Wunderreis mit Tücken
27. November 2002Vor zehn Jahren begannen Forscher mit den Genen von Reispflanzen zu experimentieren. Das Resultat: Reis, der viel Pro-Vitamin A enthält und wegen seiner Farbe "Goldener Reis" genannt wird.
Zwei deutsche Agrarökonomen vom Zentrum für Entwicklungsforschung haben auf den Philippinen untersucht, welche Gesundheitseffekte und wirtschaftliche Auswirkungen von einer Einführung des Gen-Reis zu erwarten wären. Ihr Ergebnis: Bei optimistischen Annahmen können durch den "Goldenen Reis" jedes Jahr 9.000 Neuerblindungen und 950 Todesfälle vermieden werden.
Schöne neue Welt?
Schöne neue Welt mit Pflanzen aus dem Gen-Labor? Nein, denn noch kenne man die Nebeneffekte durch die Gen-Manipulation in den Pflanzen nicht. Ein Spiel mit dem russischen Roulette, meint der Gentechnologie-Experte Bruno Heinzer der Umweltorganisation Greenpeace in der Schweiz: "Man kennt den Einfluss auf die Artenvielfalt viel zu wenig." Gentechnik-Kritiker befürchten, dass durch genmanipulierte Pflanzen andere verdrängt werden könnten. Zudem könnten Nützlinge ausgerottet werden und sich Schädlinge verbreiten. Das wiederum mache einen erhöhten Einsatz an Pestiziden notwendig.
Doch noch läuft die Zeit langsam. Die Forscher sprechen von fünf Jahren um Studien durchzuführen, die die Aufnahme von Provitamin A durch den Körper sowie die Wirksamkeit beobachten. Doch Gen-Forschung ist nicht nur zeit-, sondern auch kostenintensiv und ohne Erfolgsgarantie. Daher nehmen Unternehmen entsprechend hohe Lizenzgebühren für ihre Produkte - für Entwicklungsländer nicht bezahlbar.
Alibi für die Genforschung
Aber nicht beim "Goldenen Reis": Er wurde mit öffentlichen Forschungsmitteln entwickelt. Außerdem soll der Reis kostenfrei an Bauern abgegeben werden, erläutert Dr. Martin Quaim. Bauern könnten den Reis weitervermehren und diesen von einem zum anderen weitergeben - ganz ohne institutionellen Aufwand.
Doch Greenpeace fürchtet, dass der "Goldene Reis" nicht nur der möglichen gesundheitlichen Vorteile wegen eingeführt wird, sondern auch um andere gen-technologisch veränderte Pflanzen hoffähiger zu machen. Das sei ein PR-Gag, meint Bruno Heinzer vom Greenpeace Schweiz.
Gen-Technologie oder Entwicklungshilfe?
Doch kann Gen-Reis Nährstoffmängel beseitigen? Und wenn, wird sie Armut beseitigen und Ersatz sein für den Anbau von vitaminhaltigem Gemüse? Doch als Ersatz für andere Entwicklungsanstrengungen solle er nicht gesehen werden, so Quaim: "Wir argumentieren lediglich, dass Agrartechnologie, Goldener Reis im Besonderen, ein Potential hat, eine große Rolle in einem größerem Mosaik zu spielen."