherten sich die Europameisterinnen den Sieg - mit ihrer Routine und den besseren Nerven im Elfmeterschießen. Nach 90 und 120 Minuten hatte es 0:0 gestanden. 

Platzverweis gegen James

Kelly war es auch gewesen, die 2022 das entscheidende Tor im EM-Finale gegen Deutschland erzielt hatte. Sie bewahrte den Europameisterinnen die Chance, auch noch weiter um den WM-Titel spielen zu dürfen. Bis zum Achtelfinale hatte für die Engländerinnen eigentlich eine andere Offensivspielerin für Furore gesorgt: Die englische Torjägerin Lauren James. James zählte zu den heimlichen Stars der WM-Gruppenphase. Mit drei Treffern und drei Torvorlagen führte sie die WM-Liste der besten Scorerinnen an.

Sie stand auch gegen Nigeria im Mittelpunkt - allerdings unrühmlich: In der 87. Minute verlor sie ihre Nerven und sah nach einer Tätlichkeit die Rote Karte. Nach einem Zweikampf mit der Nigerianerin Michelle Azolie hatte James ihrer auf dem Boden liegenden Gegenspielerin beim Weglaufen mit dem Fuß in den Rücken getreten.

Nigeria begeisterte bei dieser WM

In der Verlängerung hatten die Nigerianerinnen in Überzahl einige gute Chancen, die Partie zu ihren Gunsten zu entscheiden, ließen sie aber ungenutzt. Das rächte sich im Elfmeterschießen. Damit endete für Nigeria eine furiose WM-Reise: Nigeria hatte in der Gruppenphase einen Punkt gegen Kanada geholt und Gastgeber Australien besiegt. 

Die nigerianischen Spielerinnen bangen beim Elfmeterschießen Arm in Arm
Erst im Elfmeterschießen musste sich Nigeria gegen Europameister England geschlagen geben.Bild: Tertius Pickard/AP/picture alliance

Insgesamt hatten sich vier afrikanische Teams für die WM qualifiziert: Nigeria, Südafrika, Sambia und Marokko. Sambia war bereits in der Gruppenphase ausgeschieden, Südafrika verlor sein Achtelfinale gegen die Niederlande mit 0:2. Marokko ist damit das letzte Team aus Afrika, das am Dienstag (8. August) gegen Frankreich noch die Chance auf das Viertelfinale hat. 

Noch immer viele Widrigkeiten im afrikanischen Frauenfußball

Nigeria ist das erfolgreichste weibliche Fußballteam Afrikas - mit seinen elf Afrika-Cup-Titeln und Teilnahmen an jeder Weltmeisterschaft seit 1991. Trotzdem durchläuft das Team schwierige Zeiten, weil der Frauenfußball in Afrika chronisch unterfinanziert ist und wenig wertgeschätzt wird. Fehlende Sponsoren, unzureichende Infrastruktur, niedrige Gehälter und Geschlechterdiskriminierung im Sport belasten die Situation zusätzlich.

Der nigerianische Cheftrainer Randy Waldrum hatte vor der WM den nigerianischen Fußballverband (NFF) scharf kritisiert, wütend über ein abgesagtes Trainingslager in Nigeria und über die Unsicherheit bei den Bezahlungen. Die "Super Falcons" hatten deswegen bereits während des Afrika-Cups 2022 in Marokko protestiert und vor dem ersten WM-Spiel sogar mit einem Streik gedroht. Daraufhin lenkte der Verband ein.

Nigerianische Spielerinnen sind in Europas Topligen unterwegs

Die Nigerianerinnen können dennoch hoch erhobenen Hauptes zurückreisen und stolz auf ihre Talente sein - wie Asisat Oshoala vom FC Barcelona und Rasheedat Ajibade mit den auffällig gefärbten blauen Haaren von Atletico Madrid, die auch aktiv in den sozialen Medien den Wandel vorantreiben. Ebenfalls bemerkenswert ist Verteidigerin Ashleigh Plumptre, die im englischen Leicester geboren wurde und für City spielt.

Ashleigh Megan Plumptre beim  Womens Africa Cup of Nations
Ashleigh Plumptre wurde in England geboren, ihr Großvater stammt aus NigeriaBild: Gavin Barker/BackpagePix/empics/picture alliance

Obwohl sie nigerianische Großeltern hat, war es erst der Fußball, der ihr eine tiefe Verbindung zu ihrer afrikanischen Identität eröffnete, sagte Plumptre der DW: "Fußball ist die Plattform, die mir geholfen hat, viele Dinge über meine Herkunft zu erkennen und aufzudecken." Sie stellte 2021 einen Antrag auf die nigerianische Staatsbürgerschaft und wurde rasch in die Startelf integriert.

"Wir sind ein talentiertes Team. Ich denke, wir können für Aufregung sorgen und die Leute wirklich überraschen", sagte Plumptre vor dem Turnier. Das ist den Super Falcons ohne Zweifel gelungen - trotz ihres knappen Ausscheidens im Achtelfinale.