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Mordermittlungen im Fall Arafat

Günther Birkenstock29. August 2012

Der frühere Palästinenser-Präsident war eine politische Leitfigur, von den Palästinensern verehrt, von Israel gehasst. 2004 starb Jassir Arafat überraschend. Jetzt werden seine Todesumstände neu untersucht.

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Portrait Palästinenser-Führer Arafat Foto: AP
Bild: AP

Fast acht Jahre nach dem Tod des Palästinenser-Präsidenten Jassir Arafat hat die französische Justiz Mordermittlungen eingeleitet. Ein Richter werde in Kürze die Ermittlungen aufnehmen, meldete die französische Nachrichtenagentur Sipa am Dienstag unter Berufung auf Justizkreise.

Die Staatsanwaltschaft reagiert damit auf Mutmaßungen der Arafat-Witwe Suha, der 2004 in Obhut französischer Ärzte verstorbene Palästinenser-Chef sei vergiftet worden. Suha Arafat hatte an einem Gericht in der Nähe von Paris die Aufnahme von Mordermittlungen beantragt, allerdings erklärt, niemanden konkret zu verdächtigen.

Wissenschaftler fanden giftiges Polonium-210

Der Nachrichtensender Al Dschasira hatte im Namen von Frau Arafat dem Schweizer Institut für Strahlenphysik Kleidungsstücke ihres 2004 verstorbenen Mannes zur Verfügung gestellt. Der Sender berichtete anschließend über die Ergebnisse der Untersuchungen. Die Schweizer Wissenschaftler fanden demnach Spuren des hochgiftigen und sehr seltenen Polonium-210 auf Arafats Habseligkeiten. Das Institut erklärte jedoch, die Ergebnisse seien nicht eindeutig. Nur eine Exhumierung von Arafats Leichnam könne eindeutige Resultate liefern.

Palästinensische Fussballfans sitzen in einem Stadion unter einem großen Arafat-Plakat. Foto: AP/dapd
Jassir Arafat wird in ganz Palästina verehrtBild: AP

Nach zweieinhalbjähriger israelischer Belagerung seines Amtssitzes hatte sich Arafats Gesundheitszustand im Oktober 2004 plötzlich so sehr verschlechtert, dass er schließlich in ein französisches Militärkrankenhaus gebracht wurde, wo er einen Monat später starb. Die Ärzte diagnostizierten damals einen Schlaganfall. Weil die Mediziner keine konkrete Todesursache nannten, kam rasch der Verdacht auf, es könne sich um eine Straftat gehandelt haben.

Verschwörungstheorie oder Realität?

Viele Araber verdächtigen Israel, hinter dem Tod Arafats zu stecken, was Israel bestreitet. Ein Sprecher des Außenministeriums erklärte, man hoffe, die Untersuchungen brächten neue Erkenntnisse. Palästinensische Behörden gaben zunächst grünes Licht für eine Leichenausgrabung. Später zogen sie die Freigabe wieder zurück, wodurch die Spekulationen um ein Mordkomplott genährt wurden. Inzwischen hat die palästinensische Autonomiebehörde der Exhumierung von Arafats Leiche zugestimmt

gb/rb (dapd/rtr)