Wolfgang Bosbach tritt 2017 nicht mehr an
23. August 2016Zur Bundestagswahl 2017 lässt sich der langjährige CDU-Abgeordnete nicht mehr aufstellen, wie er der Deutschen Presse-Agentur (dpa) bestätigte. "Mit Ablauf dieser Wahlperiode werde ich meine politische Arbeit endgültig beenden." Zuvor hatten die "Bild"-Zeitung, die "Berliner Zeitung" und der "Kölner Stadtanzeiger" darüber berichtet.
Für diese Entscheidung gebe es nicht nur einen Grund, sondern gleich ein ganzes Bündel von Gründen - "sowohl politische als auch sehr persönliche", sagte Bosbach der dpa. Dabei denken viele sofort an den Gesundheitszustand des 64-Jährigen. Der Vater von drei erwachsenen Töchtern ist seit Jahren unheilbar an Krebs erkrankt. Auch das hatte er in einer Talksendung bekanntgegeben. Trotzdem war er 2013 erneut für den Bundestag angetreten und hatte wieder ein Direktmandat geholt.
Seitenhieb auf die CDU
Bosbach verbindet den angekündigten Rückzug mit einem Seitenhieb: "In einigen wichtigen politischen Fragen kann ich die Haltung meiner Partei nicht mehr mit der Überzeugung vertreten, wie ich sie gerne vertreten würde - und wie ich sie auch vertreten müsste, falls ich noch einmal für die CDU für den Bundestag kandieren würde."
Der Mann, der 2015 aus Protest gegen die Griechenland-Politik der Regierung sein Amt als Vorsitzender des Bundestags-Innenausschusses niederlegte, sieht freilich nicht sich als Abweichler vom Profil der Christdemokraten - sondern eher die Partei selbst. Er vertrete in keiner politischen Frage eine Haltung, die nicht auch einmal die Haltung der CDU gewesen sei, betont Bosbach. Der Abgeordnete des Rheinisch-Bergischen Kreises in Nordrhein-Westfalen sitzt seit 1994 im Bundestag, bis 2009 war er Vizechef der Unionsfraktion.
Für Ministersessel zu rebellisch?
Einst war er Leiter eines Supermarkts, dann wurde er nach einem Jurastudium Rechtsanwalt und Parlamentarier. Zeitweilig wurde der konziliant auftretende Politiker sogar als Innenminister gehandelt. Allerdings galt er immer auch als Querdenker und Rebell - vielleicht bekam er deshalb nie einen Platz am Kabinettstisch. Sein Gesicht kennen auch diejenigen, die sich kaum für Parlamentsarbeit interessieren, weil er regelmäßig in Talkshows zu Gast ist. Auch in den Fernsehstudios hatte er immer wieder massive Kritik am Kurs seiner Partei geübt, so auch an der Flüchtlingspolitik von Kanzlerin Angela Merkel.
Bosbach unterstreicht, er bleibe aus Überzeugung bei dem, was die CDU in wichtigen politischen Fragen über einen langen Zeitraum vertreten habe. Das kommt an der Basis gut an. In seinem Kreisverband hätten alle enttäuscht auf seine Ankündigung reagiert, sich zurückzuziehen, sagt er. Aber bis zum letzten Tag dieser Wahlperiode werde er seine Pflichten selbstverständlich mit dem gleichen Engagement erfüllen wie bisher. Das schließt gewiss auch zahlreiche Talkshow-Auftritte ein.
jj/wa (dpa, ksta)