Wut und Trauer in Israel
Heftige Proteste haben Israel nach der Abstimmung im Parlament über Kernstücke der Justizreform erschüttert. Die Demonstrationen reichten bis tief in die Nacht, weitere Proteste und Streiks wurden angekündigt.
Protest und Blockaden in Jerusalem
Bis zur letzten Sekunde versuchten zehntausende Israelis, die Justizreform zu verhindern. Nach der Abstimmung reichten die Proteste und Blockaden bis tief in die Nacht. Es kam, wie hier in Jerusalem, zu heftigen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Etwa 58 teils gewaltsame Festnahmen und dutzende Verletzte wurden gezählt.
Tel Avivs Autobahn lahmgelegt
Über Stunden blockierten tausende Israelis eine Autobahn in Tel Aviv im Westen des Landes an der Mittelmeerküste. Im Norden der Millionenstadt raste ein Auto bei einer Kundgebung in die Menschenmenge und verletzte einige Demonstrierende.
Wasserwerfer gegen Protestierende
Mit Wasserwerfern ging die Polizei auch in der Nacht gegen die Demonstranten vor. Seit 29 Wochen haben Menschen ihre Kritik an der Reform in landesweiten Protesten geäußert. Doch sie konnten weder die Abstimmung verhindern noch einen Kompromiss herbeiführen.
Ein Selfie in der Knesset
Ein Selfie zu Erinnerung: Ein Anwalt posiert mit Justizminister Yariv Levin nach der Abstimmung in der Knesset, dem Parlament in Jerusalem. Ein Kernstück der Reform wurde am Montagnachmittag mit 64 von 120 Stimmen beschlossen. Die Opposition boykottierte das Votum und kündigte eine Petition beim Obersten Gericht an.
Ärger über Netanjahu
Vor der Abstimmung blockierten Hunderte eine der Zufahrtsstraßen zum Parlament. Diese junge Israelin trägt eine Maske von Premierminister Netanjahu, während sie an der Sitzblockade teilnimmt. Am Wochenende mehrten sich zuerst die Berichte, dass ein Kompromiss erzielt werden könnte. Doch die Hoffnungen zerstoben. Netanjahus Likud-Partei lehnte ab.
"Alle sind so wütend"
Ein wilder Sprung und ein Tritt - dieser junge Mann in Tel Aviv macht seinen Gefühlen Luft. Große Teile der Zivilgesellschaft lehnen die Ziele der rechts-konservativen Regierung um Premierminister Netanjahu ab. Ein Student erklärte vor der Knesset in Jerusalem: "Ich bin sehr, sehr traurig über das, was mit diesem Land passiert. Man sieht, was auf den Straßen passiert, alle sind so wütend".
Campen vor dem Knesset
Kritiker der israelischen Regierung unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatten vor der Knesset ein Protestcamp aufgebaut und trugen Fahnen durch das Zeltlager. Am Wochenende hatte es mit hunderttausenden Teilnehmenden eine der größten Demonstrationen seit Beginn der Bewegung im Januar gegeben.
Trauer und Enttäuschung
"Ein schwarzer Tag für die israelische Demokratie", titelten drei große Zeitungen am Morgen nach der Abstimmung. Enttäuschung, Trauer und Wut sind groß bei den Gegnern der Reform. Es werden weitere Proteste erwartet, die Ärztekammer hat bereits einen Streik angekündigt.