Wo deutsche Kanzler Urlaub machen
Im Dienst sind sie zwar eigentlich immer. Aber auch ein Bundeskanzler oder eine Bundeskanzlerin muss sich mal vom Regierungsgeschäft erholen. Von Konrad Adenauer bis Olaf Scholz: Hier sind ihre Urlaubsorte.
Olaf Scholz: Nesselwang im Allgäu
Bundeskanzler Olaf Scholz stammt aus Norddeutschland, aber als Urlaubsdomizil für diesen Sommer hat er sich die bayerischen Alpen ausgesucht. Für einen Wanderurlaub mit seiner Frau Britta Ernst hat er sich eine Ferienwohnung in Nesselwang im Allgäu ausgesucht. Ein Ort zum Ausspannen, wie er Reportern verriet.
Angela Merkel: Südtirol
Auch Angela Merkel (Kanzlerin von 2005 bis 2021) wandert gern. Jahrelang fuhr sie dafür nach Südtirol. Zusammen mit ihrem Mann mietete sie sich in einem unscheinbaren Hotel ein und genoss die Ruhe der Bergwelt. Hier ist sie bei einer Wanderung 2008 zusammen mit dem Bergsteiger Reinhold Messner (2. v.l.) in den Dolomiten zu sehen.
Gerhard Schröder: Mallorca
Gerhard Schröder (links, Kanzler von 1998 bis 2005) zog es hier im Juli 2000 auf die wohl beliebteste Ferieninsel der Deutschen, nach Mallorca. Die volle Strandpromenade "Ballermann" in Palma war aber nicht seine Sache, Schröder genoss eine abgelegene Finca.
Helmut Kohl: Wolfgangsee
Helmut Kohl, der von 1982 bis 1998 regierte, urlaubte Jahr um Jahr im österreichischen St. Gilgen am Wolfgangsee, hier mit seiner Frau Hannelore. Es war kein Geheimnis, dass Kohl die Ferien auch zum Abnehmen nutzte. Normalerweise hielt er sich dabei an eine strikte Diät aus Wasser und trockenen Brötchen.
Helmut Schmidt: Brahmsee
Helmut Schmidt (1974 bis 1982) hatte ein einfaches Ferienhaus am Brahmsee in Schleswig-Holstein. Mit seiner Frau Loki urlaubte der Kanzler inmitten der Natur, segelte, las, gärtnerte und spielte Schach. Er empfing dort mitunter auch berühmte Gäste, darunter den schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme, den Schriftsteller Siegfried Lenz oder den Musiker Yehudi Menuhin.
Willy Brandt: Norwegen
Willy Brandt (Kanzler von 1969 bis 1974) verbrachte seinen Urlaub gern in Norwegen, hier 1972 mit Ehefrau Rut und Sohn Matthias. Das Land hatte für ihn in zweifacher Hinsicht eine besondere Bedeutung: Der Sozialdemokrat lebte hier im Exil während der Zeit des Nationalsozialismus, und Rut Brandt stammte aus Norwegen.
Kurt Georg Kiesinger: Bodensee
Kurt Georg Kiesinger (1966 bis 1969) stammte aus Ebingen im heutigen Baden-Württemberg. Seinen Urlaub verbrachte Kiesinger nur eine Autostunde entfernt mit seiner Familie am Bodensee. Ein wenig Urlaubsstimmung verbreitete der Politiker aber einmal auch im Bundeskabinett: An einem heißen Tag im Juli 1967 tagte die gesamte Ministerrunde im Park des Bonner Palais Schaumburg unter Bäumen.
Ludwig Erhard: Tegernsee
Ludwig Erhard (Bundeskanzler von 1963 bis 1966) gilt als einer der Wegbereiter des sogenannten Wirtschaftswunders. Er prägte den Ausdruck soziale Marktwirtschaft. Er war ein bescheidener, schüchterner Mensch, bekannt auch für sein Zigarrenrauchen. Erhard reiste zweimal im Jahr zum Ausspannen vom politischen Geschäft ins bayerische Gmund an den Tegernsee, wo er ab 1953 mit seiner Familie lebte.
Konrad Adenauer: Comer See
Konrad Adenauer, von 1949 bis 1963 der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, hier nach dem Kirchgang in Cadenabbia am Comer See in Italien. Zwischen 1959 und 1966 machte er Urlaub in der Villa Collina. Seine Partei, die CDU, kaufte das Gebäude 1977 und machte es zu einem Gästehaus der parteinahen Konrad-Adenauer-Stiftung.
Ob es eine Art Patriotismus ist oder schlicht der Wunsch, notfalls schnell in die Regierungszentrale zurückkehren zu können - die Kanzler der Bundesrepublik blieben im Sommerurlaub meist nah der Heimat. Fernreisen sind nicht so angesagt. Vor allem die Alpen haben und hatten es den Regierungschefs immer wieder angetan. Das gilt auch für den Amtsinhaber Olaf Scholz.